5. Über die Tawarwaith
Erscheinung: Überwiegend hellhäutig und dunkelhaarig
Namhafte Waldelben: †Nimrodel, Haldir, Orophin, Rúmil, Galion
Wohnstätten in Mittelerde: Lothlórien, Düsterwald, Edhellond
Die Tawarwaith (S. Waldvolk) sind Waldelben. Sie waren diejenigen unter den Teleri, die das Nebelgebirge nicht überschritten, und unter diesen, den Nandor, wiederum diejenigen, welche nicht unter Lenwë am Großen Strom nach Süden zogen, sondern in den Wäldern des oberen Anduintals blieben (s. o. I. 1.). Während einige im Großen Grünwald östlich des Flusses sesshaft wurden, aus denen sich das Volk des Waldlandreichs entwickelte, lebten westlich des Anduin im Wald von Lothlórien andere, welche zu den Galadhrim (S. Baumvolk) wurden. [FTR357] Trotz der fortschreitenden Isolation beider Reiche und nur ganz sporadischer Verbindungen in späteren Jahren verstehen die Waldelben des Waldlandreiches und die Galadhrim sich bis in die Gegenwart als Verwandte und Angehörige desselben Volks. Daher trifft Vieles, was über die Waldelben gesagt wird, für die Bewohner beider Reiche gleichermaßen zu. Unterschiede und Besonderheiten werden im Rahmen der Einzelbeschreibungen des Düsterwaldes und Lothlóriens im folgenden dritten Teil über die Reiche und Zufluchten der Elben vermerkt.
[NME346] Ursprünglich waren die Tawarwaith ein einfaches, für elbische Verhältnisse recht unzivilisiertes Volk.
J. R. R. Tolkien - Nachrichten aus Mittelerde,
Teil Zwei, Anhang A. - Die Wald-Elben und ihre Sprache, S. 343
Die Wald-Elben verbargen sich in Waldfestungen jenseits des Nebelgebirges und wurden ein kleines, verstreut lebendes Völkchen, das kaum von den Avari zu unterscheiden war, [...]
J. R. R. Tolkien - Der Kleine Hobbit,
Fliegen und Spinnen, S. 194 f.
[...] und Waldelben sind alles andere als ein hinterhältiges Volk. Wenn sie einen Fehler haben, so ist es ihr ausgesprochenes Mißtrauen gegen Fremde, und obgleich ihr Zauber sehr stark war, blieben sie doch selbst in jenen Tagen äußerst vorsichtig. Sie unterschieden sich sehr von den Hochelben des Westens. Sie waren gefährlicher als diese und auch nicht so weise.
Erst die oben bereits beschriebene Sindarisierung der Waldelben (vgl. o. über die Sindar) brachte handwerklichen Fortschritt und einen Zuwachs des Wissens in die Reiche der Tawarwaith. Man kann wohl annehmen, dass sie wie ihre Verwandten, [SIL97] die Laiquendi Ossiriands, ursprünglich nicht über geschmiedete Waffen oder schwere Rüstungen verfügten. [NME345] Doch auch später noch, im Krieg des Letzten Bundes, waren ihre Ausrüstung und Bewaffnung minderwertig und mitursächlich für die schmerzlichen Verluste ihrer Heerscharen.
[NME344] Die Schrift war den Waldelben unbekannt, bis die sindarischen Zuwanderer sie damit vertraut machten. [NME343] Das Sindarin ihrer Fürsten verdrängte allmählich das Nandorin der Wald-Elben als Alltagssprache. [FTR357] Aufgrund der Zurückgezogenheit und langjährigen Abgeschiedenheit ihrer Völker beherrschten nur wenige Waldelben die Gemeinsprache, unter ihnen Haldir, dessen Brüder Orophin und Rúmil hingegen nur ihre Muttersprache kannten. [FTR356][ROK405] Sowohl im Waldlandreich als auch in Lórien entwickelten sich lokale Dialekte, die sich vom westlichen Sindarin merklich unterschieden und jedem, der wie Frodo kein Muttersprachler war, das Verständnis erheblich erschwerten.
Die Verkörperung eines Waldelben als Spielercharakter in LOTRO ist ohne Weiteres möglich.
