Seite 2 von 2

Re: HILFREICH: Idhor Gidinn o Hedhil ~ Kleine Elbenkunde

Verfasst: Fr 7. Okt 2011, 13:34
von Aerendir
2. Über männliche Namen im Sindarin

Bei der Charaktererstellung findet sich eine Übersicht der folgenden Namensanfänge, deren Ursprung oder Bedeutung hier anhand [GEB443] bestehenden Vokabulars im Sindarin erklärt sei. Zwar handelt es sich hierbei um Vorschläge für männliche Namen, doch ein Blick auf die Bedeutungen der Prefixe macht deutlich, dass viele auch für Elbinnen denkbar sind.
  • Adan- Adan N. Mensch
    Aeg- aeg 1. N. Spitze, Gipfel, 2. Adj. scharf, spitz
    Am- am Adj. hinauf, aufwärts, hoch; an Präp. an, für, nach, zu
    Aran- aran N. König, Edelmann, Führer
    Bara- bara Adj. feurig, eifrig; barad 1. N. Turm, Festung, 2. Adj. verloren, verdammt
    Beleg- beleg N. Macht, Adj. groß, mächtig
    Celeb- celeb N. Silber
    Curu- curu N. Geschick, Kunstfertigkeit, Schläue
    Dag- dag- Vb. erschlagen, töten
    El- el N. Stern
    Fela- fela N. Höhle, Stollen, Mine
    Fin- 1. fin, find-, fing- N. Haarlocke, 2. fin- Adj. geschickt, fein, klug
    Gal- gal, gail Vb. leuchten, Adj. hell, licht; galad N. Licht, Feuer, Schein
    Gil- gil, gail N. Schein, Stern, Funke, helles Licht
    Hal- hâl N. Fisch, hal- Vb. heben, hochheben, hall Adj. 1. hoch, erhaben, 2. verborgen, verhüllt
    Ing- ind N. Sinn, Herz, Gedanke, vgl. Q. inga N. Gipfel, Adj. erster
    Lin- lîn N. Teich; lind N. Melodie, Lied, Gesang
    Mal- mall N. Gold; mallen Adj. golden
    Pen- pen Präp. ohne, mangelnd, -los; pent N. Erzählung; pengolodh N. Gelehrter
    Tar- tar-, tor-, taur Adj. hoch, mächtig, erhaben
    Thurin- thurin Adj. geheim, verborgen
    Ul- uial N. Zwielicht, Dämmerung; ûl N. Geruch; u- Präf. un-, nicht, ohne
Ferner werden die folgenden Namensendungen vorgestellt, deren Bedeutung wegen der im Sindarin gebräuchlichen Anlautmutationen nicht immer einfach zu ermitteln ist:
  • -adan s.o. Namensanfänge
    -aran s.o. Namensanfänge
    -bor bôr N. Getreuer, Gefolgsmann; -bor, paur N. Geschlossene Hand, Faust
    -born 1. born, boron Adj. standhaft, fest, treu, 2. born Adj. rot, heiß
    -dir -dir, tirn, thir N. Wächter
    -dor 1. -dor, taur N. König, 2. -dor, dôr N. Land, Gebiet
    -had -had, sad N. Platz, Ort; hâd, hador N. Krieger, Schleuderer, Werfer
    -ion iôn, iond, ion N. Sohn
    -las lass N. Blatt
    -moth moth 1. N. Dämmer, 2. N. Fenn, Marsch
    -or or-, aur N. Tag, Sonnenaufgang, Morgen; or Präp. über, auf
    -phant (mutiert) pant Adj. voll, ganz
    -phor (mutiert) paur N. Faust
    -randir randir N. Wanderer, Pilger
    -ras rass, rasg, rast N. Berggipfel, Kap, Tierhorn
    -rod rod Adj. hoch, edel
    -rond rond N. Höhle, Kuppel, Gewölbe
    -ros ross 1. N. Schaum, Gischt, 2. Adj. rot, kupferfarben, rothaarig
    -thalion thalion 1. N. Held, Standhafter, 2. Adj. stark, furchtlos
    -thir 1. thîr N. Anblick, Aussehen, Gesicht, 2. -dir, tirn, thir N. Wächter
    -uil uil N. Seetang; uilos Adj. immerweiß, schneeweiß
    -we -we, gwe N. lebendiges Geschöpf, Person

3. Über weibliche Namen im Sindarin

Es folgen die bei der Charaktererstellung vorgeschlagenen Anfänge weiblicher Namen, von denen viele wiederum ebenso gut zu männlichen Elben passen.
  • Adan- s.o. männliche Namensanfänge
    And- and 1. N. Tür, Tor, Pforte, 2. Adj. lang
    Ar- ar-, ara- Adj. edel, königlich
    Bel- bel, bell Adj. stark, kräftig
    Breg- brêg Adj. lebhaft, flink
    Celeb- celeb s.o. männliche Namensanfänge
    Dol- dôl, dol, dol- N. Kopf, Hügel, Gipfel
    Edhel- edhel N. Elda, Elb
    El- s.o. männliche Namensanfänge
    Fan- fân, fan- N. Schleier, Wolke
    Find- fin, find-, fing- N. Haarlocke
    Galadh- galadh N. Baum
    Gil- s.o. männliche Namensanfänge
    Hir- hîr, hir-, her- N. Herr, Herrin, Meister, Meisterin
    Ior- ior, iaur Adj. alt
    Ir- îr N. Lust, Verlangen
    Lal- lalaith N. Lachen
    Mel- meleth N. Liebe; mela- Vb. lieben
    Mor- môr N. Dunkelheit, Nacht; mor Adj. schwarz, finster
    Nim- nim, nim-, nimp 1. Adj. blass, weiß, 2. Adj. zart, zerbrechlich
    Rod- s.o. männliche Namensendungen
    Sael- sael, -hael Adj. weise
    Tinu- tinu N. Funke, Sternchen
Zuguterletzt folgen die Suffixe weiblicher Namen:
  • -anor Anor N. Sonne
    -dal dail Adj. lieblich, schön
    -dis dîs, -dis N. junge Frau, Braut
    -el -el N. Elb
    -eth (wohl nur als Endung) -eth N. Maid, Frau
    -iel -iel, -iell N. Tochter, Mädchen, Frau
    -il -il N. Punkt, Ende; ril, rill N. Leuchten, Schimmer, Licht
    -gil s.o. männliche Namensanfänge
    -los loss 1. N. Schnee, 2. N. Wildnis; loth N. Blume, Blüte
    -raen raen 1. Adj. lächelnd, 2. Adj. umgarnt, im Netz gefangen, 3. Adj. krumm
    -reth s.o. -eth
    -riel riel N. Bekränzte Maid
    -rian rían N. Königin
    -rien rien N. Könign, gekrönte Maid
    -uilas uilos Adj. immerweiß, schneeweiß
    -uilos s.o. -uilas
    -wen (wohl nur als Endung) -wen, -gwen N. Mädchen, Maid, Frau
    -wing -wing, -gwing N. Gischt, Nebel, Schaum

Re: HILFREICH: Idhor Gidinn o Hedhil ~ Kleine Elbenkunde

Verfasst: Fr 7. Okt 2011, 13:37
von Aerendir
Anhänge über Abkürzungen und Quellen

Die im Text verwendeten Abkürzungen beschränken sich auf die Angabe der Ursprungssprache (Q. Quenya, S. Sindarin), die Namenslisten verwenden die gebräuchlichen Abkürzungen der Wortart (N. Nomen, Vb. Verb, Adj. Adjektiv, Präp. Präposition etc.). Eine ausführliche Angabe ihrer Quellen in alphabetischer Reihenfolge der zugehörigen Kürzel soll die Idhor Gidinn o Hedhil beschließen. Vielleicht nutzt sie dem Einen oder Anderen als Buchempfehlung.

[AOK] Turbine Inc. & Codemasters Online - Der Herr der Ringe Online, Allies of the King
Westwood, MA, Southam, UK, 2010
[BRF] J. R. R. Tolkien - Briefe
Hrsg. Humphrey Carpenter, Chr. Tolkien, Klett-Cotta, Stuttgart, 1991
[GEB] H. W. Pesch - Das grosse Elbisch-Buch
Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach, 2009
[HFN] J. R. R. Tolkien - Eldarin Hands, Fingers & Numerals and Related Writings - Part Three
Hrsg. P. H. Wynne, Vinyar Tengwar, Issue 49, 2007
[HOB] J. R. R. Tolkien - Der Kleine Hobbit
Übers. W. Scherf, Georg Bitter Verlag, Recklinghausen, 10. Aufl. 1988
[HOH] Turbine Inc. & Codemasters Online - Der Herr der Ringe Online, Handbuch
Westwood, MA, Southam, UK, 2007
[MOM] Turbine Inc. & Codemasters Online - The Lord of the Rings Online, Mines of Moria
Westwood, MA, Southam, UK, 2008
[MOR] J. R. R. Tolkien - Morgoth's Ring (The History of Middle-Earth, Vol. X)
Hrsg. Chr. Tolkien, Harper Collins Publishers, London, 2002
[NME] J. R. R. Tolkien - Nachrichten aus Mittelerde
Orig. Unfinished Tales of Númenor and Middle-Earth
Hrsg. Chr. Tolkien, Übers. H. J. Schütz, Klett-Cotta, Stuttgart, 4. Aufl. 1991
[OSK] J. R. R. Tolkien - Ósanwe-kenta, Enquiry into the Communication of Thought
Hrsg. C. F. Hostetter, Vinyar Tengwar 39, p. 21ff. & Vinyar Tengwar 41, p. 5ff.
[PME] J. R. R. Tolkien - The Peoples of Middle-Earth (The History of Middle-Earth, Vol. XII)
Hrsg. Chr. Tolkien, Harper Collins Publishers, London, 2002
[ROI] Turbine Inc. - The Lord of the Rings Online, Rise of Isengard
Westwood, MA, 2011
[ROK] J. R. R. Tolkien - The Return of the King (The Lord of the Rings, Vol. III)
Book Club Associates i.a.w. Allen & Unwin, London, 1987
[SIL] J. R. R. Tolkien - Das Silmarillion
Hrsg. Chr. Tolkien, Übers. W. Krege, Klett-Cotta, Stuttgart, 20. Aufl. 2007
[SOA] Turbine Inc. & Codemasters Online - Der Herr der Ringe Online, Shadows of Angmar
Westwood, MA, Southam, UK, 2007
[SOM] Turbine Inc. & Codemasters Online - Der Herr der Ringe Online, Siege of Mirkwood
Westwood, MA, Southam, UK, 2009
[TFR] J. R. R. Tolkien - The Fellowship of the Ring (The Lord of the Rings, Vol. I)
Book Club Associates i.a.w. Allen & Unwin, London, 1987
[TLR] J. R. R. Tolkien - The Lost Road (The History of Middle-Earth, Vol. V)
Hrsg. Chr. Tolkien, Unwin Hyman Limited, London 1987
[TTT] J. R. R. Tolkien - The Two Towers (The Lord of the Rings, Vol. II)
Book Club Associates i.a.w. Allen & Unwin, London, 1987
[VGA] J. R. R. Tolkien - Das Buch der Verschollenen Geschichten, Teil 1
Orig. The Book of Lost Tales, Part I (The History of Middle-Earth, Vol. I)
Hrsg. Chr. Tolkien, Übers. H. J. Schütz, Klett-Cotta, Stuttgart, 3. Aufl. 1991
[VGB] J. R. R. Tolkien - Das Buch der Verschollenen Geschichten, Teil 2
Orig. The Book of Lost Tales, Part II (The History of Middle-Earth, Vol. II)
Hrsg. Chr. Tolkien, Übers. H. J. Schütz, Klett-Cotta, Stuttgart 1987
[WTJ] J. R. R. Tolkien - The War of the Jewels (The History of Middle-Earth, Vol. XI)
Hrsg. Chr. Tolkien, Harper Collins Publishers, London, 2002

Re: HILFREICH: Idhor Gidinn o Hedhil ~ Kleine Elbenkunde

Verfasst: Fr 7. Okt 2011, 13:46
von Aerendir
Holla, Freunde des gepflegten Elbentums!
Dann und wann möchte ich der kleinen Elbenkunde noch dieses oder jenes hinzufügen. Die erste solch sporadischer Ergänzungen ist eine Nahaufnahme Edhelions. Im Inhaltsverzeichnis der Kunde passt sie wohl am Besten unter das Kapitel über Lindon und ist dort als III.1.a) mit Hinweis auf diesen Post eingetragen.
Hoffentlich viel Spaß, vielleicht neue Erkenntnisse, und selbstverständlich sind Ergänzungen und Kritik hochwillkommen.

♦ ♦ ♦

III. 1. a) Über die Ruinen von Edhelion

Zeit der Gründung: Vermutlich früh im dritten Jahrtausend des Dritten Zeitalters
Zeit des Niedergangs: Im 2416ten Jahr des Dritten Zeitalters
Derzeitige Bewohner: Unbewohnt (Ruinen)
Bedeutsame Stätten: Die eingestürzte Bibliothek

[SOA] Im Elbenreich von Lindon, an den hohen östlichen Hängen der Ered Luin, findet man die Ruinen Edhelions (S. Elbenzuflucht, aus Edhel - Elben, iaun - Heiligtum, Zuflucht), einer verlassenen Zuflucht der Elben. Edhelion und seine Geschichte sind Schöpfungen Turbines. Das grundlegende Wissen über Edhelion stammt aus der LOTRO seit seinem Erscheinen begleitenden offiziellen Rubrik 'Exploring Middle-earth', welche mittlerweile Bestandteil der 'Free Peoples' Press' ist. Der Eintrag über die Elbenzufluchten der Ered Luin vermittelt einen ersten Eindruck des Ortes.
Turbine - The Lord of the Rings Online,
Exploring Middle-earth v. 31. Mai 2007 & The Free Peoples' Press v. 29. Juli 2011 - The Refuges of Ered Luin

Hundreds of years before the events of The Lord of the Rings, the Elves of Lindon founded a refuge upon the slopes of Ered Luin, where wood for the White Ships was gathered and elven wine was made. Edhelion, it was called, and it was a place of contemplation and peace... until Skorgrím Dourhand, an evil Dwarf-lord descended from the kings who once ruled the long-ruined kingdoms of the Blue Mountains, led his people, allied with goblins and trolls, against this elven refuge.
Talagan Silvertongue, the Master of Edhelion, sacrificed himself to defeat Skorgrím, but Edhelion was abandoned in respect for its many fallen defenders. The Elves removed themselves to the foothills of Ered Luin and founded a new refuge, Duillond, nearer to the elven port of Celondim, which ferried the wood gathered in the mountains down the river Lhûn to Mithlond, the Grey Havens. The Elves of Duillond lived in relative peace with the dwarves of Durin's line who had followed Thráin and Thorin into exile in the Blue Mountains. [...]
Ein näherer Blick auf die Ruinen und Geschichte der einstigen Elbenzuflucht ist natürlich in LOTRO selbst möglich und gleich unter mehreren Gesichtspunkten lohnenswert. So ist Edhelion in spieltechnischer Hinsicht zunächst einmal derjenige Ort, an dem jeder neu erschaffene Elbencharakter, völlig unabhängig von der ihm vom Spieler zugedachten Hintergrundgeschichte, Mittelerde erstmals betritt. Edhelion ist zudem von geschichtlichem Interesse, da die ersten Abenteuer des Elbencharakters bis zum Abschluss der Einführung in der rund sechshundert Jahre zurückliegenden Vergangenheit stattfinden (zeitlich fernere Retrospektiven geschehen später lediglich im Sitzungsspiel). Und schließlich vermittelt der Fall Edhelions und sein gegenwärtiger Zustand einen treffenden Eindruck vom Rückzug und Schwinden der Elben in Mittelerde, denn Edhelion und der Flecken Archet in der Einführung für Menschencharaktere teilen ein gleiches Schicksal: Beide Orte werden im Verlauf einer letztlich erfolgreichen Verteidigung gegen ihre jeweiligen Angreifer - Grimmhandzwerge oder Schwarzwoldbanditen - schwer beschädigt. Die emsigen Menschen bauen ihr Heim wieder auf, die Elben hingegen geben es auf.

[SOA] Doch widmen wir uns nun Edhelion, zu Anfang dem alten Edhelion vergangener Tage, und reisen wir hierzu sechs Jahrhunderte in die Vergangenheit, zurück in das Jahr 2416 des Dritten Zeitalters: Elben bewohnten die Zuflucht und führten dort ein recht abgeschiedenes, ruhiges und beschauliches Leben. Obgleich die Berge ringsherum fast durchgängig von Schnee bedeckt waren, strichen ganzjährig laue westliche Fallwinde über die Zuflucht, so dass in Edhelion ein für seine Höhenlage überraschend mildes Klima herrschte. Hier befand sich daher eine gute Lage zum Weinbau, und in den Tälern der Umgebung wurde hochwertiges Holz für den Schiffsbau in den Anfurten geschlagen. Unter der Obhut Talagan Silberzunges, des Meisters der Zuflucht, war Edhelion ein Ort der Einkehr und des Friedens.
[SOA] Auch Zwerge bewohnten die Ered Luin, doch waren sie damals nicht von Durins Volk; es waren Grimmhandzwerge, Nachfahren der Bewohner Nogrods und Belegosts, der beiden großen, beim Fall Beleriands zerstörten Zwergenbingen. Der üble Skorgrím Grimmhand, ein Abkömmling der alten Herrscher, war ihr Fürst. Getrieben von Gier nach elbischen Relikten, von denen er sich Unsterblichkeit versprach, schmiedete er ein Bündnis mit den Trollen und Bilwissen des Gebirges und überfiel Edhelion. Meister Talagan opferte das eigene Leben, um Skorgrím abzuwehren, und ließ die Mauern der Bibliothek über sich und seinem Feind einstürzen. Nur Elronds rechtzeitigem Eingreifen war es zu verdanken, dass der Raubzug der Zwerge letztlich scheiterte. Viele Verteidiger jedoch waren gefallen, das zu großen Teilen zerstörte Edhelion wurde niemals mehr neu errichtet und wie die damals noch elbischen Wegstationen Gondamon und Noglond im späteren Thráin-Tal von den Elben aufgegeben.
Bild
Einige Überlebende der Plünderung Edhelions segelten in den Westen zu den unsterblichen Landen, [SOA] doch diejenigen, welche Mittelerde liebten und dort verweilen wollten, gründeten nördlich des Flößerhafens Celondim ihre neue Zuflucht Duillond hoch über dem Lhûn.
[ROK369] Im Jahre 2802 D.Z. zogen Zwerge von Durins Folk in die Ered Luin. Thráin II. und sein Sohn Thorin Eichenschild ließen sich mit ihrem Gefolge im oberen nach Thráin benannten Tal nieder und übernahmen die Herrschaft in der alten, heute als Thorins Hallen bekannten Grimmhandbinge. [SOA] Die Elben Duillonds lebten in Frieden mit ihren neuen Nachbarn und gestatteten ihnen die Inbesitznahme und den Wiederaufbau Gondamons und Noglonds.

Vor wenigen Jahren aber wurde Edhelion nochmals zum Schauplatz der Geschichte. [ROK370] Seitdem im Jahre 2941 D.Z. das Königreich unter dem Berg wiederhergestellt worden war, verließen die meisten Zwerge von Durins Volk ihr Exil in den Ered Luin und zogen zum Erebor. [SOA] So kam es, dass die Grimmhands in Thorins Hallen erneut zu Einfluss gelangten - anfangs zu Recht, denn vor seinem Aufbruch hatte Thorin Eichenschild Gormr Murrschmied von den Grimmhands zum Statthalter und Truchsessen der Hallen ernannt.
[SOA] Im Jahre 3016 D.Z. jedoch riss besagter Gormr in offener Revolte die Macht an sich und verweigerte König Dáin Eisenfuß den Tribut. Er erneuerte das üble Bündnis mit den Bilwissen Rath Theraigs und verschwor sich mit dem Aridfürsten Ivar Bluthand und dem finsteren Marrec, um Skorgrím aus dem Totenreich zu erwecken und durch ihn den alten Glanz und Ruhm der Grimmhands wiederherzustellen. Tatsächlich hatten vor einiger Zeit Bergleute bei Grabungen in der Silbertiefe unmittelbar unterhalb der eingestürzten Bibliothek Edhelions den bestens erhaltenen Leichnam Skorgríms entdeckt und mit Thorins Erlaubnis in einer neu errichteten Gruft bestattet.
[SOA] Als der Tribut aus Thorins Hallen ausblieb, entsandte König Dáin eine Schar Zwerge unter dem Befehl Fürst Dwalins, um die Zustände in den Ered Luin zu überprüfen. Auch die Elben waren beunruhigt, denn in Imladris gab ein Traum Herrn Elrond die folgenden Worte ein:
Blutrote Schritte auf schneebedeckter Schwärze, wo der grimme König wandelt,
seinen Thron aufs Neue zu besteigen und zu vollenden, was begonnen ward.
Dank des in Bruchtal überlieferten Wissens mutmaßten die Gelehrten, dass der grimme König niemand anderer wäre als Skorgrím Grimmhand. Daher wies Elrond seine Söhne Elladan und Elrohir und einige Elben seines Hauses an, in Thorins Hallen und Edhelion nach dem Rechten zu sehen.
[SOA] Als Elben und Zwerge in den Ered Luin eintrafen, konnten sie die Vollendung des Rituals der Erweckung in Skorgríms Gruft nicht mehr verhindern. Doch Gormr wurde von Ivar betrogen, denn kein toter Zwerg kann jemals wahrhaft unter die Lebenden zurückkehren. [AOK] Vielmehr besaß Ivar als einer der fünf mächtigen Aridfürsten die Kraft, Geister in tote Leiber zu bannen und diese sich dadurch zu Willen zu machen. [SOA] So wurde Skorgrím wiedererweckt als Sklave Ivars, welcher seinerseits ein Diener des Feindes war, und beiden gelang die Flucht nach Osten. Elronds Söhnen und Dwalin aber gelang es, die Revolte der Grimmhands niederzuschlagen, und Gormr Murrschmied und Marrec fanden den Tod. Langbärte herrschten wieder über Thorins Hallen, die Gefahr im Thráintal war einstweilen gebannt.

[SOA] Heutzutage ist Edhelion ein trauriger, verlassener Ort. Nicht oft verirren sich Reisende in die entlegenen Ruinen der einstigen Elbenzuflucht. Ab und an sieht man Elben dort, kehrt einer der ehemaligen Bewohner zurück und hält Mahnwache oder gedenkt vor dem Antritt der Fahrt in den äußersten Westen ein letztes Mal vergangener Zeiten. Sogar der laue Westwind besucht Edhelion nur noch selten, gewöhnlich liegt eine schwermütige Düsternis über den verfallenden Mauern, und Stille wohnt hinter blinden Fenstern und Portalen.

♦ ♦ ♦

Als kleine Rand- und Schlußbemerkung hier die Quellen der zuletzt erwähnten seltenen Besucher Edhelions: Die Anregungen hierzu stammen 1. von einer Gasthausliga-Aufgabe während der Festzeiten
Quote Originally Posted by Turbine, The Lord of the Rings Online,
Quest - A Reminder of Rivendell

Lendasil: 'Greetings to you. I see that you are a member of the halflings' "Inn League" as well. Some find them a frivolous people, but it is good to find some pleasures in this Middle-earth, especially when confronted with ruins such as these.
'Soon I will leave Middle-earth behind, and yet I have decided to complete their Inn League's Challenge. It affords me a wonderful opportunity to taste all that will be lost to me when I leave these lands behind. Yet it seems I have neglected to drink one of the finest wines in Middle-earth: Dorwinion White. Sadly, beyond journeying to Dorwinion itself, this can only be found in Rivendell.
'Would you obtain this wine for me? I fear I cannot leave my contemplation at Edhelion. Sogadan, the vintner, is a friend of mine and will likely have what I desire.'
und 2. aus einem Post eines Spielers mit einer m.E. ebenso ausgefallenen wie gelungenen RP-Idee:
Quote Originally Posted by Elyadin, Codemasters Online Forums,
Belegaer Diskussionen, 22.09.2008

Lieber gar kein RP als Pony-RP *schüttel*. Auf das Niveau kann ich mich einfach net runtersaufen, sorry.
Wenn ich Lust auf RP habe, geh ich irgendwohin wo ich meine dass es zu meinem Charakter passt, und mache da halt RP. Zum Beispiel eine Mahnwache in Edhelion. Sieht keine Sau, ich weiss. Ist mir aber auch egal. Dafür hat sich schon mancher Trampler gewundert, wenn plötzlich ein Elbenkrieger mit gezogenem Schwert vor ihm stand und ihn zum Duell gefordert hat. Auch wenn mein Schnuffel öfter tierisch von durchreisenden 50ern die Hucke vollgekriegt hat als er noch kleiner war Oder Lowlevels stehenblieben um zu gaffen. Nach dem Motto "wie, was steht denn der da rum? Ist das jetzt echt ein Spielerchar?" (die hab ich natürlich nicht duelliert, nur hoheitsvoll drauf hingewiesen dass sie gefälligst verduften sollen^^) Das ist ein Mahnmal, bei Elbereth! Wer wagt es hier die Ruhe zu stören?
Aber ab und zu kam auch interaktives RP dabei rum, und das war meistens richtig gut. Lieber alle paar Wochen sowas, als jeden Abend das seichte Gesäusel im Pony ertragen zu müssen.

Re: HILFREICH: Idhor Gidinn o Hedhil ~ Kleine Elbenkunde

Verfasst: Fr 7. Okt 2011, 13:47
von Aerendir
Und hier noch ein paar Wörtchen über Lin Giliath. Es ist jedes Mal eine Überraschung, wieviele Querverbindungen man machen kann, wenn man die Questtexte gründlich liest.


♦ ♦ ♦


III.6. Über die Zuflucht von Lin Giliath

Zeit der Gründung: Unbekannt
Mehrheitliche Bevölkerung: Noldor
Namhafte Bewohner: Gildor Inglorion
Bedeutsame Stätten: Tham Giliath (S. Sternenhalle, Gildors derzeitiger Wohnsitz)

[SOA] Nördlich des Nen Harn, dort wo der Talgrund des großen Sees sich allmählich zu den Wiesen und Hügeln des Königsfalltals erhebt, umrahmt von den Bergen des Nan Wathren im Westen und den Anhöhen des Taur Gonwaith im Osten, liegt das schöne Meluinen (S. süßes Wasser) mit seinen lieblichen Seen und kleinen Inseln. Auf einer Landzunge im Norden Meluinens findet man die kleine Elbenzuflucht von Lin Giliath (S. Sternenteich).
Der Eindruck der Idylle, den ein Besucher Lin Giliaths gewinnen mag, jedoch ist trügerisch. [SOA] Und dafür sind nicht etwa die Sichelfliegen verantwortlich, deren Schwärme ganz Meluinen und sogar den Königsfall alljährlich plagen. Die kleine Zuflucht ist umgeben von schlimmerem Übel, das jederzeit über sie hereinbrechen kann: Im Westen in Nan Wathren lauern die Orks und Bilwisse vom Stamm der Ongbûrz, im Nordwesten im Königsfall die Orks der Gurzlum und ihre Giftmischer. