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Re: Lande im Zwielicht

Verfasst: So 1. Mär 2015, 17:54
von Amtaruil
Ein Plan...
(Weiter Chetwald - Lager der Wacht unweit der Feste Alagos)

Rückschau: Kurze Zeit, nachdem die Reisegruppe im Lager der Wacht angekommen war und über die Lage und ihre Gastgeber informiert worden waren


Noch immer tobte der Sturm mit unverminderter Macht über dem Weiten Chetwald und dem Land, welches sich in den Wetterbergen und Einsamen Landen verlief, bog selbst kräftige Bäume, welche knarrend und knarzend dem Wind trotzen.'
Einige Male war ein lautes Krachen aus unbestimmter Richtung zu vernehmen gewesen, wahrscheinlich, wenn einer der Bäume der Urgewalt nachgegeben hatte.'
Der Regen fiel so dicht, dass man mitunter kaum mehr als schemenhafte Gestalten erkennen konnte, selbst wenn diese dicht vor einem standen.'
Dennoch herrschte ein gewisse Betriebsamkeit in dem kleinen versteckten Lager im Weiten Chetwald. Die kleinen Zelte wurden so rasch es ging abgebaut, die wenigen Sachen, die das karge Lagerleben etwas erträglich machen sollten, eilig zusammengepackt.
Hin und wieder drang in einer gelegentlichen Atempause des Sturms ein nervöses Wiehern von den Pferden herüber, bevor es vom Geheul des Windes verschluckt wurde. Die Unruhe hatte auch sie gepackt.

In den vergangenen Stunden waren weitere Neuankömmlinge im Lager zu begrüßen gewesen, die von der Notlage erfajren - oder ebenso unvermittelt in diese gestolpert waren. Rasch waren sie in das Notwendigste eingewiesen worden.
Doch so erfreulich die Ankunft auch war, nicht alle Kunde, die sie begleitete, war es ebenso.
Düster waren denn auch die Mienen derer der Wacht, die vom Tode eines der ihren erfahren mussten, der nach einem weiteren Übergriff der Halborks seinen Verletzungen erlegen war. Gedanken an Rache mochte mancher hegen, doch wollte jede Aktion wohlbedacht sein, sollte sie nicht Schlimmeres auslösen...
Noch immer war die Zahl derer in der düsteren Feste Alagos weit höher - und das Wetter behinderte nicht nur sie.

Auch die Späher der Elben und Menschen hatten ihre Schwierigkeiten.
So sollten denn auch, während die einen das Lager an einen sichereren Ort verlegten, andere einen erneuten Spähgang unternehmen, um Klarheit zu schaffen. Und Möglichkeitenkeiten aufzeigen, den gemeinsam gefassten Entschluss, die Schlange am Kopf zu packen und zu enthaupten, in die Tat umzusetzen.
Die Hoffnung bestand, dass die sich sammelnden Halborks, zwischen denen laut den Spähern keine große Einigkeit herrschte, sich leichter zerstreuen und in kleineren Gruppen niederringen ließen, wenn die führende Kraft hinter ihnen, nicht mehr da wäre - und seitens der Halborks auch wenig Grund, diesem Kopf nachzujagen. Abtrünnige schienen diese Gruppen zu sein, nach dem, was die Späher erfahren hatten. Angezogen von der Aussicht auf leichte Beute, die man ihnen zu gewähren nicht bereit war.
Die Menschen, die unter den Halborks in den Lagern bei der Feste gesichtet worden waren, sollten denn auch das erste Ziel sein...
Ein Ziel, das jedoch erst aufgespürt werden musste, denn sie waren an verschiedenen Orten gesichtet worden. Zu hoffen blieb, dass sie nicht auch in der Feste Unterschlupf vor dem Wetter gesucht hatten, wie die meisten Halborks es wohl getan hatten, wie Späher zu berichten hatten.

Und so, während die einen zurückblieben, darauf hoffend, ihre verbliebenen Gefährten wohlbehalten wiederzusehen, brachen die anderen auf...

Daronart schaute kurz nach einem der anderen Zelte, aber derjenige, der es bewohnt hatte, war wohl schon aufgebrochen und rasch wurde es ebenfalls abgebaut und zusammengelegt.
Mit einem letzten Blick in die Runde drehte sich Daronart weg und sah zu seinen Begleitern. Lorron trat neben ihn: "Sie werden schon klarkommen..."
Gildinfael erwiderte seinen Blick: "Nun, Daronart, ich nehme an Ihr wollt vorausgehen?"
Daronart blickte sie misstrauisch an, dann gab er sich einen Ruck: "... ihr wisst in der Regel ja, auf was ihr anlegt... anders als..."
Gildinfael bemerkte seinen Gesichtsausdruck: "So ist es."

Gefolgt von den anderen ihrer Gruppe bewegte sich Daronart so geschwind, wie es das Wetter und die Umgebung zuließen, zurück zu dem Rand des Waldes. Die Macht des Sturmes war selbst zwischen den Bäumen mehr als deutlich zu spüren und wo immer eine Schneise sich fand, fegte der Wind mit fast unverminderter Stärke alles vor sich her.
Aufmerksam nicht nur potentiellen Feinden gegenüber, sondern gerade auch der vermeintlich harmloseren Natur, kämpften sie sich durch das nasse Unterholz und dann den von Dornenbüschen gerahmten Hohlweg, auf dem sie vor nicht allzu langer Zeit erst gekommen waren.
Daronart spähte lange, bevor er das Gebüsch verließ und auf den dornenberankte Hohlweg hinaustrat, immer wieder sich über das Auge wischend.
"Seht euch vor, die Dornen sind tückisch..." Fluchend befreite er sich aus einer, die es ihm wohl beweisen wollte, wie Recht er hatte.
Lorron schob erneut einen stachligen Zweig aus seinem Gesicht, bevor dieser ihm mehr als die Wange zerkratze.
Gildinfael zog sich die Kapuze über den Kopf, an der der Wind zerrte. Aelwyna starrte durch den grauen Regenschleier vor ihnen, der kaum mehr als Schemen preisgab.
Berenfareth löste ihren Umhang von einer Ranke, den der Wind geradezu in die dornenbewehrte Pracht getrieben zu haben schien.
Failwe rollte schließlich den seinen ohne Umschweife zusammen und steckte ihn in den Rucksack.
Je näher sie dem Waldrand kamen, desto mehr nahm der Wind noch an Särke zu. Gegen ihn ankämpfend verlangsamte sich der Schritt der Gruppe merklich. Doch kam auch eine noch größere Wachsamkeit hinzu, und mehr als eine Hand schützte nicht nur gegen schlagende Ranken, sondern suchte den Weg zum Griff der Waffe. Und aufmerksame Augen wandten sich zur Seite, als es hier und da im Unterholz krachte.
Mornalphor folgte den anderen noch immer stumm. Er wirkte konzentriert, auch wenn sein Blick weit voraus ging.
Im Schatten eines überhängenden Felsens, der aus den wuchernden Gebüschen aufragte, machten sie kurz Halt.
Aelwyna folgte Gildinfael durch ein Gebüsch, wenn auch weniger elegant und lautlos. Sie spähte vorsichtig zwischen Zweigen hindurch, doch gab es wenig zu erkennen.
Failwe strich sich das inzwischen regennasse kurze Haar aus dem Gesicht. Er neigte den Speer leicht, vorsichtig, um weder hängen zu bleiben, noch andere zu verletzen.
Berenfareth bewegte sich in leicht gebückter Haltung durch das Gehölz.
Mornalphor warf immer wieder auch einen Blick hinter sich, doch schien es fast als schlösse sich der Schleier aus Regenschwaden hinter ihnen, ohne einen Hinweis auf ihr Passieren zu hinterlassen.

Einen Augenblick verharrten sie dort, dann nahmen sie ihren Weg erneut auf. Die Wand aus Dornenbüschen wich zurück, doch ließen die Bäume mitunter kaum mehr Platz zwischen sich.

Sie waren noch nicht weit gekommen, da ertönte erneut ein lautes Krachen zur Linken, doch ungleich näher als zuvor... Äste borsten halb über den schmalen Weg, als ein Baum in unmittelbarer Nähe zum Weg unter dem Sturm nachgab.
Nicht nur Lorron machte einen Satz zurück im Versuch, dem brechenden und spiltternden Holz und peitschendem Geäst zu entkommen.

Erst als das vom fallenden Baumriese losgetretene Chaos sich langsam gelegt hatte, vermochte die Gruppe, das sperrige Hindernis näher zu begutachten.

Daronart wartete einen Moment länger, doch dann entspannte sich seine Haltung etwas. Er wischte sich den Schlamm und Dreck aus dem Gesicht, der durch das fallende Holz in alle Richtungen geschleudert worden war, und winkte den anderen, während er sich aufmerksam der Bescherung näherte. Jedesmal, wenn oben in den Wipfel angebrochene Äste knackten, zuckte er merklich zusammen und warf einen misstrauischen Blick empor. Von einem Ast schnöde erschlagen zu werden, während man sich aufmachte, um Halborks den Garaus zu machen, gehörte offenbar seiner Meinung nach zu den durchaus wahrscheinlichen Launen des Schicksals...

Mornalphors Blick wanderte aus der Ferne zurück zu der kleinen Gesellschaft. Als letzter folgte er den anderen, bis er schließlich im kleinen Kreis mit ihnen vor dem Hindernis versammelt war. Im Gegensatz zu diesen trug er - wie angekündigt - keine Waffe bei sich. Zumindest keine aus Stahl. An seiner Seite war jedoch ein Runenbeutel.
Daronart kniete sich in den aufgewühlten Matsch vor dem Wirrwarr aus Holz und Blättern: "Na wunderbar...." Er versuchte die Äste weit genug beiseite zu schieben um durchzukommen. Lorron beäugte sein Vorankommen missmutig. Der anderen war deutlich kleiner als er selbst, wo dessen drahtige Gestalt hindurch ging, passte er selbst noch lange nicht... Er zog ein paar widerspenstige Äste beiseite, einen Regen aus Blattwerk und Dreck auslösend: "Kommst du durch, Daro?"
Daronart quetschte sich Handbreit für Handbreit voran, einmal mehr dem Umstand dankend, dass er nicht dazu neigte, Fett anzusetzen... es passte... grad so noch: "... mein Glück..." Er spuckte ein Blatt aus, das von einem boshaften Ast aller Umsicht zum Trotz einen Weg gefunden hatte.
Lorron brach fluchend noch ein paar Äste ab, als er sah, wie viel Mühe der kleinere Mann hatte.
Gildinfael starrte konzentriert in den Regen. Als jedoch vorerst noch nichts Bedrohliches zu erkennen war, machte sie sie dran, das Hindernis zu passieren, dicht gefolgt von Berenfareth und Aelwyna.
Failwe schlängelte sich durch das Geäst und auch Mornalphor wand sich mit fließenden Bewegungen und scheinbar mit Leichtigkeit durch das herabgestürzte Geäst, während Lorron deutlich mehr Schwierigkeiten hatte.

Nachdem alle mehr oder minder unbeschadet auf der anderen Seite angelangt waren, nahmen sie ihren Weg wieder auf. Doch mehr als ein misstrauischer Blick ging nun auch nach oben. Soweit im Regengrau zu erkennen, wogten die mächtigen Baumkronen beängstigend.
Mornalphors Blick wanderte jedoch noch weiter, hinauf, zum Tosen am Firmament.

Daronart wischte sich den Regen aus dem Auge, ein hoffnugsloses Unterfangen, so oft er es auch wiederholte. Er wartete kurz, bis alle aufgeschlossen hatten: "Wir nähern uns der Ebene. Seid vorsichtig, hier könnten auch Feinde Schutz gesucht haben."
Berenfareth nickte stumm, und Gildinfael tastete mit der Rechten prüfend nach ihrem Köcher und nahm dann den Bogen vom Rücken. Failwe packte die Waffe fester, sehr konzentriert. Mornalphor hielt sich in der anderen Mitte, als es weiter ging durch den Hohlweg, doch wurden die Abstände zwischen den Bäumen sichtlich größer und das Unterholz lichter...

Failwe blieb unvermittelt stehen, wachsam blickend.
Narannir trat auf den Weg und hob grüßend die Hand.
Daronart, gegen die zunehmende Stärke des Wíndes ankämpfend, rannte im Regen fast in ihn rein: "Woah...." Daronart atmete schwer und heftig, der Dolch war halb gezogen: "Narannir.... schleicht... euch... nicht ... immer... so... an...."
Gildinfael, direkt hinter Daronart, hatte die Anwesenheit des Elben bereits vorher bemerkt und konnte sich nur schwer ein Grinsen verkneifen.
Narannir hob nun auch die andere Hand und lächelte: leicht: "Freund... Daronart... ihr solltet aufpassen..."
Lorron grinste. Der Elb hatte dieses Spielchen bereits einige Male mit ihnen getrieben und wahrscheinlich würde er auch dieses Mal darauf bestehen, dass er keinesfalls geschlichen sei.
Failwe beobachtete ruhig und aufmerksam das Geschehen. Mornalphor musterte den jungen Burschen. Er schien einen Moment zu brauchen, dann erkannte er ihn wieder als denjenigen, der sie bereits bei ihrer Ankunft am Waldesrand empfangen hatte.
Leichter Schalk sprach aus Narannirs Augen, dann wurde er ernst: "Verzeiht... ich verspreche mich zu bessern." Er grüßte die anderen.
Berenfareth nickte Narannir grüßend zu, sie hatte ihn ebenfalls wiedererkannt.
Narannir nickte Gildinfael zu, die bereits zuvor zusammen mit den Elbenspähern unterwegs gewesen war.

Daronart ließ den Dolch in die Scheide zurückgleiten. Er knirrschte mit den Zähnen, den Elben entrüstet anfunkelnd: "Werdet ihr mit uns kommen?"
Narannir lächelte entwaffnend: "Nur ein Stück. Wenn ihr es erlaubt..."
Lorron sah an dem Elben vorbei auf die sich abzeichnende Ebene, wo ein Regenschleier den anderen jagte: "Wie sieht es da vorn aus, ausser regnerisch, mein ich?"
Narannir folgte seinem Blick: "Man sieht kaum eine Hand vor Augen, doch hin und wieder lässt der Regen bereits nach, ihr müsst euch beeilen." Offenbar hatte er bereits Kunde von ihrem Vorhaben erhalten.

Gildinfael nickte: "Einen besseren Sichtschutz bekommen wir so schnell nicht wieder."
Narannir nahm seinen Bogen auf und überprüfte den Sitz der beiden langen Messer an seinem Gürtel: "Das ist zu wahr."

Ohne Umschweife machte sich die nun größere Gruppe erneut auf, diesmal den letzten Schutz des Waldes hinter sich lassend und die wenige Deckung des Landes und den Sichtschutz des Regens nutzend, um wachsamen Augen des Feindes zu entkommen.

Erst zwischen einigen Felsen und alten verlassenen Mauerresten wagten sie erneut kurz innezuhalten.
Berenfareth kauerte sich an die zusammengebroche Mauer.
Narannir deutete über die Mauer: "Dort bei den Felsen gibt es eine Stelle die Umgebung am Fuße der Feste einzusehen. Lasst uns eilen."
Narannir verschwand leichten Fusses trotz des Sturmes über die freie Fläche, weniger geschwindt und eher rutschend gefolgt von Daronart, dessen leises Fluchen vom Sturm verweht wurde...
Failwe drückte sich in den Windschatten der Felsen, Mornalphor hinter sich, dessen leises Lachen andeutete, dass er keine Mühe hatte, sich in Failwes Windschatten zu verstecken.
Aelwyna wartete auf einen günstigen Moment, bevor sie den anderen folgte. Sie atmete hörbar, als sie diese erreichte.
Lorron kam rutschend bei den Felsen zum Stehen, streifte missmutig einen schlammigen Stiefel am Felsen ab.

Aus südlicher Richtung kam eine schlanke Gestalt nahe der Felswand zur Felsgruppe herüber geeilt, geschickt die Deckung nutzend.
Failwe drehte kurz den Kopf, runzelte irritiert die Stirn.
Daronart kämpfte gegen den Wind, der sich hier zwischen den Felsen vefing und bald von dieser, bald von jener Seite zu wehen schien.
Gildinfael zög sich ihre Kapuze tiefer ins Gesicht. Der Regen hatte ihre Kleidung und die Lederrüstung bereits völlig durchweicht, aber das störte sie nicht weiter.
Mornalphor entdeckte die Bewegung eines Schattens - nein, einer Gestalt. Seine pechschwarzen Augen wirkten glatt und konzentriert.
Narannir verharrte und deutete zu der Gestalt. Er wirkte gelassen: "Warten wir hier."
Berenfareth nickte: "Mae."

Daronart blinzelte und spähte in die relative Dunkelheit des Regens: "Ärger?" Unbewusst legte er die Hände auf die Griffe seiner Waffen. Und auch Lorrons Hand wanderte in Richtung seiner Waffe.
Mornalphor sah zu der Gestalt, die flink näherkam: "Oder nur auf der Suche nach Schutz vor dem Regen?"
Failwe spähte zu der dunklen Gestalt hin, zuckte mit den Schultern, hielt seine Waffe aber bereit: "Abwarten..."
Lorron blickt spähend in den Regen: "Alle Elben sehn was und ich wieder nicht..."
Cuildis erkannte die anderen, hob kurz beide Hände, um zu zeigen, dass sie keine Waffe trug, sie streifte die Kapuze vom Kopf
Narannir winkt ihr zu, wohl ein Zeichen, sie wahrgenommen zu haben
Cuildis wartete kurz, bevor sie das letzte Stück Freifläche überwand und eilte anschließend zu ihnen.
Berenfareth atmete erleichtert aus, als sie Cuildis erkannte.
Daronart zuckte zusammen, als die Elbin für ihn recht unvermittelt bei ihnen auftauchte: "Nicht nur du..."
Aelwyna nickte Cuildis erleichtert zu: "Brennil Cuildis ... um ein Haar hätten wir euch für ..." sie überlegte kurz, "...jemand anderen gehalten."
Daronart beendete den Satz für sie: "für... einen Feind..."