6. Über die Avari
Erscheinung: Überwiegend hellhäutig und dunkelhaarig
Namhafte Avari: Unbekannt
Wohnstätten in Mittelerde: Unbekannt
Über die Avari, die Dunkelelben, die die Große Wanderung nicht antraten, wissen die Gelehrten nur sehr wenig. Grundsätzlich waren die Avari noch einfacher, rückständiger und ungelehrter als die bereits beschriebenen nandorischen Tawarwaith. [WTJ410] Sprachgeschichtliche Studien scheinen zu belegen, dass sie sich ebenso wie die Eldar in mehrere selbständige Völker spalteten, deren nachfolgend genannte Volksnamen sämtlich Abwandlungen des Urbegriffs Quendi (Q. die Sprechenden) mit unveränderter Bedeutung sind: So gab es die Kindi, die Cuind, die Hwenti, die Windan, die Kinn-lai und schließlich die Penni.
[SIL296] Die Ereignisse in Beleriand und Valinor waren für die Avari bestenfalls Gerüchte, und sie wanderten frei durch die weiten Länder fern der See. [WTJ377 ] Im Allgemeinen aber lebten sie zurückgezogen, an verborgenen Orten in tiefsten Wäldern oder in Höhlen. Nur selten führten ihre Wanderungen sie in kleinen Gruppen und im Geheimen sogar bis hinein nach Beleriand, und ebenso selten suchte und fand ein Avar-Elb Aufnahme unter den Sindar, denn den Eldar gegenüber verhielten die Avari sich keineswegs vertrauenswürdig, gelegentlich sogar feindselig. [WTJ381] Mit den Noldor mochten sie gar nichts zu schaffen haben und beschuldigten sie der Arroganz.
[WTJ408] Die Verbitterung der Avari gegen die Eldar geht auf die der ersten großen Sonderung vorausgehende hitzige Debatte über Antritt oder Nichtantritt der Großen Wanderung zurück. Seither betrachteten die Avari die Eldar als Verräter und Deserteure des eigenen Volkes. Hierzu gesellte sich der Neid auf die Errungenschaften der durch die Nähe zu den Valar gewachsenen, erhabeneren und überlegenen Eldar Beleriands. An deren Kriegen gegen Melkor und hernach gegen Sauron nahmen sie keinen Anteil, doch bekämpften die Avari natürlich die Orks, wo immer sie ihnen zur Bedrohung wurden. [WTJ410] In den späteren Jahren des Zweiten und Dritten Zeitalters waren die Beziehungen zwischen Eldar und Avari weniger angespannt; die Existenz des Volksnamens der Penni in der Sprache der Waldelben begründet sogar die Annahme, dass zumindest dieses Avar-Volk einst von Osten ins Waldlandreich eingewandert und mit den dort lebenden Nandor verschmolzen ist.
Darüber hinaus ist lediglich vereinzeltes und bruchstückhaftes Wissen über die Avari vorhanden, das aus Tolkiens frühen Schaffensphasen seiner Weltgeschichte stammt. Teilweise wurde es ausdrücklich verworfen und durch neue Versionen ersetzt, teilweise einfach nicht weiter verfolgt oder vertieft. [MOR81][WTJ418] Hierzu zählen Morwë und Nurwë als Stammväter (insgesamt) zweier Avar-Völker und Antipoden Ingwës, Finwës, Elwës und Olwës, desweiteren [VGA260] Gilfanons Geschichte über den Zauberer Tû, das Avar-Volk der Hisildi, dem er gebot, und Nuin und seine Entdeckung der schlafenden Nachkömmlinge. [SIL137][WTJ409] Erwähnenswert ist schließlich Ëol, ein Elb von edler telerischer Abstammung, der zwar den Beinamen 'der Dunkelelb' trägt, doch nur in einer obsoleten Fassung tatsächlich ein Angehöriger der Avari Moriquendi ist.
Die Verkörperung eines wahren Avar-Elben, der nicht bereits bei den Waldelben integriert und damit zu einem der ihren geworden ist, erfordert wegen der spärlichen Hintergrundinformationen großen Einfallsreichtum des Spielers. Seine Anwesenheit in den bekannten Westlanden ist zwar nicht gänzlich ausgeschlossen, doch reichlich unwahrscheinlich und setzt daher einen guten und glaubhaften Anlass voraus.
