Ein seltsames Paar am Horizont

[Amaraiel]

In der Kammer angekommen, legten die Wachen den Zwerg und den Elben in zwei Betten die nahe bei einander stehen. Amaraiel wendete sich einer Wache zu, um sie zu bitten ihr eine Schale mit heißem Wasser, sauberen Tüchern und ein frisches Hemd wie eine Hose für die Verletzten zu bringen zu bringen. Amaraiel öffnete ihre Tasche und stellte neben sich kleine Phiolen und Tongefäße.

Dankend nahm sie die Schale mit heißem Wasser entgegen und stellte auf den kleinen Tisch der zwischen den Betten steht. Mit der Hilfe der Wache entkleidete sie den Zwerg und den Elben bis auf ihre Unterwäsche, bevor sie sich bei den Wachen bedankt und sie bittet den Raum zu verlassen. Sie streute schwarzen Pfeffer in das heiße Wasser um Infektionen zu verhindern und legt Tücher, wie Verbände bereit. Behutsam und sanft tastete sie die Beiden nach inneren Verletzungen und Knochenbrüchen ab, bevor sie die Wunden mit dem Wasser und einem Tuch reinigt.

[Aerendir]

Aerendir warf einen Blick an Rosiel vorbei, Amaraiel und Helfer die beiden wegtragen sehend und nickte: "Sind sie schwer verletzt? Sagten sie etwas?" Während er dies noch sagte, setzt er bereits seinen Weg zu den beiden fort, Rosiel an seine Seite winkend. "Schnell, wir müssen mehr in Erfahrung bringen. Ob Gefahr droht, was geschehen ist." Wenige Augenblicke später sah er auch Lugaidh vom hohen Wachturm zurückkehren und rief ihm zu:"Tîrn, verdoppelt die Wachen, sendet Kundschafter aus, die die Umgebung überwachen. Laßt nach Verfolgern Ausschau halten bis wir genaueres über die Geschehnisse wissen."

[Lugaidh]

Lugaidh, der den Turm verlassen hatte, nickte Aerendir zu und rief: "Mae. Ich werde mich darum kümmern, mein Tûr!"
Er eilte wieder zu den Toren, und von der Ferne waren hastige Befehle, Rufe und Waffengeklirr zu hören, als später einige Dutzend Elbenkrieger zu den Mauern und Toren liefen. Lugaidh erschien noch einmal, in der anbrechenden Dunkelheit schwach schimmernd auf seinem weissen Pferd und sprengte einem berittenen Stosstrupp durch das Tor in die Wildnis voran, um etwaige Gefahren frühzeitig zu erkennen und von der Zuflucht fernzuhalten.

[Litreth]

Während die Patrouillen die Grenzen der Zuflucht durchkämmten kam Litreth langsam wieder zu sich. Das erste Gesicht das in seinen Augen aufgefangen wurde war jedoch ein Fremdes.

"Im Amaraiel, man mathan?" (Übers. ... wie geht es dir?)

Mit einem Nicken verstand er und er begann sich sicher zu fühlen. Ein weiterer Blick zur Rechten ließ Rosiel sehen. Ein nachdenkliches Lächeln fiel auf das Gesicht des verletzten Elben. Viele Erinnerungen schienen ihm durch den Kopf zu fliegen. Er versuchte aufzustehen, wurde jedoch von Amaraiel zurückgewiesen. Rosiel schenkte ihm nur einen kurzen Blick und nickte ihm zu ehe sie sich wieder etwas abwendete. Plötzlich schien Litreth wieder in den Schlaf zu fallen. Ein starkes Zucken in seinen Beinen war das letzte was er spürte ehe er anfing in einen tiefen Traum zu verharren.

"Litreth"
Eine Stimme sprach zu ihm, alt und knorrig.
"Litreth"
Die gleiche Stimme schien zu sprechen.
"Mahal! Vetter der Spitzohren"
Das Bild eines Orks blitzte durch die Dunkelheit.
"Hohoho!"
Kleine Flammen sind auf einer fernen Mauer sichtbar.
"Trinkt noch eins!"
Die knorrige Stimme lachte laut auf.
"Auf uns! Und auf die Schätze Morias!"
Die Stimme schrie kurz auf.
"Litreth!"
"Litreth!"
"Litreth, bitte!"
"Bitte... hilf mir!"

Litreth wachte auf. Er wurde von Rosiel wach gerüttelt. Der Alptraum war vorüber. Ein seltsamer Traum. Rosiel nickte ihm erneut zu und ging zur Tür. Litreth stand langsam auf. Humpelte noch etwas. Ging Richtung Tür und spürte den Wind der von draussen hinein zog. Er stand nun neben Rosiel. Ein kurzer Blick zu ihr, dann ein Blick nach draussen, die warme Sonne am Himmel betrachtend sprach er leise vor sich hin.