Narannirs aufmerksamer Blick lag auf dem Gelände in der Richtung, aus der der Elbin zu ihnen gekommen war. Und auch sie schaute sich prüfend um, ob ihr jemand gefolgt war.
Dann legte sie einen Finger an ihre Lippen und setzte leise zu sprechen an: "Hier seid Ihr also... Gut... Hört zu. Wir haben vielleicht eine Gelegenheit gefunden. Etwas unterhalb der Festung am Fuße des Berges bewegt sich eine kleine Gruppe... langsam und schwerfällig."
Narannir verengte leicht die Augen, besorgt zu Cuildis hinübersehend, bevor seine Aufmerksamkeit wieder der Wache galt.
Gildinfael blickte zu den Festungsruinen hinüber, deren Bruchstücke sich als große dunkle Umrisse im dichten Regen abzeichnen.
Cuildis fuhr fort: "Es sind zwei oder drei Wachen unter ihnen. Sie schieben einen Karren durch den Schlamm und kommen nur langsam vorwärts."
Lorron schnaubte: "Hah, geschieht ihnen recht."
Daronart knurrte leise: "Soll'n sie im Schlamm verrecken..."
Gildinfael says, "Habt Ihr gesehen, was sie darauf geladen haben?"
Cuildis schüttelte den Kopf: "Nein, ich wollte nicht zu nahe ran - so dicht an der Festung... aber die bewegen sich nach Norden. Wenn wir Glück haben, sind sie bald außerhalb der Sicht der anderen Wachen am Fuß der Festung."
Sie wandte sich den Männern der Wacht zu: "Gibt es hier einen Ort, wohin sie unterwegs sein könnten?"
Daronart nagte an der Lippe, offenbar überlegte er: "Ein paar Ruinen da oben auf der Anhöhe... und die Ruinen im Nordosten."
Cuildis schaute in die genannte Richtung: "Vielleicht finden wir dort was wir suchen."
You zuckte mit den Schultern: "Noch etwas zu diesem Karren bekannt?"
Cuildis verneinte: "Nein, nur dass er schwer zu sein scheint."
Gildinfael trat neben Cuildis: "Ich glaube nicht, dass sie von unserer Anwesenheit wissen." Cuildis stimmte ihr zu: "Die anderen Späher und ich, wir waren vorsichtig."
Daronart sah zu der Ruine auf dem Hügel, zumindest dahin, wo sie sein musste: "Wenn sie bei diesem Mistwetter so etwas unternehmen, muss es wichtig sein... jemand ihnen gehörig mit der Knute drohen... Wir sollten uns das ansehen... wer weiß, wann wir wieder so eine Gelegenheit kriegen..." Lorron nickte.

Mornalphor meinte leise: "Sollte hier nicht jemand auf unseren Rücken achten? Ich biete mich freiwillig an und könnte ein Zeichen geben. Schließlich könnten sie ebenso uns ausgespäht und in einen Hinterhalt gelockt haben."
Lorron starrte Mornalphor an, als er 'Hinterhalt' hörte. Der Elb erwiderte Lorrons Blick. Er selbst schien völlig ruhig und besonnen.
Narannir wandte den Kopf: "Ich werde hier bleiben. Es hieß ein Spähgang, doch nun... die anderen müssen gewarnt werden, wenn der Plan geändert wird. "
Failwe sah zu Mornalphor: "Ihr, brannon? Ohne Waffen?" Der Angesprochene blickte zu Failwe auf: "Sorgt Euch nicht um die Waffen, die Ihr seht, brannon. Die anderen sind die viel gefährlicheren."
Lorron nickte zu Mornalphors Worten.

Narannir sah nachdenklich zu Mornalphor: "Wenn dem so ist, dann geht mit ihnen, nicht gegen alles sind weltliche Waffen von Nutzen. Wir werden sehen, dass wir euren Rücken decken."
Failwe kniff ein wenig die Augen zusammen, musterte Mornalphor nochmal, dann nickte er: "Henion."
Gildinfael nickte zu Narannirs Worten, während Cuildis ihren Waffengurt kontrollierte. Failwe packte den Speer fester.
Mornalphor sah in die Runde: "Ich versuche nur zu ersinnen, wie ich euch am meisten nütze."
Gildinfael lächelte grimmig: "Indem Ihr ein Blitzgewitter auf sie niedergehen lasst, so sie uns bemerken sollten."
Narannir nickte: "Dann seid auf alles gefasst."
Lorron murmelte leise: "Da sich die Situation dauernd ändern kann, lässt sich das wohl schwer vorhersehen, Mornalphor."
Mornalphor blickte auf Schwerter und Dolche, die die anderen trugen: "Ah... Ein Blitzgewitter zwischen stählernen Waffen?" Mornalphor lächelte wieder, so wäre er selbst in dieser Situation über das Wortspiel amüsiert. Noch immer wirkte er gelassen.
Daronarts Auge weitete sich entsetzt, offenbar war das durchaus im Rahmen seiner Vorstellungskraft - und alles andere als erfreulich.
Gildinfael murmelte: "Das war allgemein gesprochen. Von mir aus zündet ihnen auch den Pelz an."
Aelwyna schaute zweifelnd: "Blitz ... Feuer ... ich halte es lieber mit gutem gondorischen Stahl."
Daronart knurrte: "Alles, was uns am Leben erhält..."
Cuildis schaute sich um: "Also wie lautet euer Vorschlag?
Daronart sah fragend gen Narannir: "Die Ruine da oben ist leer." Narannir nickte: "Sie war es bis zuletzt, zu schlecht erhalten wohl selbst für diese Gesellen."
Lorron strich über seinen Waffengriff: "Wieviele waren nochmal beim Wagen?"
Cuildis starrte in den Regen: "Vielleicht zwei oder drei. So genau sah ich es nicht bei dem Wetter. Leider gibt es kaum Deckung dort draußen. Nur auf einem Hügel konnte ich Bäume sehen."
Gildinfael pflichtete ihr bei: "Ein paar vereinzelte Bäume... und den Regen."
Daronart folgte ihrem Blick: "Klingt machbar..." und auch Lorron nickte: "Das sind wirklich nicht viele..."
Lorron says, "Ich nehme an, Daro, der Plan ist, nachzusehen, was auf dem Wagen ist?" Daronart nickte bei seinen Worten. Er deutete auf den dichten Regenschleier: "Die sehen hoffentlich nicht besser als ich."

Gildinfael richtete sich auf: "Dann auf. Falls es aufklaren sollte, während wir auf freier Fläche stehen..."
Daronart nickte zu den Worten der Elbin: "Sehen wir sie erst mal, welchen Weg sie eingeschlagen haben - auf oder um den Hügel, sonst reden wir über ungelegte Eier... zu uns kommen werden sie kaum..."
Cuildis schaute Daronart etwas irritiert an: "Ungelegte Eier?"
Mornalphor scheint am Ende seiner Überlegung angelangt und entschließt sich den anderen zu folgen. Und sei es nur, um sie vor Dummheiten zu bewahren.
Daronart zuckte mit den Schultern, er wurde deutlich, dass er in Gedanken bereits sich mit den Halborks beschäftigte...:"Sagt man so, .... kommt man nicht dran, so sehr man auch darüber redet..."
Cuildis zuckte mit den Schultern ob der unverständlichen menschlichen Wortwahl.
Narannir schmunzelte leicht, doch sein Blick blieb ernst, als er zu Cuildis trat: "Brennil? Wir hatten noch keine Gelegenheit. Habt ihr bereits eines erhalten?" In seiner Hand lag ein feingewundenes kleines Horn. "'Es ist nur für Notfälle."
Cuildis schaute auf das Horn: "Ein Signalhorn?'
Narannir nickte: "Eine Vorsorge für einen Plan, den wir ersannen, falls... die Dinge sich anders entwickeln als wir es erhofften."
Cuildis lächelte und schüttelte den Kopf: "Nein, so etwas habe ich nicht, aber ich nehme es gerne."
Narannir nickte ernst: "Verwendet es nur im äußersten Notfalle."
"Hannon le."
Mornalphor gab zu bedenken: "Das Horn werdet ihr bei diesem Wind und Regen kaum hören. Wohl aber kann ich etwas sichtbar machen."
Narannir nickte bei Mornalphors Worten: "Seine Reichweite ist begrenzt - und es ist nur eine weitere Absicherung. Eine Vorbereitung von vielen. Wir werden kein Hilfesignal von euch unbeachtet lassen, so es uns möglich ist. Doch achtet auch ihr auf den Hornklang, wenn ihr ihn vernehmt." Er nickte Daronart zu, der grimmig das Gesicht verzog: "Hoffen wir, dass wir es nicht brauchen."
Cuildis zog sich wieder die Kapuze über, nachdem sie das Horn um den Hals gelegt hatte.
Failwe zerrte schmatzend ersten den einen, dann den anderen Stiefel aus dem schlammigen Boden.
Narannir nickte: "Eilt euch."

...

Re: Lande im Zwielicht

Verfasst: Mo 2. Mär 2015, 01:22
von Amtaruil
..., die Umsetzung eines Planes...
(Ebene unterhalb der Feste Alagos)

Rückschau: Direkt nachdem die Spähergruppe von ein paar Halborks mit einer schweren Last erfahren hat


Noch immer fiel der Regen so dicht, dass wenig in Entfernung zu erkennen war.
Wenige Bäume säumten die sturmgepeitsche Anhöhe, doch sie boten kaum etwas Schutz vor dem stetigen Wind. Voraus waren undeutlich einige größere Schemen auszumachen. Waren es nur verkrüppelte Bäume, die sich da im Wind bewegen? Oder etwas anderes...?

Daronart deutete unbestimmt ins Regengrau vor ihnen: "Die Ruinen sind um den Hügel da rum..." Lorron neben ihm versuchte seine Augen kurz gegen den Regen abzuschirmen: "Könnt ihr etwas erkennen?" Daronart blinzelte: "Ich seh nichts."
Cuildis hockte sich hin, spähte in die Richtung: "Hm... Sind das Bäume?"
Berenfareth versuchte auszumachen, was dort lag, aber die Schemen waren zu undeutlich.
Mornalphors dunkle Augen blickten starr voraus auf die Bewegung im prasselnden Regen.
Failwe murmelte, wie zu sich: "Der Bogen nützt hier wenig.. zu windig... und worauf schießt man?"
Gildinfael murmelte: "Wenn die Pfeile nicht nutzen, so werden dennoch die Klingen schneiden."

Langsam nahmen die Schemen deutlichere Gestalt an. Ein kastenförmiges Etwas befand sich dort auf Höhe einer kleinen Baumgruppe. Einige Gestalten bewegten sich um ihn herum. Ein kläglicher Ruf eines Maultieres drang herüber.
Failwe lauschte: "Ein..Gespann...?" "Ich erkenne... nichts" Aelwyna blickte angestrengt in Richtung des Geräusches.
Cuildis deutete zu den Bäumen: "Das sind sie..."
Daronart erhob sich und lockerte seine Klingen.

Nur langsam setzten sich die langsam deutlicher werdenen Gestalten wieder in Bewegung. Die Gestalten schienen den Karren schieben zu müssen...
Mornalphor mutmaßte ob des rutschigen und schlammigen Weges: "Ihre Zugtiere können nicht mehr. Sie werden kaum vorankommen. Der Karren scheint im Schlamm festzustecken, so schwer beladen."
Cuildis deutete zu den sich bewegenden Schemen: "Dann sollten wir sie... erlösen, meint Ihr nicht?"
Lorron griff nach seiner Waffe: "... die haben mit sich selbst genug zu tun..."
Daronart neben ihm spannte sich: "Gerne...."
Gildinfael schenkte dem nun deutlicheren Karren einen nachdenklichen Blick: "Ich frage mich, was sie dort transportieren.... bei dem Gewicht gewiss kein Proviant.'
Berenfareth murmelte leise murmelnd: "Eine leichte Beute..."
Cuildis sah zu den anderen: "Wir verteilen uns am besten..."

Eine deutlich größere Gestalt war auszumachen, als sie wild mit den Armen zu gestikulieren schien, vielleicht verfluchte er seine Leute und den Rest....

Daronart blinzelte: "Wer nimmt wen...?"
Lorron betrachtete den schlammigen Weg unterhalb der kleinen Baumgruppe, wo sie die Gestalten mit dem Karren erwarteten.
Ruckend holperte der Karren weiter, immer wieder hängenbleibend.
Cuildis lockerte dann die Kette um ihren Hals mit dem Horn, um es griffbereit zu haben.
Lorron nickte gen eine der Gestalten: "Ganz rechts, wenn ihn sonst keiner will..."
Daronart kratzte sich übers Kinn, er schien aufs Geratewohl zu raten, so wie er blinzelte: "Mitte..."
Failwe sah zu den Menschen: "Ich halte mich links... Doch sollte ein jeder den andern nicht aus dem Auge verlieren."
Mornalphor musterte sie leise und doch streng: "Feilscht nicht um die Feinde. Ein Kampf ohne Respekt ist ein verlorener Kampf."
Gildinfael schüttelte den Kopf: "Nein, wir müssen aufeinander achten."
Lorron nickte grimmig: "Gut. Sagt an, wenn's losgeht."
Daronart rutschte mehr neben den größeren Mann, leise raunte er: "Ich halte mich an dich."

Der Karren kam auf dem nächsten Stück Weges erneut ins Rutschen, und mit ihm die drei Halborks, deren Gestalten nun etwas deutlicher zu erkennen waren. Alle drei schienen zu streiten, ein paar Meter Schlamm weiter unten, doch ihre rauen Stimmen drangen nur gedämpft durch das Prasseln des Regens hindurch.
Gildinfael zog ihre Dolche, die Klingen glitten mit einem leise schabenden Geräusch aus den Lederscheiden.
Auch die anderen bereiteten sich auf den Kampf vor, Sie würden nur diese eine Chance haben... Mornalphor griff in den ledernen Beutel und zog einen geschwärzten, kantigen Stein heraus. Der dort, wo ihn seine Hand umschloß, vom vielen Greifen glattgeschliffen war.
Cuildis schaute angestrengt in das Unwetter, doch offenbar drohte keine Gefahr aus dem Norden.
Lorron hatte den Beidhänder in einer Hand und wartete auf die Ansage.
Einer der Halborks stieß seinen Begleiter kräftig zur Seite, offenbar seinen Argumenten Nachdruck verleihen wollend...
Erleichterung klang in Daronarts Stimme mit, als er ein leises "Ah... jetzt seh ich was" murmelte, was ihm einen scheelen Seitenblick nicht nur von Lorron einbrachte: "Du siehst mich, wenn ich neben dir bin, hoff ich mal..."
Gildinfael blickte zu Daronart hinüber: "Etwas, worüber wir uns Sorgen machen müssten?" Verbissen schüttelte dieser den Kopf, alle Erleichterung mit einem Schlag verflogen.

Nur ein paar Handbreit rutschte der Karren nach vorne, dann langsam mit deutlichem Drall zur Seite des abfallenden Hangs. Die wilden Gesten der Halborks machten deutlich, dass sie sich der Gefahr, dass der Karren umzukippen und den Hang runterzurutschen drohte, deutlichst bewusst wurden.

Abwartend harrten die Elben und Menschen aus, doch mit einer vorübergehend gemeinsamen Anstrengung schafften die drei den Karren wieder halbwegs in die Spuren zu bringen.
Nicht nur die vor den Karren gespannten Maultiere standen für einen Augenblick mit bebenden Flanken da.
Lorron deutete nach vorn, wo die Halborks sich noch mit dem Karren abmühten, und Daronart nickte: "Eine bessere Gelegenheit wird sich kaum bieten. Warten wir nicht mehr..."


Rasch, bevor die drei wirklich reagieren konnten, griffen die Elben und Menschen sie an. Die Überraschung auf ihrer Seite dauerte der Kampf nur einen kurzen Augenblick... dann lagen alle drei am Boden, tot oder tödlich getroffen...
Mornalphor hielt sich im Hintergrund. Mit wachen Augen beobachtete er das kleine Gefecht durch den Regen.

Lorron blickte sich wild um, ob noch einer der Feinde stand. Daronart kam auf dem nicht nur durch den Kampf aufgewühlten und schlammigen Erdreich nur schliddernd zum Stehen. Sein Kopf fuhr herum, als ob er nach weiteren Angreifern suchte.
Gildinfael betrachtete die toten Halborks angewidert. Sie wischte die Dolchklingen im nassen Gras ab und steckte sie in die Scheiden zurück: "Rasch, lasst uns nachsehen, was sich auf dem so schweren Karren befindet."
Lorron blickte auf den toten Ork zu seinen Füßen und beruhigte sich, als er sich bewusst wurde, dass alle erledigt waren.
Aelwyna nickte, während sie ihr Schwert im nassen Gras säuberte.
Cuildis nickte zufrieden: "Nahezu still und leise... sofern man das so sagen kann."
Berenfareth senkte ihre Waffen, als sie sah, dass der Kampf vorbei war.
Mornalphor hielt noch immer noch immer den Runenstein in der Hand.
Failwe bückte sich nach seinem Speer, die Bewegung dabei war langsam und bedächtig.
Missmutig, nun da der Kampf vorbei war, starrte Daronart den Karren an und die Steigung: "Wir hätten sie doch zu uns kommen lassen sollen..."
Cuildis meinte leise zu den beiden neben sich: "Ich hoffe nur, sie geben nicht all zu viel Laut" Ihr Blick ging zu den Maultieren.
Lorron griff den nervösen Tieren ins Geschirr und sprach leise in seiner Sprache auf sie ein. Mal hart, mal weich klangen seine Worte, die Sprache der Rohirrim.
Erst traten die Maultiere nervös auf der Stelle, unruhig bei dem Wetter und dem Blut, dann jedoch wurden sie merklich ruhiger als sie seiner erfahrene Hand spürten.
Er wandte den Kopf zu Daronart um: "Du meinst, die ziehen nicht mehr viel?"
Daronart zuckte mit den Schultern, untersuchte derweil die Toten, sicherstellend, dass diese ihr Ableben nicht nur vortäuschten. Dann schleifte er sie fluchend und rutschend in den Schutz der kleinen Baumgruppe, mehr als einmal ausrutschend und auf dem Knie im Dreck landend: "Auf jeden Fall sollten sie den Karren ziehen, ich schieb den nicht..." Seine Stimme klang entschlossen, als er sich mit den Leichen abmühte.

Mornalphor ging langsam hinüber zu den anderen. Er verschwendete keinen Blick an die Yrch. Auch die anderen versammelten sich unterdessen bei dem Karren, darüber beratschlagend, wie sie weiter vorgehen sollten. Könnte er eine mögliche Tarnung sein, um näher an die von den Feinden besetzten Ruinen zu gelangen?
Mornalphor ließ die Plane wieder über die Ladung sinken, nachdem er sie inspiziert hatte, die Brauen dicht zusammengezogen: "Kisten mit Waffen... Für mich sieht kalter Stahl immer gleich aus... Vielleicht sollte jemand sich dies besehen, der in der Waffenkunde bewanderter ist als ich." Er hob die Plane hoch für Aelwyna, die herantrat. "Ein wagemutiger Plan. Ich bin dafür", meinte diese zu Cuildis, die die Nutzung des Karrens und seiner Zugtiere als Tarnung vorgeschlagen hatte.

Failwe sah sich suchend um, bückte sich schließlich, säuberte seinen Dolch und schob diesen wieder in die Scheide, halb verfolgte er die Debatte um den Karren.
Gildinfael says, 'Ihr wollt damit näher an die Festung gelangen?" Sie dachte kurz darüber nach, als Cuildis nickte. "Gut, lasst es uns versuchen."

Daronart rutschte aus und setzte sich im Schlamm auf den Hintern, als er versuchte, den dritten Leichnam, nun sichtlich angestrengter, den Hang zu der kläglichen Deckung zu schleifen, er arbeitete sich fluchend wieder auf die Beine, mehr als einmal dabei erneut weggleitend, als er versuchte, dem Halbork einen Tritt zu verpassen.
Eine kurze Weile untersuchte die Frau aus Gondor die Fracht, dann kletterte sie wieder vom Karren, der immer tiefer ins Erdreich sackte.
Failwe hatte an ihr vorbei ebenfalls einen Blick auf die Ladung geworfen: "Rohes Zeug. Doch sicherlich so tödlich wie jede andere Waffe." Sie nickte: "Die Waffen scheinen keine besondere Qualität zu haben ... doch möchte ich sie bei mehr Licht betrachten."

Lorron strich den Maultieren über die Nüstern, gab ihnen etwas vom Brot, das Morwes ihm eingepackt hatte.
Cuildis sah die beiden erstaunt an: "Warum karren sie Waffen durch die Gegend?"
Aelwyna sah zu ihr: "Um ihre Leute zu bewaffnen?"
Mornalphor wandte sich zu ihr um: "Wieviele Waffen wollt ihr mitnehmen, Aelwyna? Sollte der Rest unschädlich gemacht werden? Waffen sind in jeder Hand gefährlich."
Aelwyna starrte ihn erstaunt an: "Was? Um ...... es wird wohl genügen, wenn ich einige wenige mitnehme..."
Gildinfael nickte Mornalphor bestätigend zu: "Schlimmstenfalls ist nicht allzuweit weg ein weiteres großes Lager von ihnen, das noch ausgerüstet werden soll."
Mornalphor sah zu ihr: "Soll ich den Rest... unschädlich machen?"
Failwe nickte: "Das wäre sicher das Beste. Zurücklassen sollten wir sie nicht.
Daronart ließ den letzten Leichnam zu den anderen zu Boden sinken und machte sich dran, sie notdürftig abzudecken. Bei seinem Glück suchte der nächste von diesen Kerlen genau hier Schutz...
Aelwyna wählte die Klingen, die sie mitzunehmen gedachte, dann nickte sie Mornalphor zu.
Der Elb sah die anderen an und bedeutete ihnen, die Kisten vom Wagen zu heben und zurückzutreten.
"Diese Waffen sollen sie nicht erhalten." Failwe trat ohne Umschweife an den Karren, hebelte eine Kiste auf, schob sie an den Rand des Wagens und kippte die Fracht aus. Der andere Elb trat zurück, um ihn dabei nicht zu behindern. Failwe fuhr mit seinem Tun fort, bis sämtliche Kisten geleert waren.
Während Lorron Maultiere und Karren danach beiseite führte, kam Daronart sich nachdenklich den Dreck von den Handschuhen wischend heran: "Wie wollt ihr das hier oben machen? Hier mitten im Nirgendwo..."
Mornalphor blickte über die Schulter zu ihm. Er lächelte leicht, wissend. "Das wird kein Problem sein."

Zweifelnd starrte Daronart den Elben an, dann entschloss er sich, dass er gar nicht so genau wissen wollte, was diesen so sicher machte.
Er trat stattdessen zu Lorron und betrachtete ihre Beute - den Karren - deutlich interessierter: "Das wär' wirklich eine gute Tarnung." Er blickte zurück zu den Leichen und wieder zu dem Wagen: "Jemand wartet darauf..."
Cuildis kam zu ihnen: "Nun, wenn wir uns ansehen wollen, für wen diese Waffen bestimmt waren.... Derjenige wird sicher ungeduldig sein..."
Daronart kratzte sich am Kinn: "Die Ruine da hinten dürfte das Ziel gewesen sein, von dem Weg her, den die drei eingeschlagen haben." Er deutete in den Regen nach Nordosten. "...ist keine Feste wie die aber... trotzdem... wenn.. sie aber jemand erwarten.... bei diesem Wetter... schauen sie sich sicher nicht genau an..." Nachdenklich starrte er ins Regengrau.
Cuildis folgte seinem Blick: "Bringen wir ihnen eine etwas andere Lieferung."

Lorron musterte den Karren: "Ein Teil von uns dürfte unter die Plane passen."
Gildinfael sah ihn zweifelnd an: "Wir werden aber nicht alle darunter passen. Und wir sehen auch nicht wie Halborks aus."
Daronarts Blick ging bei der Elbin Worte zurück dorthin, wo er die Leichname vor Kurzem mit ein paar Zweigen zugedeckte hatte - und diese mit Steinen beschwert: "Hm..." Er starrte auf die Erhebung, unter der sich die Körper der stinkenden Halborks noch immer abzeichneten: "Das Zeug könnte passen..."
Failwe fuhr herum und folgte seinem Blick: "Was? Oh nein!" Er sah angewidert drein. Und auch Gildinfael sah den Menschen entsetzt an.
Lorron warf Daronart einen Blick zu, doch er kannte den Ausdruck in der Miene des anderen mittlerweile gut genug, um zu erkennen, dass dieser bereits seinen Entschluss getroffen hatte und jede Diskussion damit sinnlos war. Er strich den Maultieren über die Beine, prüfend, ob sie von der Behandlung ihrer früheren Meister Schaden genommen hatten: "...ihr müsst wohl nochmal ran, ihr zwei...", raunte er ihnen zu.
Aelwyna verzog das Gesicht: "Hm. Spätestens *in* der Festung werden sie den Schwindel bemerken. Und welche Chancen haben wir dann gegen eine kleine Armee?"
Daronart kehrte zu dem 'Grab' der Halborks zurück und zerrte sichtlich angewidert einen durchnässten Umhang hervor: "Werden sie?" Daronart starrte nachdenklich in die Richtung, während die anderen zu ihm herüber kamen.
Berenfareth pflichtete ihm überraschenderweise bei: "Immerhin hätten wir das Überraschungsmoment auf unserer Seite."
"Eine kleine Gruppe rein... als.. die da...", eine Hand zu den toten Halborks, "Der Rest... nun, ihr sagt doch immer, ihr könnt euch lautlos bewegen..."
Lorron murrte, sichtlich gegen Listen und Vortäuschungen eingestellt: "Aber da könnten wir sie doch gleich ganz offen angreifen..."
Cuildis sah die beiden Männer nachdenklich an: "Nutzt die Felsen als Deckung und nehmt lieber die Beine in die Hand, als euch mit einer Heerschar anzulegen, sollte es soweit kommen."
Mornalphor hatte ihren Worten still zugehört, abwartend, während Failwe sein Werk vollendete: "So sehr Euch Euer Kampfesmut auch treibt. Ihr wisst nicht, wievielen Ihr Euch gegenüber fändet."
Daronart zuckte mit den Schultern: "Wissen wir nicht, aber das ist nichts anderes als bisher...Rein und wieder raus... als die da... Wir müssen wissen, für wen die Waffen waren, sonst könnte es sein, dass wir die nächste Lieferung nicht bemerken... Und sie töten bereits ohne bessere Waffen gut genug..." Er musste nicht erwähnen, an wen er in diesem Moment denken mochte...
Gildinfael nickte Daronart bestätigend zu und auch Cuildis meinte: "Dann sollten wir uns eilen, sonst werden sie misstrauisch. Wie kommen wir jetzt also am besten hinein? Wir passen immer noch nicht alle auf den Wagen und wie Halborks sehen wir auch nicht gerade aus." Daronarts Blick glitt an ihrer Gestalt hoch und runter, ging dann gen Lorron: "Hm. Könnte uns passen, der Kram..."
Gildinfael musterte sie beide: "Zu dritt sollten wir auf den Karren passen, wenn wir uns klein machen. Und Ihr wollt Euch wirklich als Halborks verkleiden, Daronart?" Sie zögerte.
Daronart fuhr zu ihr herum: "Das ist der erste wirkliche Hinweis auf etwas, den wir haben. Ich werd verdammt sein, ihn entgleiten zu lassen... Wer sammelt die Kerle, was wollen sie..."
Gildinfael nickte langsam: "Dann lasst es uns wagen. Möge Elbereth uns beschützen."
Daronart starrte sie an, sich langsam wieder in den Griff kriegend: "Vielleicht findet ihr einen Weg, uns zu helfen. Ich glaube nicht, dass dort so viele sind und wenn ihr euch vorsichtig bewegt und die Wachen umgehen könntet... könntet ihr uns Rückendeckung geben..."

Ohne ein weiteres Wort wandte er sich um und machte sich dran, den Halborks das Nötigste abzunehmen, was sie für eine Verkleidung gebrauchen konnten - zumindest Helme, Umhänge und die ekligen Waffen: "Baah... was ein Gesicht..." Er starrte auf die brandentstellte Visage eines der Halborks, die hinter der Maske hervor kam.
"Uhm... was tut Ihr da?" Cuildis schaute zu Daronart, welcher angewidert die Beute hochhielt: "..."
Gildinfael wandte sich mit Schaudern ab.
"Die da werden wir wohl brauchen..."
Cuildis schaute nicht weniger angewidert hin: "Wofür?"
Der Einäugige hielt inne: "Seh ich aus wie einer von denen aus?" Er klang tatsächlich etwas beleidigt. "Oder Lorron?" Er deutete auf den kräftigen Mann.
"Hm nein... aber ich verstehe dennoch nicht. Ihr wollt, daß wir diese Sachen anziehen?"
Daronart schaute von der Elbin zu dem Haufen: "Was gibt es daran nicht zu verstehen... Lorron und ich werden sie tragen und vielleicht einer von euch..."
Gildinfael schüttelte sehr bestimmt den Kopf.
Daronart suchte ungeniert zweimal Sachen raus und wirft die ekligsten in den Dreck zurück: "Besser als nichts... wie gut, dass es regnet"
Cuildis schauderte: "Als wenn das ein Trost wäre..."
Daronart zuckte erneut die Schultern, sie geradezu herausfordern anstarrend: "Halborks sind nicht gerade die reinlichsten... Ob sie drei erwarten, keine Ahnung. Aber drei sind besser als zwei, die offen Waffen tragend da rein gehen können."
Cuildis starrte ihn an: "Ich glaube, ich sollte euch beser Rückendeckung geben. " Sie griff nach dem Horn, was um ihren Hals baumelte.
Failwe sah zu ihnen rüber: "Eine Handvoll also... gegen eine Übermacht?"
Gildinfael schüttelte den Kopf:"Law, die meisten werden nicht dort sein, wo wir nun hinwollen."
Daronart knurrte grimmig: "Wenn dort mehr sind, als... als ... sein sollten... sehen wir zu, dass wir rauskommen, ohne erkannt zu werden. Bisher waren weniger von denen in den Lagern außerhalb der Feste, sie sind sich nicht grad freundlich gesonnen... Bei dem Wolkenbruch steht auch niemand von denen freiwillig rum - sobald der Anführer wegschaut, wird 'nen Dach überm Kopf gesucht." Irgendwie klang er, als spräche er da aus Erfahrung.
Daronart legte sich den Umhang um, verzog das Gesicht, probierte den Helm und nahm ihn schleunigst wieder vom Kopf, als er das Gesicht ganz bedeckt: "Ich hasse Helme." Seine Stimme klang deutlich angewidert, doch noch etwas klang in der Stimme mit... Furcht?

Gildinfael sah zu ihnen: "Wir werden es versuchen. Sobald Ihr mit dem Wagen losmarschiert, gehen wir auch. Die Aufmerksamkeit der Wachen - sofern sie bei diesem Wetter überhaupt aufmerksam sind - wird hoffentlich Euch und dem Wagen gelten. Sie sah zu Cuildis: "Lasst uns rasch den Weg auskundschaften."

Daronart reichte die größeren Sachen an Lorron weiter, der sie kein bißchen weniger angewidert annahm und kräftig ausschüttelt: "Das ist widerlich." Der Hüne starrte ihn an, als er versuchte, ob es ihm überhaupt passte. Seine Laune wurde nicht besser, als er merken musste, dass der ehemalige Besitzer eine ähnliche Statur gehabt hatte: "Lass uns die Sache hinter uns bringen..." Er ging zu den Maultieren zurück. Daronart nickte: "Kümmer du dich um die Viecher... und überlass mir das Reden..."

Während die einen also berieten, ob sie das Risiko eingehen konnten und wie sie am besten vorzugehen hätten, machten sich die anderen daran, die Waffen dem Zugriff des Feindes endgültig zu entziehen.
Aelwyna sah auf den Haufen Stahl vor ihnen im Dreck: "Habe ich Recht verstanden, Brannon Mornalphor, dass ihr die Waffen vernichten könnt?"
Mornalphor blickte zu Aelwyna und nickte knapp: "Mae. Es wird etwas dauern. Also werde ich hier bleiben."
Failwe schüttelte heftig den Kopf: "Aber nicht allein, brannon."
Mornalphor lächelte, als er zu Failwe aufsah: "Sorgt Euch nicht, brannon."
Failwe musterte den anderen ernst: "Ihr könnt unmöglich Eure Arbeit tun und zugleich Ausschau halten!"
Aelwyna nickte ebenfalls: "Ich werde auch hier bleiben. Ich nehme mehrere Waffen mit und bin damit weder im Schleichen noch im Kampf noch zu gebrauchen."
Mornalphor nickte, verstaute dann den Runenstein, den er noch in Händen hielt wieder im Beute. Kurz tasteten seine Finger suchend darin herum, ehe er eine andere Rune fand, ihre Form mit den Fingerspitzen erkennend.

Cuildis kam zu ihm herüber: "Sagt brannon, ist es Feuer was Ihr versucht, zu entfachen?" Mornalphor blickte zu Cuildis: "Law, kein Feuer. Hitze."
Sie lächelte, während Mornalphor den Haufen der Waffen betrachtete, abschätzend. Er musterte die Rune in seiner Hand. So gebannt und intensiv starrte er darauf, dass sich ihre Form in seine pechschwarzen Augen zu brennen drohte. Er begann die Fingerkuppen der freien Hand aneinanderzureiben und um ihn herum entstand eine angenehme Wärme im kalten Regen.
Mornalphor hatte die Hand zu einer Faust geballt. Er musterte den Waffenhaufen eine Weile, dann drückte er den Finger auf die oberste. Einen Moment entstand ein heller Punkt, dann ein rotes Glimmen. Er schien zufrieden, hielt dann jedoch inne. Inzwischen zierten Schweißperlen seine Stirn und rings um ihn schien die Luft wärmer.

Daronart hatte den Helm unter den Arm geklemmt, offenbar nicht bereit, ihn länger als nötig zu ertragen. Er trat etwas beiseite bei der spürbaren Hitze, starrte den Elben misstrauisch an. Der Elb sah zu ihm: "Viel Erfolg bei eurem Unterfangen..." Seine Stimme war leise, mahnend.
Daronart verzog das Gesicht: "Können wir brauchen... seht euch hier vor... Falls etwas ist, wendet euch gen Norden zum See und dann nach Westen. Dort liegt das nächste Lager. Falls ihr den Klang von Hörnern vernehmen solltet, sputet euch... ebenfalls in die Richtung..."
Mornalphors pechschwarze Augen blickten noch immer auf den Waffenhaufen. Die eine Hand umschloss noch immer den Runenstein, die andere war stark gerötet. In seiner Nähe zu stehen, war inzwischen aufgrund der sengenden Hitze unerträglich geworden. Er nickte: "Henion."

Daronart wandte sich ab, deutlich verunsichert von dem, was der Elb da tat, und dies mit Taten zu überspielen suchend: "Na dann..." Lorron war mit den Maultieren zurückgeblieben und nickte dem Elben nur aus Entfernung einen Abschied zu, bevor er die Tiere antrieb.

Mornalphor atmete tief ein. Einen Moment schloß er die Augen, dann folgte den anderen ein Schwall sengender Hitze, als würde der Wind Feuersglut tragen. Mornalphor kniete auf dem Boden, die Hand an den Waffen.