7. Über die Peredhil
Zu diesem Abschnitt siehe auch die Hinweise und Ergänzungen von CelebriaenElanesse auf Seite 2 dieses Threads
Erscheinung: Überwiegend hellhäutig und dunkelhaarig
Namhafte Peredhil: Elrond, Elladan, Elrohir, Arwen
Wohnstätten in Mittelerde: Nach eigener Wahl unter Elben oder Menschen
Die Peredhil (S. Halbelben) sind kein eigenständiges Volk. Falls man sie in ihrer Gesamtheit treffend bezeichnen möchte, eignet sich der Begriff einer Sippe oder Familie wohl am Besten. Ein Elternteil jedes Peredhel ist Elb, der andere Mensch. Rein begrifflich betrachtet gibt es diesbezüglich eine einzige Ausnahme, von der zu Beginn die Rede sein soll: Lúthien Tinúviel, das schönste aller Kinder Ilúvatars, die nicht zu den Peredhil im eigentlichen Sinne, sondern zu den Eldar gezählt wurde, ging aus der einmaligen Verbindung eines Elben und einer Maia hervor, ihr Vater war Elu Thingol, Melian ihre Mutter. Eine solche Vereinigung des göttlichen mit dem irdischen Wesen geschah zu aller Zeit kein zweites Mal.
Nachdem die Valar über das Schicksal Earendils, eines Menschen und einer Elbin Kind, beraten hatten, schuf Manwë in seinem Urteilsspruch einen Präzedenzfall, welcher zunächst nur Earendil selbst, seine Gemahlin Elwing und ihre beiden Söhne Elrond und Elros betraf.
J. R. R. Tolkien - Das Silmarillion,
XXIV - Von Earendils Fahrt und dem Krieg des Zorns, S. 258
»In dieser Sache ist mir Urteilsmacht verliehen. [...] Und dies ist mein Spruch, sie betreffend: Earendil und Elwing und ihren Söhnen sei es gestattet, frei zu wählen, mit welchem der Geschlechter ihr Schicksal vereint sein und unter welchem Geschlecht über sie geurteilt werden soll.«
[BRF255][BRF262] Abstrakt formuliert bedeutet dies, dass den aus Elb-Mensch-Ehen hervorgehenden Halbelben gestattet wurde, im Laufe ihres Lebens die unabänderliche Wahl zu treffen, von welcher der Gaben Erus an seine Kinder sie Gebrauch machen wollten, entweder von der Unsterblichkeit der Elben oder der Sterblichkeit der Menschen. Wählte ein Peredhel das Leben als Elb wie beispielsweise Elrond, so stand auch seinen Kindern die besagte Wahl offen, entschied er sich dagegen wie Elronds Bruder Elros für ein sterbliches Leben, so zählten seine Nachkommen zu den Menschen und verloren die Befugnis der Wahl. Nicht selten war die Liebe zum Partner für diese Entscheidung und damit für die spätere Lebensweise und -umgebung bestimmend.
[BRF257] In kosmologischer Hinsicht verlieh Tolkien seinen Halbelben eine bestimmte Funktion: Sie schlugen die Brücke von den vergangenen oder vergehenden idealisierten und überhöhten elbischen Zeitaltern zur grauen, gegenwärtigen und alltäglichen Realität der Menschen, indem durch sie ein kleiner Teil des elbischen Wesens - und durch Melian sogar ein göttlicher Funke - in das Geschlecht der Menschen überging und dort für alle Zeiten weiterlebt, sogar nachdem die Elben ganz und gar aus Mittelerde verschwunden sein werden. Angesichts dieser Funktion muss die Existenz der Peredhil als große Ausnahme betrachtet werden, und die Zahl aller Halbelben der Weltgeschichte ist überschaubar, wenn nicht sogar begrenzt (vgl. u.).
J. R. R. Tolkien - Briefe,
Nr. 153 - An Peter Hastings (Entwurf), S. 255, 257
Sie [die Elb-Mensch-Ehe] kommt natürlich im Märchen und in der Folklore vor, obwohl nicht in allen Fällen die gleichen Ideen dahinter stehen. Aber ich habe sie viel mehr als Ausnahme behandelt. [...]
Dass die Elbenlinie unter die Menschen Eingang findet, wird sogar als Teil eines Göttlichen Plans zur Veredelung der menschlichen Gattung dargestellt, der von Anfang an bestimmt war, die Elben zu ersetzen.
Betrachten wir nun die einschlägigen Verbindungen im Verlauf der Geschichte, ausgehend von folgendem Zitat:
J. R. R. Tolkien - The Return of the King,
Appendix A - Annals of the Kings and Rulers, S. 314
There were three unions of the Eldar and the Edain: Lúthien and Beren; Idril and Tuor; Arwen and Aragorn. By the last the long-sundered branches of the Half-elven were reunited and their line was restored.
Bedauerlicherweise ist dieser kurze Auszug gleich mehrfach unklar oder unzutreffend. So ist zunächst zu berücksichtigen, dass der in den Anhängen des Herrn der Ringe verwendete Begriff der 'Eldar' sich von der Definition des Silmarillion, die auch dem obigen Kapitel II. 1. zugrundeliegt, unterscheidet: Unter den Eldar versteht Tolkien im vorliegenden Fall nämlich nur die Exilanten der Noldor und die Sindar Beleriands, nicht aber die Nandor, wie später deutlich wird:
J. R. R. Tolkien - The Return of the King,
Appendix F - I. The Languages and Peoples of the Third Age, S. 405
The Elves far back in the Elder Days became divided into two main branches: the West-elves (the Eldar) and the East-elves. Of the latter kind were most of the elven-folk of Mirkwood and Lórien; [...]
[ROK314] Zudem gab es - ganz genau betrachtet - zwischen den Eldar und den Edain insgesamt nur zwei (nicht drei, wie Tolkien schreibt) solcher Ehen, nämlich die Berens mit Lúthien sowie die Tuors mit Idril. Ferner gab es diejenigen Verbindungen, in denen mindestens eines der Elternteile selbst zu den Peredhil zählte, nämlich die Diors mit Nimloth, Eärendils mit Elwing, Elronds mit Celebrían und schließlich die Aragorns mit Arwen.
Nach alledem können wir uns nun endlich der Gretchenfrage zuwenden, die vielleicht treffender als Arwenfrage zu bezeichnen wäre: Sind Halbelben mögliche Spielercharaktere in LOTRO oder nicht? Unter allen denkbaren Varianten ausgeschlossen sind zunächst Nachkommen von Elben und Maiar. Ganz nachdrücklich ausgeschlossen sind zudem Nachkommen von Elben und anderen Wesen, die nicht Maiar oder Menschen sind, insbesondere in Bezug auf Vampir- oder Drachen-Elternteile und ähnlichen Blödsinn. Ausgeschlossen sind ferner Nachkommen von Eldar (d. h. nach obigem Verständnis Noldor und Sindar) und Edain, denn die obige Aufzählung ist erschöpfend.
Übrig bleiben somit nur die Varianten derjenigen Halbelben, deren elbischer Elternteil nicht den Eldar, oder deren menschlicher Elternteil nicht den Edain angehört, oder deren Eltern weder Eldar noch Edain sind. [NME332] Tatsächlich gibt es einen solchen verbürgten Fall, den des Númenórers Imrazôr aus Belfalas und der Waldelbin Mithrellas aus Nimrodels Gefolge. Ihr Sohn Galador begründete das (menschliche) Fürstenhaus Dol Amroths, [ROK148] dessen elbischer Einschlag auch eintausend Jahre später noch zu bemerken ist. Weitere Fälle sind durchaus vorstellbar, doch liegt Tolkiens Konzeption zufolge der Existenz eines Halbelben immer ein bestimmter schicksalsschwerer Zweck zugrunde.
J. R. R. Tolkien - Morgoth's Ring,
Part Four - Athrabeth Finrod ah Andreth, S. 324
[Finrod:] 'Nay, adaneth, if any marriage can be between our kindred and thine, then it shall be for some high purpose of Doom. Brief it will be and hard at the end. Yea, the least cruel fate than could befall would be that death should soon end it.'
Eingedenk dieser nun bereits wiederholt erwähnten Ausnahmefunktion der Peredhil muss ihre Anzahl insgesamt sehr gering bleiben. In MMO-Spielen wie LOTRO sind Ausnahmecharaktere statistisch allerdings deutlich überrpräsentiert, da eine numerische Begrenzung bestimmter Rassen praktisch undurchführbar ist. Grundsätzlich ist daher natürlich jedem Spieler die Verkörperung eines Halbelben gestattet. Um eine Halbelbenflut als Folge dessen zu vermeiden, muss man eine wohl durchdachte und plausible Hintergrundgeschichte als Korrektiv dieses Lore-Grenzgangs voraussetzen - eine nur schwer überwindliche Hürde. Da Halbelben im Gegensatz zu anderen Spielen wie beispielsweise MERP bei der Charaktererstellung nicht als eigenständige Rasse zur Verfügung stehen, werden diejenigen Charaktere, die der Absicht des Spielers gemäß ein unsterbliches Leben wählen, als Elben, und diejenigen, die das menschliche Schicksal teilen, als Menschen erschaffen.