"Annan le ú-gennin, Rosiel, meldís" (Übers. Ich habe dich seit langer Zeit nicht gesehen, Rosiel, Freundin.)

[Amaraiel]

Amaraiel sah den beiden Elben besorgt nach.
"Mögen euch die Valier Nienna vor weiteren Alpträumen schützen, Litreth" :flüsterte sie leise.
Die Elbe zog einen Stuhl heran und setzte sich wachend an das Bett von Tumli. Sanft legte sie ihre Hand auf seine Stirn und stellte beruhigt fest dass das Fieber bereits gesunken wahr.
Nach dem sie seine Wunden noch einmal versorgt hatte, nahm sie ihre Laute zur Hand und begann leise eine sanfte Melodie darauf zu spielen.

[Rosiel]

Rosiel ging einige Schritte und trat ins Freie. Sie drehte sich um, sah den verletzten Jäger an und antwortete:

"Ihr wart so lange fort, Litreth. Kaum einer hat ..." , sie schluckte und suchte nacht passenden Worten, ...mit eurer Rückkehr gerechnet. Und nun taucht ihr und auch euer Begleiter in einem so beängstigenden Zustand in unseren Hallen wieder auf. Ich habe mich um Euch gesorgt und die Sorgen sind noch nicht vorbei. Was ist euch denn bloß zugestoßen, dass die Erlebnisse selbst im Traum nicht von euch lassen wollen?"

Sie beugte sich hinunter, und pflückte ein paar kleine, blaue Blumen und lässt sie in den Taschen ihres Gewandes verschwinden.
Kurz blickte sie zu Litreth hinüber, der immer noch sehr blass war und sagte warnend:

"Ihr solltet eure Gesundheit nicht überstrapazieren! Wenn ihr euch nach den Bäumen sehnt, so setzt euch bitte. Ihr seid noch lange nicht wieder bei Kräften!"

[Litreth]

Litreth schien leicht bedrückt nach den Worten Rosiels. Er wusste welche Schrecken er sah, darüber er zu sprechen nicht im Stande war. Ihm wurde langsam bewusst welche Wunden in den Freundschaftsbändern der alten Freunde klaften.

Er nickte ihr leicht zu, als sie ihn zur Ruhe verwies.
"Henion, hannon le Rosiel" (Ich verstehe, ich danke euch, Rosiel)

Mit einem weiterem Nicken drehte er sich um und wendete sich gen Tumli und der fürsorglichen Amaraiel.

"Hannon le, Amaraiel"
Ein Blick zu Tumli.
"Tumli, mellon, man mathan?"

[Amaraiel]

Amaraiel hält in ihrem Lautespiel inne und lächelt Litreth beruhigend an.
Avaro naeth, den Tumli bado maer. (Keine Sorge, es geht Tumli schon besser)
Amaraiel legt ihre Laute an das Fußende des Bettes und betrachtet den schlafenden Zwerg.
Seine Wunden sind tief, haben sich aber nicht entzündet. Auch das Fieber ist gesunken. Er ist wirklich ein sehr starker und zäher Mann. Ich bin sicher das er bald aufwachen wird.
Amaraiel steht auf und bietet Litreth ihren Stuhl an.
Setzt euch doch ein wenig zu ihm und ruht euch aus. Ich werde euch etwas zu essen bringen ihr müst ja halb verhungert sein.
Die Elbe deutet lächelend eine Verbeugung an und verlässt den Raum.

[Aerendir]

Aerendir kam nun nach einer Weile hinzu und nickte nachdenklich: "Alae gwador, man matach a naro enî tress chîa.?" Forschend blickte er Litreth an und wartete auf eine Regung. Einen kurzen Blick gen Tumli werfend und Amaraiel zunickend, da er sah, dass um ihn gut gesorgt wurde.

[Lugaidh]

...


~ Der Morgen dämmerte, als das Horn der Garde erklang, berittene Krieger kehrten zurück und Waffengeklirr erfüllte die Gegend um das Tor.
Bald daraufhin betrat Lugaidh das Zimmer, stützte sich auf das lange Schwert, das er mit der Scheide auf den Boden abstellte; er legte eine gepanzerte Hand ans Herz und neigte sein Haupt, bevor er mit ernster Stimme zu sprechen anhob:

"Úner, Tûr nin. Anor eria, urhoeinn. Tirithaid nan-barad ~ Niemand, mein Fürst. Die Sonne erhebt sich sogleich, dennoch keine Spur bislang. Die Wache ist wieder zur Befestigung zurückgekehrt."

Lugaidh blickte Aerendir fragend an.