Failwe trat noch einige Schritte zurück, lehnte sich dann wachsam auf den Speer und beobachtete sowohl Mornalphors Tun als auch die Umgebung...

Mornalphors Augen ruhten konzentriert auf den Waffen. Die Klinge der obersten begann zu tropfen...


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Lorron fluchte, rutschte zum wiederholten Male im Schlamm zur Seite, und klammerte sich an das Maultier, das gereizt nach ihm schnappte. Er hatte bereits kurz nach ihrem Aufbruch mit dem Karren die Probleme der Halborks damit am eigenen Leib kennengelernt.
Lorron knurrte leise: "Bald kling ich sogar wie einer von denen, beiß mich nur noch einmal, du.... Maulesel..."
Daronart hatte sich zu ihm umgesehen und war auf der abschüssigen Stelle ebenfalls ausgeglitten. Der Karren neigte sich gefährlich, als er im letzten Moment das Holz der Seitenwand zu greifen bekam. Sich wieder auf die Beine ziehend nickte er nur auf den leisen Wortschwall an Flüche, der dem ersten folgte...

Undeutlich tauchte die östlichste der Ruinen im Regenschleier auf. Weder aus der Ferne noch als sie näherkamen, regte sich dort etwas.

Daronart spannte sich, immer noch im fast morastigen Untergrund alle paar Schritte ausgleitend. Langsam näherte er sich dem Tor.
Hinter dem verfallenen Tor waren nur undeutlich ein paar kleine gedrungene Zelte auszumachen. Zwei Wachposten lehnten unter einem Zeltüberdach im Versuch, den Regenfluten etwas zu entgehen. Doch kamen sie näher, als der Karren mit seinen Begleitern auf den Torbogen zuhielt.

Lorron beachtete die Wachen dort vermeintlich kaum, stolperte vor dem Wagen her. Erst direkt bei dem Mauerwerk blieb er stehen und stoppte auch die Maultiere. Unwillig schnaubten die Tiere und ließen die Köpfe hängen. Der Weg war anstrengend gewesen, auch wenn der Karren mit den nur teilweise wieder gefüllten Kisten nun deutlich leichter war als zuvor.
Daronart trat ein paar Schritte vor, als wäre er ungehalten darüber, von jemand angehalten zu werden. Rau klang seine Stimme, als er die Wache in der dunklen Sprache anherrschte, wie sie es wagen konnten, sie aufzuhalten. Deutlicher Ärger klang in seiner Stimme mit.
Kurz zögerten die Wachen, wechselten einen Blick, dann kamen sie zu ihm herüber.
Eines der Maultiere biss nach dem herantretenden Halbork, doch dieser versetzte ihm einen kräftigen Schlag aufs Maul und rasch ließ das Tier wieder den Kopf sinken.
Lorron knurrte ob der groben Behandlung, doch der andere schien es als Bestätigung aufzufassen.

Von dem erhöhten Mauerwerk beobachteten die beiden Elbinnen, wie ihre menschlichen Begleiter und die Wachen kurz austauschten, dann zeigte eine der Wachen auf eine leidlich überdachte Stelle, offenbar, wo der Karren untergestellt werden konnte. Von ihrem Beobachtungsposten aus waren ihre Worte nicht zu vernehmen, doch die Gesten waren eindeutig. Offenbar ging es darum, dass die Wachen mit anfassen sollten, den Karren dorthin zu bewegen.
Der Streit drohte handgreiflich zu werden, doch dann schienen die beiden Wachen nachzugeben und mit anzupacken.
Ein besorgter Blick über das Lager gab keinen Hinweis, dass irgendjemand, der nicht auf Wache war, von der Ankunft am Tor etwas mitbekommen hatte.
Und die Wachen waren, nach allem, was Narannir Gildinfael aus der Zeit vor dem Sturm berichtet hatte, offenbar auch dem Unbill der Natur ausgewichen. Nur wenige schienen auf ihrem Posten zu sein. Es war fast leicht gewesen, an und in die Ruine zu kommen. Zumindest wenn man leichtfüßig wie ein Elb war und sich nicht scheute, die regennassen rutschigen Mauern zu überwinden.

Inzwischen war der Karren außer Sicht hinter einer Mauer und die beiden Gestalten, die die Elbinnen als ihre menschlichen Gefährten erkennen konnten, kamen wieder hervor, zwischen sich eine der Wachen.
Rasch beeilten sich die Elben zu ihnen zu kommen.

Der ersten toten Wachposten hatten sie bereits sorgsam in den Unterstand drapiert, als die Elben sie erreichten. Mit einem letzten kritischen Blick, ob auch niemand auf den ersten Blick seine Leblosigkeit auffiel, trat Daronart zurück, während Lorron zum Karren zurück schlenderte, die andere Leiche zu holen.
Gildinfael sah sich um, im Schatten des Unterstandes ans Mauerwerk gedrückt: "Dort hinten sind ein paar Wachen, aber nicht viele. Wir können es schaffen. Wir trennen uns am besten - Cuildis dort drüben an der anderen Mauer entlang. Ich bleibe auf dieser Seite." Die beiden Männer nickten kurz, auch die zweite Wache zur Tarnung zurecht setzend.
Daronart starrte einen der Krüge an, die auf dem zerlöcherten Tischbrett standen, roch kurz dran und kippte dann kurzentschlossen, das Gesicht verziehend - ob nun ob des Geruches, der selbst ihn davon abhielt oder ob der Verschwendung eines Getränkes - den Inhalt über beide Leichen. Den leeren Krug legte er auf den Tisch, den zweiten kippte er achtlos um.
"Weiter..."

Die Zelte waren weitverteilt in dieser Ruine und kein Leben zeigte sich außerhalb, bis auf die Wachen, deren Posten die Elbinnen ausgekundschaftet hatten und nun mieden.
Als gehörten sie dorthin, durchquerten die beiden Menschen offen einen Großteil des Lagers, während die Elbinnen sich ihren Weg im Verborgenen suchten.
Schließlich jedoch gab es keinerlei Deckung mehr. Die letzten Zelte waren deutlich besser erhalten und lagen geschützt zwischen den Mauern. Hier vermuteten sie das Ziel ihrer Suche zu finden, wenn es überhaupt hier war.

Kurz sprachen sie sich im Schatten einer zerfallenen Mauer ab, denn vor ihnen hatten sie einen Wachposten ausgemacht, den ersten mitten im Lager, an dem es keinen ungesehenen Weg vorbei gab. Und noch etwas war ihrer gespannten Aufmerksamkeit nicht entgangen. Hatten sie es anfangs für den Schutz der Mauern gehalten, wurde es nun deutlich, dass der Sturm abflaute. Ihnen blieb wenig Zeit....
Als sie sich sicher waren, dass der Posten alleine war, trat Daronart wieder auf den Weg, der sich schlängelnd um die eingestürzten Mauern wand, dicht gefolgt von der kräftigen Gestalt von Lorron.

Die Klinge des Dolches an der Innenseite des Armes verborgen marschierte er direkt auf die Wache zu, als wäre er hier mit einem Ziel und Auftrag unterwegs im Lager. Erneut die Sprache des Feindes nutzend herrschte er ihn an, darauf bedacht, ihn genug abzulenken, um ihn mit der verborgenen Klinge zum Schweigen zu bringen...

Kurze Zeit später lehnte Lorron die massige Gestalt des Halborks gegen die Mauer, während Daronart seine Klinge säuberte. Danach streifte der blonde Hüne seinen Helm ab und nutzte ihn angewidert zum Abstützen der Leiche. Wortlos reichte auch Daronart ihm den seinen. Seinem verbissenen Gesichtausdruck nach vermisste er ihn sicher nicht.
Cuildis neben ihnen flüsterte leise: "Als Mensch gefallt Ihr mir ein wenig besser..."

Gildinfael hatte bereits einen Blick um die Ecke geworfen: "Jetzt bleibt uns nur der Sturm. Ungesehen oder verkleidet kommen wir hier nicht weiter."
Die drei waren zu ihr getreten, um sich einen Überblick zu verschaffen...

Eine deutlich als Frau erkennbare Gestalt stand mit zwei Halborks in der Nähe eines Feuers, unter einer kleinen Überdachung.
Gildinfael starrte die Frau fassungslos an: "Adaneth.... eine Menschenfrau?"
Lorron spuckte aus: "Was hat das Weib hier bei den Orks zu schaffen?"
Ihre kleinere Gestalt hätte zwischen den zwei sie deutlich überragenden Halborks verloren wirken müssen, doch dem war nicht so. Vielmehr schien sie es zu sein, die die Situation zu beherrschen schien, als sie mit den Halborks sprach...
Daronart zischte leise: "Wir müssen da ran... zu dieser... Verräterin"
Lorron musterte die Frau nach der ersten Überraschung zögernd: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Frau so harmlos ist wie sie aussieht. Eher so was wie dieser sehr alte Elb... Was machen wir mit der? Töten oder mitnehmen...?
"Mitnehmen... wir brauchen Antworten..." Daronart ließ den Blick nicht von ihr, wie ein Jagdhund, der seine Beute in Sicht hatte und nicht mehr lockerlassen würde...
Gildinfael gab ihrer Begleiterin einen Wink: "Cuildis, wir müssen die Schützen rasch beseitigen."
Cuildis nickte: "Ich bin bereit."

Kaum behindert von dem Wind, der hier viel von seiner Stärke eingebüsst zu haben schien, fielen die beiden Halborks unter den Pfeilen der beiden Elbinnen, während die Männer zu der Frau eilten, doch diese machte keine Anstalten, um Hilfe zu rufen, Vielmehr wandte sie sich ihnen hoch aufgerichtet zu und starrte sie herrisch an: "Wer seid ihr... ha... Menschen... und ... Elben... habt ihr euch endlich aus eurem Versteck getraut?"
Daronart knurrte die Worte, die Frau nicht aus dem Auge lassend: "Sieht so aus..."
Höhnisch fuhr sie fort, an Menschen wie Elben gleichermaßen gerichtet: "Und nun... wollt ihr die glorreiche Vergangenheit beschwören? Glaubt ihr ernsthaft, dass ihr siegreich sein werdet?"
Gildinfael musterte die fremde Frau voll ungläubigen Entsetzens. Wie ein Mensch mit Halborks paktieren konnte, war ihr völlig unverständlich. Doch da war etwas an ihr... etwas...: "Da stimmt etwas nicht. Guldur!"

Daronart trat langsam näher.
Die Frau sah ihn an, lachte höhnisch. Ihre Stimme schien an Macht zu gewinnen, als sie ihnen Worte in der schwarzen Sprache entgegenspie: "Eure Zeit ist abgelaufen! Eure Reiche werden vergehen, eure Familien ebenso und die Toten sich als die unseren wieder erheben"
Gildinfael spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufrichteten, ihr ganzer Körper war angespannt: "Lasst sie nicht sprechen!" Sie schüttelte sich, als sie die dunklen Worte vernahm. Die Bedeutung verstand sie nicht, jedoch, allein der Klang war abscheulich für ihre Ohren. Der Elbin Stimme hob an: "A Elbereth Gilthóniel, silivren penna miriel, o menel aglar elenath....", der Macht der Worte entgegentretend.

Daronart zuckte beim Klag der verhassten Sprache zusammen: "Schweig...", zischte er heiser.
Lorron hielt sich an seiner Seite, doch stockte er, als sich der Blick der ihm sicher kaum bis zum Kinn reichenden Frau ihm zuwandte. Er mochte die Worte nicht verstehen, doch etwas berührten sie in ihm, etwas, dass er begraben geglaubt hatte: "Du hast den Tod in dir... Flachshaar... Retter der Verlorenen... wieviele hast du wirklich gerettet... und wieviele ins Verderben geführt...?" Sie lachte höhnisch.
"Und du... du hast den deinen den Tod gebracht. Siehst du das Blut an deinen Händen? Ja, sieh nur hin! Du wirst es niemals fortwischen können..."
Daronart erstarrte, den Blick auf seine Hände gerichtet, zitternd die Finger um das Heft des Dolches verkrampft: "..." Er schien nicht fähig einen Ton von sich zu geben.
Abschätzig maß sie ihn mit ihrem Blick, bevor sie diesen den Elben zuwandte: "Elbenabschaum.... schmerzt euch der Klang? Bald werdet ihr ihn überall zu hören kriegen." Erneut wechselte sie in die schwarze Sprache: "Die Eiserne Krone wird euch niederschmettern. Eure..."

Gildinfael fuhr mit leicht zitternder Stimme, jedoch entschlossen fort: "... na-chaered palan-díriel, o galadhremmin Ennorath..."
Cuildis kämpfte mit sich. So ganz gefeit war sie wohl nicht. Es schien aber nicht nur an den Worten zu liegen sondern eher ihrem Klang. Sie zischte zu Gildinfael rüber: "Die Eiserne Krone also..."

Gildinfael zog einen Pfeil aus dem Köcher, legte ihn an die Sehne und spannte sie mit großer Mühe bis zur Hälfte. Mit letzter Kraft zog sie die Sehne und einem Ruck durch und schoß den Pfeil in Richtung der Hexe.
Daronart stürzte sich mit einem Wutschrei auf die Frau, die nicht einmal zurückwich, sondern sich nur zu ihm hindrehte, dem Dolch ein noch viel besseres Ziel bietend als zuvor.

Von Pfeil und Klinge getroffen erstarrte die Frau, dann sackte sie zusammen, den Mann herausfordernd anstarrend, der fassungslos ihren sterbenden Körper festhielt und mit ihr auf die Knie sackte, als sei die Last zu schwer: "Das wird euch nichts nutzen... ich bin unwichtig..." Nurmehr ein Flüstern in jener Sprache, ein Raunen, wie im Vertrauen mitgeteilt. Ihre Stimme erstarb...

Gildinfael ließ kraftlos den Bogen sinken, starrte die Frau wortlos an.
Lorron zog Daronart von der Frau weg: "Daro?"
Daronart stolperte zurück, bis er mit dem Rücken gegen eines der Zelte prallte, er starrte seine Hände an, leise stammelnd: "Sie... ich... sie waren alle tot..."
Lorron sah ihn kurz an. Kurz zögerte er, ihn alleine zu lassen, dann jedoch kehrte er zu der Frau zurück und untersuchte sie. Doch hatte sein erster Blick ihn nicht getrogen. Mochte sie vielleicht auch noch wenige Augenblicke leben, hier würden sie keine Antworten mehr bekommen...
Mit einem Blick zu Daronart trat Gildinfael zu ihm: "Ihr hättet nichts aus ihr herausbekommen. Solange sie lebt, ist sie eine große Gefahr für uns!"
Lorron blickte die Elbin an.
"Die Macht der Worte ist groß. Kaum einer ist gefeit dagegen." Cuildis Worte wirkten betrübt. Nur langsam fing sie selbst sich nach dem Einfluß der Frau, der ihr noch immer auf die Seele drückte.
Gildinfael erwiderte Lorrons Blick, schüttelte sachte den Kopf: "Ich fürchte, dass sie sich eher wochenlangen Folterqualen ausgesetzt hätte als wirklich etwas zu verraten."
Lorron sah zu Daronart rüber, der noch immer sichtlich um seine Fassung rang: Daronarts verzweifelter Blick war auf die leblose Frau gerichtet: "W... wir... brauchen Antworten... "

Gildinfael ging zu ihm rüber: "Daronart?" Sie versuchte, seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, doch in diesem Augenblick...

... erklang hell und klar ein Horn, das den Sturm, der weiter merklich an Kraft eingebüßt hatte, übertönte. Fast schien es, als erschalle über die gesamte Ebene. Selbst jenseits der Reihen der Feinde musste es zu vernehmen sein - eine Warnung vor anrückenden Feinden, deren eigene Hörner dumpf und grollend wie von einem nahenden Donner kündeten.

Cuildis horchte auf. Lorrons Kopf schnellte hoch. Und was der Elbin mit Worten kaum gelungen war, schien dieser eine Ton zu erreichen. Daronart schien etwas aus seinem Schock hochzuschrecken: "Das Signal..."
Lorron blickte finster zu den anderen.

Während der durchdringende Ton der Feinde noch nicht verklungen war, wurde er aufgenommen von anderen, jenseits der Feste und zu ihren Seiten.

Cuildis wandte sich den anderen zu: "Auf nun!"

Daronarts Stimme zitterte, als er sich auf die Beine kämpfte: "...nimm sie mit... sie weiß..." Er machte eine zögernden Schritt auf die Frau zu, sah sich gehetzt um: "...wir... haben keine Zeit... "
Lorron schaute zu ihm, schüttelte den Kopf, zog den Dolch: "Ich weiß...."
Mit einer schnellen Bewegung beendete er das Leben der Hexe. Dann erhob er sich: "Raus hier."

Der leblose Körper blieb inmitten der toten Halborks zurück, als die kleine Gruppe, das Chaos im Lager nach dem Alarm ausnutzend, die letzte Gelegenheit zur Flucht ergriff...


...

Re: Lande im Zwielicht

Verfasst: Fr 6. Mär 2015, 02:24
von Amtaruil
... die Folgen eines Planes.
(Südlich des Nen Harns)

Rückschau:Nachdem die Spähergruppe aus dem Lager geflohen ist, wohin sie die Waffenlieferung geführt hat


...

Gildinfael seufzte erleichtert auf, als sie endlich die südlichen Ausläufers des Nen Harns erreichten und für einen kurzen Augenblick innehielten, das schimmernde Wasser des Nen Harn überblickend.
Aufmerksam Ausschau nach Verfolgern haltend, sammelten sie sich bei einer kleinen Baumgruppe. Mittlerweile graute bereits ein trüber Morgen, doch würde es noch dauern, bis sie den Lagerplatz erreichten. Einmal hatten sie ein Paar Wachen überwältigen müssen, doch seitdem war ihr Weg ohne Zwischenfälle gewesen.
Wenig war gesprochen worden, seit ihrer Flucht aus dem Lager. Dunkel jedoch hing die Erinnerung an das Geschehen dort nach.

Lorron blieb stehen und blickte sich zu den anderen um. Daronart sackte auf die Knie, die letzten paar Schritte im Dunkeln stolpernd. Als Gildinfael sich zu orientieren versuchte und nach der genauen Lage des gesuchten Lagers fragte, reagierte er kaum. Erst als Lorron ihn leicht anstieß, zuckte er zusammen, sah sich um, als registrierte er erst da, dass jemand bei ihm war: "W... Weiter... gen Westen... bei einer kleinen Ruine..."
Er verfiel wieder in ein in sich gekehrtes Schweigen, abwesend auf seiner Hände starrend, etwas Unverständliches murmelnd...
Gildinfael musterte Daronart besorgt, ebenso wie Lorron, der neben seinen Freund trat: "Ich weiß nicht was sie dir gesagt hat, aber ich hab gesehen, wie du reagiert hast. Gildinfael hatte Recht. Sie war zu gefährlich, um am Leben zu bleiben... "
Daronart schaute auf: "...die anklagenden Gesichter... alle tot..." Er blinzelte. Seine Worte nur ein leises Murmeln.
"Nein, Daro... es waren nur ihre Worte... es war nicht wirklich."
"Ila... ihr Blut ist noch immer an meinen Händen..." Daronarts Finger verkrampten sich. Er starrte wie gebannt auf seine leeren Hände, es sähe er das Blut genau...
Lorron packte ihn an den Schultern: "Daro, hör auf! Das ist nicht passiert!"
Daronart zuckte unter dem Griff zusammen.

Gildinfael sprach langsam, um ihren Worten größere Betonung zu geben: "Was immer sie Euch hat sehen lassen... es waren Trugbilder. Trugbilder, die sie in Euren Geist beschworen hat. Ihre Worte hatten große Kraft."

Cuildis kam von ihrem Spähposten näher heran, sie wirkte ermattet: "Ich fühlte mich schlecht bei ihren Worten. Ich war geneigt ihr zu glauben." Cuildis schaute zu Gildinfael: "Habt Ihr es auch gespürt?"

Gildinfael schauderte: "Mae... auch ich habe es gespürt. Es kostete unglaublich große Überwindung, den Bogen gegen sie zu erheben. Als ich die schwarze Macht fühlte, die von ihr ausging, habe ich eine Anrufung an Elbereth gesprochen."

Lorron schüttelte seinen Freund energisch: "Sie ist fort. Komm zu dir."

Cuildis fragte vorsichtig: "Ila... Ihr habt ihr nahe gestanden nicht wahr?"
Daronart erschauderte bei der Elbin Worte. Lorrons grimmiger Blick traf sie: "Ilamar ist seine Frau, sie lebt, es geht ihr gut, und es ist alles nur ein Schwindel gewesen..." Seine Stimme klang, als würde er keine Widerworte akzeptieren.
Cuildis atmete erleichtert auf.
"Was... wenn sie..." Daronarts Stimme war nur ein heiseres Flüstern.
Lorron knurrte: "Denk nicht mal dran!"
Cuildis sprach zeitgleich mit dem blonden Hünen: "Nein. Denkt nicht daran! - Mich sorgt, welche Macht sie besessen haben musste, daß sie das aus Eurem Innersten in den Sekunden des Blickkontakts herausgefunden haben konnte."
Daronart fuhr sich zitternd durch die Haare. Und auch Lorron sah sichtlich betroffen aus: "Ich habe auch Erinnerungen gehabt, die ich lieber vergessen würde... Aber lange nicht so stark... Was war das für eine Person, woher kam diese Macht?" Er wandte sich den Elben zu.

Gildinfael sah zu Lorron: "Das ist die größte Macht des dunklen Feindes. Die Beeinflussung und das Brechen des Geistes."
Cuildis pflichtete ihr bei: "Sie sprach von Angmar... zumindest das dürfte die Wahrheit gewesen sein. Meint ihr, sie hat die Orks für Angmar zusammengerufen? War sie die Anführerin? Habt ihr gesehen wie... diese Halborks mit ihr gesprochen haben? Ich hatte den Eindruck, als wären sie ihr erlegen gewesen." Gildinfael nickte bei Cuildis Worten: "So sah ich es auch. Sie behandelten sie mit einer Art Ehrfurcht."
"Eine einfache Frau hätte ich nicht einfach so... aber die da...." Lorron warf einen Blick zu Daronart, doch der starrte wortlos auf seine Hände.
Cuildis sah erst zu Daronart, dann zu Lorron: "Ich weiß nicht all zu viel über dieses Land, nur über das Übel, was dort einst herrschte und wohl noch immer herrscht, wenn es nun wohl auch andere Namen tragen mag...'
"Ein... dunkles... Land... ohne Hoffnung..." Sie schauten Daronart an, der nicht einmal den Kopf gehoben hatte und danach wieder ins Schweigen verfiel.
Lorron musterte ihn nachdenklich, sah dann zu den Elben: "Ob euer Gefährte... mehr darüber weiß?"

Cuildis überlegte: "Möglich... Was hat diese Frau gesagt, bevor sie mich kurz... gefangen hatte?"
Ein Schauer durchlief durch Gildinfaels Körper: "Ich... Ich verstehe die schwarze Sprache nicht und die wenigen Worte, die sie in Westron sagte, habe ich kaum wahrgenommen."
Cuildis nickte: "Ich nur ein wenig, aber auch nur soviel, um zu erkennen, welche Sprache es ist."
"Eure Zeit ist abgelaufen! ... Eure ... Reiche werden ... vergehen, eure ... Familien .... und die Toten sich wieder erheben... als die unseren..." Diesmal hatte Daronart den Kopf gehoben und starrte sie an. Seine Stimme klang heiser, doch schwang noch etwas anders darin mit...
Lorron schüttelte sich, als er das mit den Toten hörte.
Gildinfael sah Daronart prüfend an: "Ihr versteht diese Sprache?"
"Etwas... Ich... wir... früher haben wir... Kundschafter nach Norden geschickt. Etwas ...lernte.... jeder, der... dorthin sollte..." Daronart schaute zu Boden.
Gildinfael nickte langsam: "Ich....verstehe das. Allein der Klang der Sprache ist Elben ein großes Gräuel, müsst Ihr wissen."
Cuildis schaute nachdenklich: "Wer den Feind versteht, kennt seine Schritte. Aber es ist gefährlich. Sie kann einen in den Bann ziehen. Mein Vater hatte mich einst gewarnt."
Daronart klang bitter: "... die alten Chroniken... haben das auch, doch ohne... den Feind zu verstehen..."
Lorron schnaufte: "Hat sie noch irgendetwas anderes gesagt?"
"Dass... dass.... die eiserne Krone... uns vernichten würde..." Lorron schaute verblüfft zu Daronart: "Aber... die eiserne Krone meint doch... ich dachte der wäre..."
Gildinfael nickte nachdenklich : "Ja, der Hexenkönig wurde besiegt und Angmar fiel.... das ist nun Jahrhunderte her. Jedoch... Nachdem sich der Schatten im Osten nach so langer Zeit wieder regt.... wer weiß?"
Daronart starrte wieder auf seine Hände: "... bevor... sie..... sie sagte...sie wäre unwichtig... sie... sie klang so... beiläufig als würde ihr ihr Tod... nichts bedeuten..."
Cuildis beobachtete ihn: "Ja, sie wehrte sich nicht, nicht körperlich."
Lorrons Blick ruhte auf seinem Freund: "Es war unheimlich. Ich verstehe nicht, warum sie dich gereizt hat, Daro? Wollte sie sterben? Hätte sie doch Antworten für uns gehabt?" Lorron runzelte irritiert die Stirn, während Daronart ihn verzweifelt anblickte.
Cuildis sah zu Gildinfael, als wäre ihr plötzlich etwas eingefallen. Diese schüttelte entschieden den Kopf: "Nein! Sie spielte mit uns allen. Sie fand Vergnügen daran, uns alle zu quälen."

Alle schwiegen für einen Moment. Sie hatten zwar etwas herausgefunden, doch gleichzeitig noch mehr Fragen aufgeworfen. Und mochte diese Frau auch tot sein, so fühlte sich das Erlebte nicht wie ein Sieg an... mehr... als hätten sie gerade so überlebt...

In bedrückter Stille legten sie denn auch die restliche Strecke zum Lager zurück... darauf hoffend, dass die anderen und auch die, die ihren Rückzug gedeckt hatten, wohlauf waren...

Re: Lande im Zwielicht

Verfasst: So 8. Mär 2015, 23:06
von Sidhril
Gescheitert
(Feste Alagos; kurz nach dem Fall der Hexe von Angmar)

Er hatte die Verärgerung über die Verzögerungen kaum verbergen können, als er bemerkte, dass der heftige Regen langsam nachließ. Es hatte seine Vorteile weiter im Süden zu leben als seine Freunde im Norden. Lange konnte er sich aber nicht darüber freuen, als die Signalhörner zu vernehmen waren. Er konnte zwei verschiedene ausmachen und die helleren kamen aus derart unterschiedlichen Richtungen, dass man glauben konnte, dass sich alle verbliebenen Waldläufer, Söldner, Wächter der Oststraße aus dem Süden und ihre Verbündeten zusammengetan hätten.

Er war sich zwar nicht völlig sicher, doch wollte er nicht daran glauben. Vielleicht war es auch nur ein Trick, doch er war mit der Meinung alleine. Unruhe war aufgekommen und seine Anwesenheit schien mit der fehlenden Nähe zu Casair nur noch ein notwendiges Übel zu sein. Ausrichten konnte er alleine unter den Halborks nichts, so schlich er sich davon, um sein Pferd in dem Durcheinander so unauffällig wie nur möglich in die Richtung zu führen, wo er einen halbwegs sicheren Platz finden konnte, um seine nächste Nachricht für seinen Herren abzusetzen. Seine Hand griff an die Stelle seiner Brust, wo sich unter dem Hemd ein Talisman befand. Kurz glaubte er eine dunkle Präsenz zu spüren, die davon ausging.


'Setze ihn weise ein solltest Du in Not sein!'

Er erinnerte sich der Worte seines Herrn. Es war als säße er just neben ihm und flüsterte ihm dies ins Ohr. Die Worte beinhalteten aber auch die Warnung, ihn nicht unnütz zu verwenden. Würde er die Gelegenheit erhalten, die Hexe zu sehen, würde er sich der Notwendigkeit vergewissern können. Doch dazu kam es nicht mehr. Gerade als er auf die Ruinen zuhielt, wo sie mit den anderen die letzten Verhandlungen durchführen wollte, bemerkte seine Nase einen seltsamen Geruch von geschmolzenem Eisen. Alarmiert ob dieses Geruchs stieg er ab. Schutz in den Felsen suchend schlich er sich an der Felswand immer weiter nach Norden, bis sein Blick auf die Ruine fiel. Irritiert blieb er stehen. Die Wachen... sie sollten gerade jetzt vor ihnen zu sehen sein. Aber dort war niemand.

Kurze Zeit später passierte sein Pferd nur ohne Reiter den Sichtbereich vor dem Zugang. Fast wünschte er sich, dass es nun zusammenbrechen würde gespickt mit einem Dutzend Pfeile oder jemand würde es aufhalten. Nichts dergleichen geschah. Was auch immer dort vor sich gegangen war, es war bereits Vergangenheit.

Hätte er sich nur ein wenig mehr beeilt, hätte er wohl gerade noch die vier Eindringlinge sehen können, wie sie die Wachen überwältigten, die sich ihnen bei der Flucht entgegengestellt hatten. So aber glückte seine Flucht gen Norden und bald erreichte er das Ostufer des Nen Harn, wo er sein Pferd einholen sollte.

An einen der Felsen am Ufer gelehnt, dachte er über die möglichen Ereignisse nach. Er konnte nur ahnen was geschehen war. Feinde hatte er keine gesehen, dazu war es noch zu dunkel gewesen, die aufgehende Sonne noch auf der falschen Seite des Berges am Firmament stehend, so dass das Licht der Fackeln sein einziger Anhaltspunkt war. Er wusste dass zwei der Anführer in den Ruinen im Nordosten waren und dass sie das... Geschäft hatten abschließen wollen. Der Herr der Feste befehligte den Großteil der Halborks in der Feste, doch waren ihm manche nicht loyal, da sie auf leichte Beute aus waren. Die Interessen so unterschiedlich sie auch waren, sollten mit den Waffen vereinigt werden. Beute war versprochen im Norden. Geblendet werden sollten sie durch Casair, der Hexe und doch war sie nur ein kleines Licht im Vergleich zu den wahren Mächten, der sie alle unterstellt waren.


'Deine Gedanken werden Dich noch in den Tod treiben'

Einer der seltsamen Sätze, die sie in seinen Kopf gepflanzt hatte ohne ein Wort zu sagen, wenn er sich wieder mal über seine und die Zukunft seines Volkes Gedanken gemacht hatte. Er zog die Augenbrauen hoch, Spott im Blick. Mit einer schnellen Bewegung wendete er sich zur Seite, um in den See zu spucken, als wollte er ihn vergiften, da durchzuckte ihn ein Schmerz am linken Arm. Nur für den Bruchteil einer Sekunde waren seine Gedanken leer, bevor er sich auf sein Pferd warf, um dem Ort zu entkommen. Seine rechte Hand tastete nach dem Arm. Der Bolzen war beinahe durchgegangen, also war der Gegner wohl nicht allzu weit weg gewesen.

Moment... ein Bolzen? Fassungslos riss er ihn sich aus seinem Arm. Der Schmerz ließ ihn fast ohnmächtig werden. Er merkte nicht, dass ihn sein Pferd abwarf doch treu wie es war, verharrte es unweit an der Stelle, wo er nun lag.


Fluchend lud der Späher einen weiteren Bolzen nach, doch sein Ziel war bereits außer Reichweite. Kurz darauf erhob sich die große Gestalt des Halborks aus seinem Versteck, nur um dem flüchtenden Mann, der vermutlich zu denen gehörte, die ihr Lager angegriffen hatten, das Todesurteil in Form von Flüchen nachzuwerfen, was sein erstes Geschoß nicht hatte vollstrecken wollen – noch nicht, denn das Gift würde sicher bald wirken.

Ein Geräusch unterbrach ihn bei seinem Gedankengang. Schnell zog er sich zurück. Die Hörner waren für ihn auch ein untrügliches Zeichen dafür, dass es wohl besser wäre, sich bedeckt zu halten. Er wollte das Schicksal der anderen nicht teilen, die auf erbärmliche Weise bei der Verteidigung des Lagers gescheitert waren.

Nur wenige Sekunden waren vergangen, als er sich schon wieder in sein Versteck in den Hügeln östlich des Nen Harn zurückgezogen hatte. Vielleicht sollte er noch eine weitere Gelegenheit bekommen. Doch diesmal würde er treffen. Er würde nicht erneut scheitern.


Gardan schlug die Augen auf. Er schwitzte und der Schweiß war ihm ins Auge gelaufen, so dass er ihn mit der linken Hand abwischen wollte, lag er doch auf seinem rechten Arm. Ihm wurde schmerzlich bewusst, dass der linke der verletzte Arm war. Er wunderte sich, dass es so warm war, stand die Sonne doch noch nicht hoch. Er bemerkte auch einen seltsamen Geschmack im Mund. Trocken aber auch bitter. Ihm wurde mit einem Male klar, dass er Gift im Körper hatte. Schnell suchte er einen Tiegel heraus. Mit den Zähnen und der zitternden rechten Hand, die wohl wegen der aufkommenden Panik unruhig war, zerriss er ein Tuch.

'Reiß Dich zusammen Gardan!'

Für einen kurzen Moment hielt er inne. Deutlich ruhiger als zuvor nun trug er die Salbe auf und verband sich danach. Die Reste des zerfetzten blutigen Ärmels, den er von seinem linken Arm abgerissen hatte, warf er achtlos zu Boden. Es war nicht seine Art Spuren zu hinterlassen, aber in seinem Kopf rechnete er sich aus, wie lange das Gift brauchen würde, um sein Herz zu erreichen. Er hatte nicht mehr viel Zeit.

Er benötigte mehrere Versuche, um sich in den Sattel zu ziehen. Schließlich hatte er Kraft verloren und sein Pferd war dazu noch unruhig. Vielleicht roch es den nahenden Tod.


'Nein so schnell gebe ich nicht auf. Lauf nun, wir müssen hier fort.'

Die Sonne erhellte nun den See vor ihm. Stolz blickte der alte weißhaarige Mann auf seine letzte Errungenschaft. Das Boot konnte ihm nun wunderbare Dienste erweisen. Die Inseln im Nen Harn beherbergten seltene Schätze. Die abgeworfenen Schuppen der Wasserschildkröten die hier lebten waren nahezu einzigartig. Damit ließe sich gewiss einiges anfangen. Als er aber an die Warnung der Fischer denken musste, dass es wohl nicht so klug wäre, sich der Ruinen von Meluinen zu nähern, begann er von einem Bein aufs andere zu treten.

'Was machst Du hier? Bist Du denn lebensmüde?'

Mit dem rechten Handballen schlug er sich mehrmals gegen den Kopf. Die Erkenntnis, dass er hier großer Gefahr ausgesetzt war, welcher Art sie auch sein möge, ließ ihn an seinem Vorhaben zweifeln. Er wusste schließlich nichts von den nahen Bergen und den Lagern voller Orks. In den Hügeln würden vielleicht sogar Trolle sein oder gar noch Übleres. Da er aber nur ein alter Sammler war, manchmal etwas zu verrückt so wie in der vorletzten Nacht als er bei den Ruinen im Süden an den stinkenden Männern vorbeigeschlichen war – oder war es die Nacht vor dem Regen? Er wusste es nicht genau, denn ob es nun regnete oder die Sonne schien... sein Verstand war benebelt und sein Gehirn zeigte ihm manchmal seltsame Bilder von anderen Menschen (und es waren gewiss nicht immer Menschen, so hatte er manchmal Phasen, in denen er schon gar nicht ein Reh von einem Wiesel unterscheiden konnte).

Doch nun war er klar im Kopf und der Reiter der sich links näherte, dem schien das Unheil weit vorauszueilen. Schon als er ein Punkt am Ostpfad war, der immer mal wieder anhielt, warf er sich schnell ins Schilf, das Boot dabei weiter hineinschiebend, so dass er nicht gesehen werden konnte.


Gardans Kräfte ließen nach. Er würde es nicht mehr bis Dol Dinen schaffen. Und selbst wenn er es schaffen sollte, warum sollten die Warge in den Bergen nicht ihren Spaß haben wollen, ehe er verendete? Er konnte es sich ausmalen, in welche Körperteile sie zuerst ihre scharfen Fänge schlagen würden. Wahrscheinlich würde er den Tod nicht mal bemerken und so noch erleben, wie sie an dem Gift verenden.

'Schluß jetzt!'

Wütend über sich selbst machte er eine hastige Bewegung zu viel. Sein Pferd quittierte es mit einem hastigen Satz nach vorne, was ihn unsanft auf dem Boden aufschlagen ließ. Im Fallen bemerkte er einige alte Mauern. Vielleicht konnte er sich dort ein wenig ausruhen. Dem Pferd nachzutrauern brachte sowieso nichts mehr. Der Gaul war durchgegangen und die Kraft ihn wiederzuholen, besaß er nicht mehr.

'Nein Du musst die Botschaft absetzen!'

Er war in Not. Kaum noch fähig, sich eine Strategie zu überlegen. Während er noch auf die Gemäuer zuhielt, holte er den Talisman unter seinem Hemd hervor.

'Gib‘ mir Kraft.'

Der Talisman lag warm in seiner Handfläche. Im Kopfe ging er bereits die einzelnen Symbole durch, die benötigt wurden. Dass es seine letzte Handlung sein würde, verdrängte er. Sollte es vollendet sein, so konnte er immer noch dem Tod in die Augen sehen. Wie er am Ende in die Nische kam, wusste er nicht mal mehr. Kniend zeichnete er ein Symbol nach dem anderen in den Boden. In einer perfekten Anordnung sah er die Symbole nun vollendet vor sich. Nun musste er nur noch den Talisman in deren Mitte platzieren.

Als er es tat, spürte er die Macht, die durch den Talisman floss. Er schenkte ihm einige Momente Kraft. Der Zauber entlud sich in den Symbolen, bis er die dunkle Präsenz spüren konnte, dessen Ziel der Zauber war.


'Die Verhandlungen sind gescheitert'

Es war das Letzte was er dachte, als er nach vorne sank und neben den Symbolen liegen blieb. Dass alte Augen um die Ecke lugten, um zu sehen, was er dort tat, konnte er nicht mehr erleben, denn sein Lebenslicht war erloschen.

Re: Lande im Zwielicht

Verfasst: Mo 9. Mär 2015, 00:20
von Sidhril
Vereitelte Pläne
(Nen Harn; zeitgleich mit den Ereignissen bei der Feste Alagos)

Allmählich kam sich Torendir vor wie in den alten Tagen, als er jeden Landstrich erkunden wollte. Egal ob es nun die Tage im Westen waren oder die Wälder des Herrn Elrond, es hatte ihn nie gekümmert, unter welchen Witterungsbedingungen er lagern musste. So erinnerte er sich einer Gegebenheit zurück, die viele Jahre zurücklag. Damals war er am Rande der Sümpfe von Harlog gewesen. Tarias, sein treuer Begleiter, war noch jung und verspielt gewesen, doch schon damals war er sehr aufmerksam. Es gab kaum eine Gefahr, die er nicht spürte, schon als er noch ein junger Luchs war. Doch damals hatte er auch noch die Augen seines Freundes zu Hilfe. Heledir, der weißgefiederte Rabe, er hatte ihn kundschaften geschickt, da er zu ebener Erde nicht erkennen konnte, wie groß die Gefahr war, die sich damals von der Wetterspitze gen Osten der letzten Brücke näherte. Dank des Raben war er unentdeckt geblieben.

Die Falkner der Wacht konnte er daher gut verstehen, dass sie ihre Freunde dazu einsetzten, den Feind zu beobachten. Sie waren wichtige Augen aber auch Boten, die weite Strecken überbrücken konnte.


"Woran denkt Ihr brannon?", fragte ihn Lotiel. "Sorgt Ihr Euch um die anderen?"

"Das auch, doch denke ich gerade an einen alten Freund, den ich umso schmerzlicher vermisse, je länger er fort ist. Ich fürchte schon, dass er verloren ist, denn lange Jahre begleitete er mich schon und Ihr wisst, dass ein Rabe nur einen Bruchteil eines Menschenlebens alt werden kann."

Gerade als er ihr vom Aufeinandertreffen mit Talieneth in den Einsamen Landen berichten wollte, welches der Beginn der Freundschaft mit der Celebriaen Elanesse war, ertönten die Signalhörner der Späher der Wacht.

"Es hat also begonnen", sprach Taelwig mit entschlossener Miene, als wollte er damit auf diese Weise seinen Männern Mut schenken, die in den Hügeln versteckt waren, um die Halborks in die Irre zu führen.

"Seht nur, da kommt jemand", rief einer der Wachen.

Lotiel erkannte sie als erstes. Es waren Failwe, Mornalphor und Aelwyna. Doch sie sollten eigentlich mehr sein.


"Wo sind Gildinfael, Daronart und die anderen?" Eindringlich waren die Worte, doch sie drückten nur die Sorge aller aus, die nicht bis zur Feste vorgedrungen waren.

"Wir haben eine Möglichkeit gesehen und sie genutzt. Die anderen sind in ein kleineres Lager eingedrungen. Wollen wir hoffen, dass sie heil wieder hinauskommen", antwortete Failwe.

Während sie sich den Bericht der drei anhörten, inspizierten die anderen die Waffen, die Aelwyna mitgebracht hatte. Doch es war nur eine Ablenkung vor der Ungewissheit ob des Verbleibs der anderen vier. Als die ersten Sonnenstrahlen den Rand der Berge schon erhellen wollten, brach sich Erleichterung bahn, als sie die anderen endlich erblickten. Doch sie sollten gar schlimmes berichten, auch wenn sie dazu nichts sagen mussten, denn der Schrecken war ihnen anzusehen, dem sie begegnet sein mussten.

Am schlimmsten hatte es wohl Daronart getroffen, der immer wieder von anklagenden Gesichtern sprach. Selbst der so starke Lorron schien eher einem Geist zu gleichen, so fahl war sein Gesicht. Und auch wenn Cuildis nicht immer wie das blühende Leben aussah und die dunkle Kleidung dazu noch verstärkend wirkte, das Morgengrauen war an diesem Morgen besonders grausam und sie war das Abbild dazu. Lediglich Gildinfael fühlte sich in der Lage in kurzen Worten zu erklären, was ihnen wiederfahren war.

Fast wünschte sich Torendir, sie hätte es nicht gesagt, denn an Ruhe war nun nicht zu denken. So merkte er auch nicht, dass er bald mit einigen wenigen Wachen der einzige war, der einer Statue gleich auf den See hinausstarrte.


Allmählich waren die Signalhörner verstummten und die Halborks in alle Winde zerstreut, manche geschlagen, andere abgeschnitten von ihren Gefährten. Die List hatte gesiegt. Listiger als ein hinterhältiger Feind zu sein, war gewiss keine Schande, zumal sie eine offene Schlacht niemals gewonnen hätten. Aber sie hatten ein Ziel erreicht. Die Köpfe der Halborks bis auf wenige Ausnahmen waren geschlagen und damit der Wille vertrieben, sich den dunklen Mächten im Norden anzuschießen. Wenn sie gewusst hätten, was sie in der vergangenen Nacht erreicht hatten, würden sie wohl ein Fest feiern. Aber die Vernunft behielt die Oberhand. Sie würden wachsam bleiben müssen und dabei ahnten sie noch nicht, was sich im Norden zusammenbraute.

Mit unbewegter Miene starrte die Gestalt auf den Stein, der in der Mitte des Tisches lag. Vhordranor musste nichts sagen zu dem, was er empfangen hatte. Der andere konnte spüren, dass etwas nicht in Ordnung war.

"Schwierigkeiten Herr?"

Er würde seinen Plan ändern müssen. Soviel stand fest. Schwierigkeiten ob des Scheiterns der Verhandlungen? Er hatte erst gedacht, dass sie Casair umgebracht hätten. Er kannte ihre Schwäche. Die Nachricht des Boten ließ jedoch einen anderen Schluss zu. Irgendwer war dabei, seine Pläne zu durchkreuzen. Vielleicht ahnten sie es nicht einmal. Innerlich verfluchte er den Umstand, dass er hier nicht fort konnte. Sonst würde er selbst nachsehen, wer sich seinen Plänen in den Weg gestellt hatte. Doch war es wichtig? Dinge mussten nicht Wirklichkeit werden. Es genügte die Illusion dessen. Die Macht der Worte, sie war groß. Er würde sich darauf verlassen. Er war ein Meister darin.

Re: Lande im Zwielicht

Verfasst: Di 10. Mär 2015, 00:59
von Sidhril
Erneuertes Vertrauen
(Lager der Wacht am Nen Harn)

Torendir war nicht der einzige, der nicht schlafen konnte. Etwas abseits unweit der Behausung eines Fischerpaares stand eine Elbe ebenfalls am Ufer des Sees. Die Stelle war tückisch, denn bereits hier oben gab es einige Strömungen, die zum Wasserfall weiter im Westen führen sollten. Cuildis spürte sie mit ihren Füßen, als sie sich ein paar Schritte hinein wagte. Ein Stück neben ihr an einen Felsen gelehnt befand sich der Bogen, den sie nicht gegen die Hexe heben konnte, als sie ihr gegenüberstand.

'Du bist eine Schattenjägerin. Finde Deinen Weg.',

Die Worte kamen einst von ihrem Vater. Er musste sich geirrt haben, denn sie fühlte sich gebunden durch ihre Worte, sodass sie sich nicht in der Lage sah, irgendwas zu tun. Sie hatte Daronart nicht beschützen können. Lorron hätte sterben können an purer Verzweiflung. Nein, Gildinfael erwies sich als die wahre Schattenjägerin.

'Nein Tochter... Dein Weg ist ein anderer, es ist nicht der ihre.'

Kurz blickte sie in den ruhenden See, als sie sich vornüberbeugte. Sie sah ihre hellen Augen und die schwarzen Haare. Der Oberkörper wirkte grau und als sie sich noch länger machte, um in den See zu stürzen, konnte sie einen Blick auf ihre Beine erhaschen. Dann schon spürte sie das kühle Nass. Es sollte weniger erfrischend sein als sie es sich erhofft hatte. Mit ausdruckslosem Gesicht tauchte sie immer weiter, bis ihre Lungen sie zwangen, wieder aufzutauchen.

'Vater?'

'Ich gehe fort. Ein Freund braucht mich. Sie werden sich um Dich kümmern.'

'Wohin führen Deine Wege?'

'Weit fort, über die Berge noch in das Reich Tranduils zu Idhellon.'

'Nimm mich mit in den Grünwald auf dass ich lernen kann.'

'Du musst hier wachen, meinen Platz einnehmen und den meines Freundes, da ich es nicht mehr machen kann an diesem Ort, wenn ich fort bin.'

Für einen Moment sah sie sich selbst, als unvermittelt das Gesicht der Hexe vor ihr auftauchte.

'Eure Zeit ist abgelaufen! Eure Reiche werden vergehen, eure Familien ebenso und die Toten sich als die unseren wieder erheben.'

Die Worte der Hexe sorgten dafür, dass sie sich beinahe am Wasser verschluckte.

'Die Eiserne Krone wird euch niederschmettern.'

Als sie diese Worte gegenüber Gildinfael bestätigte, hatte wohl keiner bemerkt, dass sie das sehr wohl verstand, was in der schwarzen Sprache gesprochen war. Diese Worte zu verstehen fühlte sich schlimmer an als nur zu wissen, dass es diese Sprache ist. Der Rest der Worte blieb im Dunklen. In den alten Aufzeichnungen in ihrer Heimat stand einiges geschrieben über diese Zeiten. Es wäre ihr vermutlich nicht allzu schwer gefallen bei genügend Zeit, alles zu übersetzen, was der Feind aufgezeichnet haben mag. Ob sie dann noch klar bei Verstand sein würde, war weniger wahrscheinlich. Sie war keine jener hohen Gelehrten, die mit Distanz und Pragmatismus dagegen gewappnet sind. Ihre Stärke war ihr eiserne Wille und ihr Gespür gewesen doch bei der Hexe hatte all dies versagt.

Sie ließ sich im See treiben so wie sie in ihren Gedanken trieb. Plötzlich spürte sie, dass es sie immer weiter nach Westen zog. Tief luftholend bäumte sie sich im Wasser leicht auf. Mit schnellen Stößen tauchte sie wieder weiter nach Osten. Beinahe wäre sie so mit einer der Wasserschildkröten kollidiert, aber noch rechtzeitig änderte die Elbe die Richtung und bis auf eine leichte Irritierung des geschuppten Tieres geschah ihm nichts denn so schnell wie die Elbe wieder gen Ufer schwamm, konnte das Tier ihr nicht folgen.

Als Cuildis endlich wieder aus dem Wasser stieg, war sie gereinigt, nicht nur von dem Dreck der letzten Tage. Auch ihr Geist fühlte sich nun freier an. Die Gedanken an ihren Vater und den fremden Elben, den sie nur aus den Erzählungen als Idhellon kannte, waren verflogen mit dem Morgenwind, der ihre nackte Haut frösteln ließ.


Es dauerte noch etwas, bis der Rest des Lagers zum Leben erwachte. Die Fischer waren bereits dabei ein paar Speisen zuzubereiten. Bald saßen immer mehr wache Geister am Feuer zusammen, um sich ein wenig der verlorenen gegangenen Kraft zurückzuholen. Immer wieder kamen Späher zum Lager und berichteten dem Hauptmann über die Lage. Sie war unübersichtlich aber Zuversicht herrschte vor. Einige wirkten sogar zufrieden.

Eine Last schien bald von den meisten abgefallen zu sein. Ihre Flucht aus der Feste war schließlich geglückt. Auch in den folgenden Stunden hatte es keine Anzeichen dafür gegeben, dass ihnen jemand gefolgt war. Nicht jeder wirkte erleichtert. Daronarts Erschütterung hielt weiter an und es fiel ihm schwer, ruhig an einem Ort zu sein.

Einer jener Männer, der sich um Daronart kümmerte, war jener junge Geschichtenerzähler Namens Morwes, der schon im Lager nahe dem Weiler für Unterhaltung gesorgt hatte. Sie konnten sehen, dass sie wohl eine starke Bindung zueinander hatten. Es gelang dem Jüngeren tatsächlich den älteren Mann etwas abzulenken sodass er nicht die ganze Zeit an seine Frau Ila denken musste oder dem, was er ihr angeblich angetan haben mochte.

Die Geschichten über einen seltsamen Mann der sich Pet nannte, waren ebenso willkommen, auch wenn die Reisenden dies zuerst für eben genau das hielten – Geschichten. Doch die Fischer behaupteten ziemlich überzeugend wirkend, dass der Mann von dem sie berichteten, vermutlich ein Breeländer war, der seinerzeit in den Wäldern hauste, mal in den Büschen, mal oben in den Bäumen, der immer wieder seine Schätze verkaufen wollte wie abgefallene Geweihe, deren Knochen man zu Knöpfen verarbeiten konnte oder Steine, die von der Natur kunstvoll geformt waren.

Irgendwann vor dem Unwetter soll er bei ihnen gewesen sein. Er hatte sie mit seinem Schatz überrascht. Es war ein altes Boot was er wohl am Südufer gefunden haben wollte. Pet fand Dinge, die andere verloren haben doch keiner behauptete dass er sie sogar fand, bevor die anderen den Verlust bemerkten. Er soll anständiger Natur sein, nur alt und etwas verrückt. Dass er in den letzten Tagen öfter gesehen wurde, fanden sie zwar seltsam, doch dachten sie sich nichts dabei.

Für Ablenkung sorgte aber noch etwas anderes. Es handelte sich um die Überreste einer Nachricht oder eines Briefes. Bei der Zerstörung der Waffen durch Mornalphor, Failwe und Aelwyna, waren ihnen zwei Fetzen eines Schriftstücks aufgefallen, welches sich in einer der Kisten befunden haben musste. Auf einem befanden sich folgende Worte.

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   antwortlich für die Verha   
     it uns in Kontakt bleibe   
            nsichtbar zu machen   
                                            
Auf dem kleineren hingegen stand noch weniger.

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Du   
Gar   
Weise ih   
sollte es notwend   
    
V
Was zunächst unlösbar war, da zu viele Teile fehlten, fiel Berenfareth umso leichter, da sie einen guten Blick für das Gesamtbild zu haben schien. Langsam sprach sie die Nachricht, als wäre sie vollständig als schon keiner mehr eine Lösung für möglich hielt.

"Du bist verantwortlich für die Verhandlungen.
Gar... wird mit uns in Kontakt bleiben.
Weise ihn an, sich unsichtbar zu machen,
sollte es notwendig sein.

V"

So also lautete vermutlich die Nachricht, die wohl der Hexe galt. Doch wer war dieser 'Gar'? Welche Rolle spielte er? Da sich niemand unsichtbar machen kann, war es wohl eine Metapher für 'sich verstecken' oder 'im Verborgenen halten'. Es würde auch zu Ansilvunds Beobachtung eines Mannes bei der Naerfeste passen. Kurz kam sogar der Gedanke auf, dass es sich bei diesem Gar um jenen Pet handeln könnte, aber dies schien den meisten zu abwegig.

Welche Rolle hingegen dieser 'V' spielte, fiel nicht schwer zu erkennen. Es handelte sich wohl um den Auftraggeber und langsam verdichtete sich die Befürchtung, dass sie einer weit größeren Bedrohung auf der Spur waren, als sie zuerst angenommen hatten. Das zumindest würde die letzten Worte der Hexe erklären als sie sich für unwichtig erklärte. Eine fingierte Botschaft konnten sie nicht annehmen, eher handelte es sich um Unachtsamkeit. Was jedoch, wenn alle Annahmen nur in die Irre führten und dies alles nichts miteinander zu tun hatte?

Wenn also noch einer lebte von denen, die der Hexe gedient haben, dann sollten sie nun wachsamer sein. So kam es auch, dass Cuildis mit erneuertem Vertrauen vor dem nächsten Morgengrauen bereits auf dem Weg zu einem geeigneten Versteck war, um mögliche Verfolger am Ostpfad zu stellen.

Re: Lande im Zwielicht

Verfasst: Di 10. Mär 2015, 20:22
von Sidhril
Unter den Augen des Feindes
(Südlicher Nen Harn)

Langsam schlich Cuildis sich voran. Zu nahe waren die Ruinen, denen sie erst vor kurzem entronnen waren. Es würde ein Späher genügen, um die ganze Horde zu alarmieren, falls sie gesehen wurde. Es war weise gewesen, lange vor Morgengrauen aufgebrochen zu sein. Der Schutz der Nacht war ihr Verbündeter auch wenn sie nicht wirklich besser sah als der Feind. Doch wenn sie nichts sehen konnte, der Feind konnte es ebenso wenig. Der Boden war noch feucht genug, um knackende Äste als verräterisches Zeichen auszuschließen. Größere Vorsicht war hier bei Wurzeln oder den natürlichen Bewohnern des Waldes geboten.

Auf der Suche nach einem geeigneten Versteck bewegte sie sich behutsam voran. Immer wieder tastete sie den Untergrund ab, ob er genug Halt bieten würde. Die Hänge waren teilweise noch glitschig und moosbewachsen. Einem Schatten gleich bahnte sie sich einen Weg hinauf, um dann in einer kleinen Lücke im Fels Schutz zu finden. Über ihr befanden sich einige Äste, die sich leicht im Wind bewegten. Der dazugehörige Baum musste irgendwo aus dem Fels gewachsen sein. Einige der Äste waren abgebrochen, wohl aufgrund des Unwetters der letzten Tage. Sie hingen teilweise über ihr herab, irgendwo an einem Busch verfangen. Manch andere lagen in der Spalte die einen natürlichen Ablauf bot, so dass sie nicht in einer Pfütze hocken musste. Lediglich unbequem sollte es sein, doch dies war ihr gleich.

Hätte sie stattdessen das nahe Seeufer untersucht, wären ihr wohl Spuren aufgefallen, aber so sollten es die anderen Reisenden sein, die nach Morgenanbruch am Flussufer etwas finden sollten. Außerdem wäre ihr ein Bolzen in der Brust wohl nicht erspart geblieben. Aber dazu kam es glücklicherweise nicht.


Während sich die meisten für die Reise bereit machten, sah man die Männer der Wacht beisammen stehen. Sie berieten wie sie nun verfahren sollten denn Daronart hatte in einem... Dreiaugengespräch mit Gildinfael beschlossen, den Weg nach Norden mitzugehen, doch nun wollten sowohl Lorron als auch Morwes ihn nicht alleine gehen lassen. So musste der Hauptmann entscheiden, was zu tun sei. Letztendlich waren es jene drei, die den Weg nach Lin Giliath und auch darüber hinaus mitgehen würden, auch um Kunde aus dem Norden zu erlangen.

Während die Sonne allmählich die Baumkronen in ein wunderbares Licht tauchte, brach man gemeinsam auf, um die Zuflucht der Elben zu erreichen, dem ursprünglichen Zwischenhalt ihrer Reise. Langsam bewegte sich die Gruppe in den immer kürzer werdenden Schatten am Ufer entlang, doch bald beschleunigten sie den Trab etwas, da sie sonst befürchten mussten, ihr Ziel nicht vor Sonnenuntergang zu erreichen. Der Weg war schließlich weit und sie planten Verzögerungen ein, da die Ruinen von Meluinen nicht ganz ungefährlich waren, die sie durchqueren mussten.

Die Biegung nach Norden war schnell erreicht wo es auch eine Furt gab, die eine Abkürzung über den See war. Das seichte Wasser wurde gefahrlos überquert ohne dass sie ahnten, dass es nicht nur die Augen der Elbe waren, die sie dabei beobachteten.


Die Geräusche des Waldes drangen an ihre Ohren. Sie konnte sie allmählich den einzelnen Tieren zuordnen. Das Schnauben eines Pferdes, welches sich darüber ärgerte, dass eine Mücke zu lästig geworden war, drang daher deutlich an ihr Ohr. Tatsächlich konnte Cuildis nun die einzelnen Reiter ausmachen, die einen Weg durch die kleine Furt suchten. Es waren die Menschen und Elben, mit denen sie bereits einige Abenteuer erlebt hatte. Ein Gesicht wandte sich zu ihr um, doch entdeckten dessen Augen sie nicht. Sie wollte sich gerade nach Süden wenden, als sie ein weiteres Geräusch vernahm. Ein kleiner Stein, vielleicht einen Fingernagel groß, bahnte sich seinen Weg hinab. Dieses Geräusch sollte nicht sein, wenn sie alleine wäre.

Sollte sie die andere warnen? Schnell schätzte sie die Entfernung ein, die ein Bogen oder eine Armbrust höchstens erreichen konnte. An ihren eigenen Fähigkeiten gemessen wäre wohl nur ein unplatzierter Schuss möglich. Dazu kam, dass die anderen nun alle über die Furt gelangt waren und weiter gen Norden reisten. Übrig blieb nur der Wind, der leise durch die Äste wehte. Langsam schloss sie ihre Augen, um die anderen Sinne zu schärfen. Die Tiere des Waldes waren ihr nun so näher. Ihr eigener Atem ging flach, als würde sie schlafen. Dann als sie schon glaubte, dass es ein falscher Alarm gewesen war, hörte sie das Geräusch von Leder, als sich jemand ein wenig zur Seite bewegte.

Sie wünschte sich, ein Vogel zu sein, ein Falke vielleicht, der mit seinem scharfen Blick von oben herab auf die Felsen blicken konnte. Unwillkürlich hob sie ihren Kopf, öffnete die Augen und blickte in das Dach aus Ästen. Etwas störte an diesem Bild. Es war die Spitze eines Armbrustbolzens, der in Richtung See zielte. Wollte er zu ihr? Nein, er bewegte sich nun weiter gen Norden, über ihr Versteck hinweg. Vor Anspannung vergaß sie fast zu atmen. Wie ein lautes Rauschen klang es nun, als sie ausatmete. Nichts geschah, wo sie schon glaubte, sich verraten zu haben. Erneut rollte ein winziger Stein den Hang hinab. Eine Falle ahnend verharrte sie an ihrer Stelle.

Es war die richtige Entscheidung denn nun spürte sie ein leichtes Zittern des Laubs genau über ihr. Dann geschah eine ganze Weile lang nichts, als würden sich zwei Gegner belauern, von denen keiner so recht wusste, wo sie waren.


Der Boden war noch etwas aufgeweicht, doch da der Regen am Morgen des Vortags aufgehört hatte, war es nicht schwer, Stiefel- und Hufspuren zu entdecken die deutlich zeigten, dass nicht lange vor ihnen jemand hier entlanggekommen sein musste. Der Armbrustbolzen war bald gefunden und dem Geruch nach war er mit Blut... und Gift in Berührung gekommen. Sie waren alarmiert. Den Spuren zu folge war es eine einzelne Person. Stammte der Bolzen von ihr?

Die Frage konnte erst ein Stück weit nördlich beantwortet werden. Offenbar war derjenige von diesem Bolzen getroffen worden. Reste eines Hemdes waren achtlos zu Boden geworfen worden. Derjenige war entweder in Eile oder verlor allmählich an Kraft, was die Befürchtung nährte, dass es sich um den Sammler Pet handelte, den die Fischer im Lager erwähnt hatten. Alt und verrückt sollte er sein. Jemand der immer nur alleine unterwegs war, mit verschiedenen Dingen handelte, die oft nur einen Sammlerwert hatten. Wenn er verletzt war, sollte er bald gefunden werden, denn die Geschichten um ihn hatten nicht gerade so geklungen, als könnte er sich seiner Haut erwehren. Vielleicht hatte er auch nur immer mehr Glück als Verstand gehabt, was ihm nun zum Verhängnis werden konnte. An das Boot dachten sie in diesem Moment nicht.

Sie beschleunigten ihre Reise weiter gen Norden Lin Giliath entgegen, während die Sonne am Himmel stand wie ein Beobachter, der ihren Weg für den Feind aufzeichnete. Sie wussten nicht, wie Recht sie mit der Ahnung hatten.


In den schwarzen Augen des Halborks funkelte es. Er erkannte die Stelle wieder, an der die Feinde zuerst angehalten hatten, dort wo der Bolzen im Gras lag – sein Bolzen. Sein Wille herauszufinden, ob sie zurückkehren würden, ließen ihn für einen Moment unachtsam werden. Die Armbrust ablegend beugte er sich ein Stück weit vor. Hätte er nach unten geblickt, wäre ihm wohl das Blut in den Adern geronnen. Die Elbenklinge war bereits gezogen. Sie hätte nur noch einen gezielten Wurf benötigt, um sein Leben zu beenden.

'Law, noch nicht. Lass mich erst herausfinden, ob Du alleine bist.'

Später würde sie diese Entscheidung bereuen, denn sie würde ihr dann Zeit gekostet haben. Doch ohne dieses Wissen blieb ihr nur das Warten übrig. Die Sonne schob sich immer weiter nach Westen wie es der übliche Lauf war. Ihr Versteck würde unsicherer werden, doch auch das des Halborks. Früher oder später musste er sich einen anderen Platz suchen. Sie hatte dabei einen Vorteil. Er war dem Licht näher, sie lag länger im Schatten. Es blieb abzuwarten, wer sich zuerst rühren würde.

Re: Lande im Zwielicht

Verfasst: Di 10. Mär 2015, 23:48
von Sidhril
Der große Hexer Pet
(Nen Harn, östlicher Pfad/Meluinen)

"Seht nur, er hat Schwierigkeiten, aufzusteigen."

Tatsächlich konnte man ein wirres Muster von Hufen und Stiefeln erkennen, als ob jemand immer wieder versuchen würde, aufzusteigen. Die Sorge wuchs, dass sie zu spät kommen würden. Wer auch immer verletzt war, war in höchster Not.

Bald öffnete sich vor ihnen der Weg, der den Blick auf die alten Ruinen von Merenost freigab. Sie hatten Meluinen erreicht, die nördliche Grenze des Nen Harn und damit die Nordlande. Die Spur der sie gefolgt waren, wurde nun undeutlich. An einer Stelle konnte man meinen, dass der Reiter abgeworfen wurde, doch darüber hinaus war nichts mehr zu erkennen, wohin derjenige sich begeben hatte. Aufgeben wollten sie aber nicht. Als einer dann nahe dem Ufer auf etwas aufmerksam wurde, winkte er die anderen heran. Irgendwas war dort im Schilf.

Vorsichtig schoben sie es beiseite an der Stelle, wo ein seltsam schnarrendes Geräusch zu vernehmen war. Zum Vorschein kam ein kleines hölzernes Boot, in dem ein alter weißhaariger Mann laut schnarchend vor sich hinschlummerte. Brummend erwachte der Mann nun geweckt von den anderen aus seinem Schlaf. Als der sich seiner ausweglosen Lage bewusst wurde, sprang er schneller auf, als man es dem alten Mann zugetraut hätte. Mit den Armen wild fuchtelnd, wollte er seine vermeintlichen Peiniger verjagen, doch am Ende musste er es mehr deshalb tun, da das Boot begann, unter seinen Bewegungen zu schwanken. All die Bemühungen, ihn zu beruhigen, fruchteten nichts. Plötzlich hatte er ein silbrig funkelndes Schmuckstück in der Hand, welches er ihnen entgegen streckte, als wäre es eine Waffe.

Eine krächzende Stimme ertönte, scharf, befehlend.


"Hinfort mit euch Orks, sonst trifft euch mein Fluch", rief er den anderen entgegen.

Als die Fischer davon gesprochen hatten, dass der alte Pet etwas verrückt sei, hatten die Reisenden nicht ahnen können, welch hohen Maßstab sie dafür genommen hatten. So standen sie sich nun gegenüber. Ein offenbar verwirrter alter Mann, dessen Haare in alle Richtungen standen und dessen Zähne nicht weniger wild in seinem Mund wuchsen, sowie die Reisenden, die eigentlich nur helfen wollten, „bedroht“ von einem Talisman.

Den Mann davon zu überzeugen, dass sie nichts Böses im Schilde führten, gelang ihnen zwar, doch es dauerte seine Zeit, bis er allmählich an Vertrauen gewann. Offenbar hatte er gefallen an den Zügen der einzigen Menschenfrau im Trupp gefunden – an Aelwyna, der er nach einigem guten Zureden beinahe ehrfürchtig das Schmuckstück als Geschenk darbieten wollte.

Die Gelegenheit ausnutzend, sprach sie geschickt auf ihn ein, bis er zugab, ihn gefunden zu haben – gewiss nicht gestohlen, wie er mehrmals betonte. Einem Mann sei er aus den Fingen geglitten. Vielleicht hatte er auch ein ganz klein wenig nachgeholfen, doch wer sich nicht rührt, keinen Atem mehr hat, der sei wohl auch nicht in der Lage gewesen, zu widersprechen. So also hatte der Talisman den Besitzer gewechselt.

Am Rande dessen konnte man seltsame Zeichen erkennen, doch nicht wie zuerst befürchtet jene, die man auch auf den schwarzen Steinen auf der Wetterspitze fand. Als Torendir ihn in den Händen hielt, vermochte er etwas zu spüren, eine alte vergangene Macht, schwach aber dunkel. Es war vielleicht ein Hilfsmittel für einen Hexer doch welchen Zweck es erfüllen konnte, mussten sie noch herausfinden. Es waren schließlich die Hinweise des alten Mannes, die sie auf die richtige Fährte führten. Innerhalb der längst zerfallenen Mauern gab es einen kleinen Platz, geschützt vor Blicken vom Ufer aus aber auch geschützt vor anderen aufgrund seiner natürlichen Beschaffenheit.

Als die ersten sich schon auf die Suche nach diesem Ort machten, sorgten andere dafür, das Pet der Weg zu den Fischern gewiesen wurde, wo er gewiss sicherer war als in den Ruinen, von der es hieß, dass sich dort böse Kreaturen aufhalten würden. Ob er ihnen nicht später nachschleichen würde, war zwar nicht gewiss, aber sie konnten den Mann schließlich nicht einfach irgendwo anbinden. Im Vertrauen darauf, dass er sich vernünftig verhalten würde, wendeten sie sich denen zu, die bereits in der Nähe des Fundortes waren.


„Rrrrk, Rrrrk“, erklang es, als sie über einen vermeintlichen Grashügel stiegen. Die Kreatur war verärgert, suchte sich aber schnell einen anderen Ort, sodass sie den Blick auf die kleine Stelle lenkte, die Pet gemeint haben musste. Der leblose Körper eines Mannes lag am Boden, das Gesicht voll mit Dreck als wäre es vor seinem Tod feucht gewesen und er dann im Erdreich gelandet. Die Spur einer übelriechenden Flüssigkeit klebte ihm im Bart wie Geifer wenn man nicht mehr Herr über seine Sinne ist. Der linke Arm war steifer als der rechte. Der Ärmel bestand nur noch aus Fetzen. Eine dunkle Linie führte unter der Haut von einer verhältnismäßig frischen Wunde, die zu einem Bolzen passen könnte, zur Schulter hinauf. Welch‘ grausamer Tod durch Gift, auch wenn er dem Feind galt. Die restliche Kleidung ließ auf jemanden schließen, der das Leben in der Wildnis gewohnt war.

Die rechte Hand schien etwas gehalten zu haben. Es passte zur Schilderung des Sammlers, doch hatte er nicht die Symbole im Boden erwähnt, die nahezu perfekt gleichmäßig um die Stelle gezeichnet waren, die durch die Hand markiert wurde.

Als noch alle rätselten, schaute einer von ihnen besonders genau hin, so als ob er dies schon einmal gesehen hatte. Der Mann mit der Augenklappe erinnerte sich. Bei seinen Reisen durch Angmar waren ihm so manche ungewohnte Riten untergekommen, Ritualzauber, ständig begleitet von fremdartiger Symbolik. Die Bergvölker bedienten sich dessen, was ihrer Tradition nach zu ihrem Leben gehörte. Er kannte die genaue Bedeutung nicht, aber war es unwahrscheinlich, dass der Mann hier solch ein Ritual durchgeführt hatte? Torendir trat näher mit einem unbestimmten Gefühl der Gewissheit. Er streckte seine Hand mit dem silbrigen Schmuckstück aus. Als er ihn auf dem Boden platzierte, passte er genau in den Abdruck, der sich im Boden befand.


"Die Kraft ist noch leicht zu spüren, also sollte dieser Moment genügen, um den Verdacht zu bestätigen."

Es konnte also ein Ritualzauber sein, um eine Nachricht zu versenden. Doch der Inhalt, er blieb im Verborgenen. Der Talisman hatte wohl einiges an Macht besessen, so wie ein Behälter eine Flüssigkeit erhält, um sich zu erfrischen. Ist sie verbraucht, ist der Behälter leer. Nur noch ein Tropfen befand sich darin wie im Talisman noch ein Rest der Macht für Torendir zu spüren war. Wahrscheinlich hatten sie hier den erwähnten Gar gefunden.

Kurze Zeit später bahnte sich die Gruppe einen Weg durch die Ruinen, um die Zuflucht der Elben noch vor dem Einbruch der nahenden Dunkelheit zu erreichen. Auf einem der Pferde lag der Leichnam des Mannes, damit er an einem friedlicheren Ort begraben werden konnte. Ein Ort wie Lin Giliath.

Re: Lande im Zwielicht

Verfasst: Mo 23. Mär 2015, 22:10
von Sidhril
Einsame Wacht
(Etwa 12 Stunden vor dem Eintreffen der Reisenden aus dem Süden in Lin Giliath)

Sanft berührte Faraglor die Fesseln des Pferdes, um nachzusehen, ob die Salbe bereits geholfen hatte. Ängstliches Schnauben war die Reaktion des Tieres. Der Elb sprach ruhig mit dem Tier, als ob er mit einem Freund sprechen würde:
"Sei brav. Du bist verletzt. Wenn es heilen soll, musst Du still halten."

Unbeirrt der weiteren Proteste tastete er sich langsam an die wunden Stellen heran. Er konnte regelrecht sehen, wie das Pferd durch wildes Gestrüpp, seichtem Wasser und durch alte Gemäuer gejagt sein musste. Als er es endlich eingefangen hatte, waren die Läufe blutig und nass gewesen. Es waren glücklicherweise keine schweren Verletzungen. Sie galt es zu versorgen.

Kurz dachte er dabei an seinen Aufenthalt in Mithlond vor vielen Jahren, als er das Pferd für seine junge Gefährtin eingeritten hatte. Dieser Fuchs war unbändig gewesen unter ihm. Sie hingegen hatte sich unbekümmert gezeigt, war aufgestiegen und sogleich wieder abgeworfen worden. Er schmunzelte als er daran zurückdachte. Anerkennung hatte sie sich verdient damit, dass sie nicht aufgegeben hatte.


"Du hast Deinen Herren abgeworfen Was ist mit ihm geschehen?"
Faraglor blickte auf die Satteltasche mit Kleidung sowie ein wenig Heiltinktur, die an dem Sattel befestigt war, welches das Pferd nach seinem Einfangen nur widerwillig hergegeben hatte.

Eine der Elben gesellte sich zu ihm.
"Sie gehörte offenbar einem Mann doch glaube ich nicht, dass er gerne unsere Gesellschaft gesucht hätte."

Die Elbe reichte ihm eine Karte. Sie hatte sich ebenfalls in der Satteltasche befunden. Sie war auf den ersten Blick nicht leicht zu lesen. Die Zeichnungen ergaben dann einen Sinn wenn man bedenkt, dass die natürlichen Begebenheiten bekannt sein sollten. So hatten die Elben ein wenig gebraucht, um zu erkennen, dass hier Pfade durch Dol Dinen eingezeichnet waren die am Nen Harn bis weit in den Süden reichten. Kurz hielt er Inne bei seiner Untersuchung.

"Das mag für den Reiter gelten aber nicht für das Tier. Es war bis zuletzt treu. Irgendwas hat sie getrennt. Irgendwo am Nen Harn wird die Antwort liegen."
Dass er damit so ziemlich richtig lag, wusste er noch nicht, denn zu der Zeit waren die Elben und Männer der Wacht noch am Ostpfad auf der Spur des Reiters und weiter südlich...

...rührte sich über Cuildis endlich etwas. Vorsichtig war der Halbork über ihrem Versteck hinweggeschlichen, ohne diesmal einen der Äste zu berühren. Was auch immer nun in der Feste los war, es wäre wohl besser für ihn, wenn er mit verwertbaren Informationen zurückkehren würde. Diese Elben mussten von irgendwoher gekommen sein. Ob sie es waren, die mit dem Überfall zu tun hatten, wäre sicherlich von Interesse. Der Weg den die Reisenden genommen hatten, war gut zu erkennen wenn er auch zu offen war für jene, die diese Pfade bewachten. Er suchte sich einen Weg durch die Büsche.

"DARO!" erklang es plötzlich hinter ihm, scharf, befehlend und selbst für ihn verständlich ob der Bedeutung. Elbisch. Die Richtung erkennend und die Absicht vermutend schlug er einen Haken nach rechts, drehte sich dabei vom Ufer weg und eilte zu einem der Bäume in der Hoffnung die Position des Angreifers in der Bewegung ausmachen zu können. Er benötigte einen Moment, um zu begreifen, warum er rückwärts zum See taumelte. Der Pfeil in seiner Brust war zwar nicht tödlich, nur raubte er ihm die benötigte Luft und riss ihn aus der Bahn. Mitsamt seinen Waffen stürzte er in den See. Er konnte nur noch die schwarze Kleidung erkennen sowie zwei Augen einer Elbe, blau und klar wie das Wasser, in das er fiel. Ihm fiel ein, dass er atmen musste...

Als sie sich sicher sein konnte, dass er nicht mehr auftauchen würde, ließ sie keine Zeit verrinnen. Schnell eilte sie zu einem weiteren Versteck nahe der Furt, da das alte nun nicht mehr sicher war. Wenn bis zum nächsten Abend keiner mehr den Ostpfad beschreiten würde, würde sie ihm selbst folgen. Solange würde sie Wache halten.[/i]

Re: Lande im Zwielicht

Verfasst: Di 7. Apr 2015, 21:11
von Sidhril
Die Zuflucht der Elben - Lin Giliath

Als sich die Sonne dem Horizont des folgenden Tages zuneigte und die Hügel des Westens in warmes Licht hüllte, schien es dem herrenlosen Pferd besser zu gehen. Allmählich hatte es sich einen Platz bei den anderen Pferden gesucht, die hier vor der Lichtung grasten. Vereinzelt hielten einige der Elben Wache. Ihr Hauptaugenmerk war auf den Süden zum Nen Harn und auch zu den Bergen südwestlich gerichtet - nach Nan Wathren. Die Berge waren noch immer tückisch. Vereinzelte Spuren wiesen darauf hin, dass die Orks nie Ruhe gegeben hatten. Ihre Anführer waren vielleicht geschlagen worden aber es benötigte nur eines einzelnen der sich durchsetzen würde, um erneut eine Bedrohung für die Lande heraufbeschwören zu können.

Die Sonne dieser Tage brachte nicht mehr die Wärme auf, die sie in den letzten Wochen gezeigt hatte. Das Unwetter der letzten Tage war dabei nur ein Vorbote kälterer Zeiten. Der Sommer war vorbei aber das kümmerte die meisten nicht, denn andere Sorgen plagten sie. Es erinnerte sie nur daran, dass sie sich stetig weiter nordwärts bewegt hatten, wenn sie auch einen Umweg in Kauf nehmen mussten, als die Wetterberge und die Feste der Halborks darin noch eine große Bedrohung für die Lande waren.

Die ersten Gebäude waren zu erkennen. Einer von ihnen ritt voraus, um ein paar Schaufeln zu besorgen und die Erlaubnis, jemandem eine letzte Ruhestätte im Erdreich zu gewähren. Als die Erlaubnis erteilt und die Schaufeln verliehen waren, vergruben sie den Mann, der vor geraumer Zeit nahe der Naerfeste gesichtet worden war. Die Bedrohung durch die Halborks war vielleicht nicht vollständig vorbei. Die Pläne, die andere mit ihnen vorhatten, waren zumindest vereitelt. Als sich die ersten schon zur Ruhe begeben hatten, waren andere noch in Gespräche vertieft, um sich auszutauschen über die Vorkommnisse im Süden und über Neuigkeiten aus den Norden.


Als der nächste Morgen angebrochen war, beriet man sich lange, denn sie würden bald ihr Ziel erreicht haben. Jedoch war jedem klar, dass dies nicht das Ende der Reise sein würde. Welchen Weg auch immer sie von den Zwergen Othrikars gezeigt bekommen würden, sie sollten vorbereitet sein auf das, was sie erwartet. Bevor die Elben und die Männer der Wacht einen Plan beschließen konnten, trat ein hellhaariger Elb zu ihnen. Fast golden waren seine Haare und für Torendir war es, als hätte er ihn bereits schon mal irgendwo gesehen.

"Im Faraglor, Diener der Herrin Galadriel", stellte er sich vor.

"Wir sind Reisende aus Imladris und jene Männer hier wachen über diese Lande", antwortete ein anderer, während er auf Daronart, Morwes und Lorron deutete.

"Euer Gesicht scheint mir nicht ganz unbekannt zu sein brannon. Sagt habt Ihr einige Zeit in Imladris verbracht?" fragte Torendir.

"Dies ist bereits einige Jahre her aber wenn Ihr den Verdacht habt, mich zu kennen, dann habt ihr wohl meinen älteren Bruder getroffen. Sein Name ist Mallthirion und er ist wie ich ein Meisterschmied. Er kam einst mit anderen Galadhrim aus unserer Heimat, um Hîr Elrond Nachricht von unserer Herrin zu überbringen", antwortete Faraglor.

"Dann seid Ihr vom Volke der Nandor?"

"Nein wir sind Sindar wenn auch ich eher die Wege zum Herrn Cirdan kenne als mein geliebter Bruder, der die Jahre zuvor die Grenzen Lothlóriens bewachte, während ich auf Reisen war. Nun bin ich hier und mein nächstes Ziel steht noch nicht fest."

Nachdem sich auch alle anderen vorgestellt hatten, lud er sie ein, sich zu ihm zu setzen, wo man ungestörter miteinander sprechen konnte. Gerade als sie sich setzten wollten, trat ein weiterer Elb zu ihnen. Es war Amnen, der für einige kein Unbekannter war. Man kannte ihn als einen zu Späßen aufgelegten Elben mit einem Hang zu einer spitzen Zunge. Dass er in der Nacht zu ihnen gestoßen war, hatten nur wenige gewusst.

"Mae govannen mellyn nîn. Mein Name ist Amnen und wenn nichts dagegen spricht, würde ich mich gerne zu euch gesellen, denn auch mich interessieren die Geschehnisse, über die ihr sprechen wollt. Ich bin lange gereist und nun freue ich mich, bekannte Gesichter wiederzusehen."

"Seid willkommen brannon. Es ist zwar lange her, doch auch uns freut es, ein bekanntes Gesicht wiederzusehen", antworteten Torendir und Gildinfael fast gleichzeitig.

Nachdem sich alle gesetzt hatten, war es Faraglor der das Wort ergriff.


"Eure Ankunft ist nicht ohne Sorge von uns betrachtet worden. Schließlich habt ihr jemanden begraben müssen. Auch haben uns Späher davon unterrichtet, dass sich etwas zugetragen haben musste in den Wetterbergen."

"Wir sind wohlauf und unsere Freunde, die Freunde dieser Männer die uns begleiten, haben viel getan, um uns dies zu ermöglichen."

Ruhig hörte der Elb den Berichten zu. Er erfuhr von den Überfällen auf die Holzfäller, der Versammlung der unterschiedlichen Halborkstämme sowie ihre Vertreibung, der Hexerin und schließlich von den Waffen, die sie gefunden hatten.

"Ich erinnere mich. Es ist einige Monate her. Ein dichter Nebel hatte sich über die Lande gelegt was sonst nicht ungewöhnlich ist in dieser Gegend. Weite Wälder, ausgedehnte Sumpfgewässer, der Nen Harn und schließlich die Berge. Aber etwas war anderes gewesen an jenem Morgen", begann ihr Gastgeber zu erzählen.

Es war wohl ein unbestimmtes Gefühl, dass etwas nicht stimmen würde, welches die Elben der Lichtung verspürt hatten. Späher fanden hölzerne Kisten, zertrümmert und vollkommen ohne Anzeichen, dass sich etwas in ihnen befunden hätte. Sie waren wohl von den Trollen zerstört worden, die dort lebten und eine erste Sorge galt einer möglichen Reisekarawane, die zu Schaden gekommen sein könnte.

Die vergangenen Ereignisse ergaben nun einen Sinn. Die Karte mit den eingezeichneten Pfaden durch Dol Dinen, die er ihnen nun zeigte, hatte den Führern des Wagens wohl als Wegweiser gedient. Die Hexe hatte ihnen dazu den Weg bereitet, um unbeschadet von Trollen durch die Hügel zu gelangen. Eine weitere leere Ladung hatte dazu vielleicht als Ablenkung gedient oder die Trümmer waren das Ergebnis eines fehlgeschlagenen Versuchs. So oder so konnte man sich nun zusammenreimen, woher diese Waffen stammten.

Um auch die letzten Zweifel auszuräumen, holte Aelwyna die Waffen herbei, die sie eingesammelt hatte sowie auch jene, die sie aus Imladris mit sich führten. Faraglor konnte nun den sich erhärtenden Verdacht bestätigen, dass sie aus Angmar stammten - wahrscheinlich aus den Schmieden Carn Dûms.


"Bei diesen Waffen, die ihr aus Imladris mitgebracht habt, ist es sehr wahrscheinlich Kriegsbeute aber ich kenne die Bergvölker kaum, sodass ich nicht viel zu diesen Bräuchen sagen kann, ihre Waffen mit Symbolen wie diesen zu versehen. Gewiss ist nur, dass dies nicht der Brauch der Angmarim ist.

Hierzu solltet ihr nach Othrikar reisen, denn die dortigen Zwerge handeln mit den von ihnen geschmiedeten Waffen und Rüstungen, auch mit den Trév Gállorg – jenem Bergvolk, welches der Eisernen Krone nicht folgt."


"Othrikar ist auch unser nächstes Ziel, wenn wir uns sicher sein können, dass uns kein Feind folgt."

Lange währten die Gespräche noch, während Amnen und Tavarandir aufbrachen, um sich ein wenig umzusehen an jenem Ort, den die Waffen genommen haben mussten. Als sie zurückkehrten, waren die meisten schon auf ihrem Schlaflager. Morwes ließ sich gerade von Faraglor ein wenig in der Kunst der Waffenführung unterweisen, als sie von den beiden Spähern erfuhren, dass aus Dol Dínen keine große Gefahr drohen würde. Ein befürchteter Aufmarsch eines feindlichen Heeres war genau so wenig zu entdecken gewesen, wie Anzeichen von frischen Spuren, die feindliche Späher nicht vor den Augen der Elben hätten verbergen können. So beließ man es bei einigen wenigen Wachen und legte sich zur Ruhe, denn die Kraft würde man am nächsten Morgen benötigen, denn sie hatten vor, sich ein wenig in der Kampfkunst zu üben, so wie es im Kleinen bereits der Geschichtenerzähler und der reisende Elb vorgemacht hatten.

Es war bereits früher Morgen als sich ein weiterer Gast näherte, kurz bevor sie ihre ersten Übungen beginnen wollten. Er schien kein Unbekannter zu sein, denn Failwe blickte ihn gar erfreut an. Als die beiden aufeinander zutraten, konnte man erahnen, in welchem Verhältnis die beiden standen.

"Ich grüße Dich kleiner Bruder. Lange reiste ich Dir nach und doch hätte ich nicht erwartet, Dich hier zu treffen. Was hat Dich aufgehalten?" sprach der Elb zu Failwe.

"Klein im Vergleich zu Dir Collfindel und doch der Ältere von uns beiden", antwortet Failwe mit einem erfreuten Lächeln auf den Lippen und Freude in seinen grünen Augen, als er den Arm seines Bruders packte, um ihn zu begrüßen.

So standen sie sich nun gegenüber. Failwe der hochgewachsene Elbenkrieger und Collfindel, der ihn sogar noch um ein Stück überragte. Während sie sich unterhielten und sich über die vergangenen Ereignisse austauschten, hatten sich die anderen bereits zu den Kampfübungen eingefunden, die angedacht waren. Bald übten sich schon die ersten in Zweikämpfen, zuerst noch unordentlich aber dann intensiver und konzentrierter, sodass auch schon ein Fluch des einen oder ein Jubel des anderen ertönte, als einer der beiden Partner niedergerungen war. Weniger erfreulich ging es dabei bei Daronart und Faraglor zu, denn ein kurzes Zögern des Mannes, wohl um dem Elben nicht zu schaden, was er gewiss gekonnt hätte, eröffnete dem Elben eine Gelegenheit, genau dies zu tun. Der Sieg war dem Elben gewiss.


"Zögert niemals in einem ernsten Kampf. Ein Feind nutzt diese Gelegenheit aus. Er wird dies als Geschenk sehen so wie ich soeben."

Gekränkt von der Belehrung, die Daronart sicher nicht benötigt hätte, warf er mit finsterem Blick seine Waffe zu Boden, während der Elb seine Waffe wieder verstaute.

Die anderen Kämpfe wurden nach und nach beendet und als noch der letzte Kampf stattfand, näherte sich ihnen eine Reiterin aus östlicher Richtung. Es war Cuildis, die die erhoffte Botschaft verkündete, dass kein Feind mehr folgen würde und der einzige der sich dabei versucht hatte, sein Leben im Nen Harn ließ, als er von ihrem Pfeil durchbohrt vom Wasser des Sees verschlungen wurde.


"Dann ist es also soweit. Wir werden uns morgen auf dem Weg nach Othrikar machen."

Ein Gemisch aus freudiger Erwartung, endlich ihr erstes wirkliches Ziel zu erreichen und dem Zweifel, dass sie sich in einer Minenstadt wohlfühlen würden, schien sie alle zu erfassen.

"Wir werden uns einen anderen Weg suchen", sprach Daronart, "denn wir wollen bei den Höfen nach dem Rechten sehen."

"Dann werden wir ohne euch reisen. Wisset aber, dass wir sicher in Esteldín rasten werden."

In der letzten Nacht in Lin Giliath waren es nur noch zwei Augenpaare, die nicht müde werden wollten. Es war ein grünes und ein blaues, das der Brüder Failwe und Collfindel, wie sie sich noch lange am Lagerfeuer unterhielten.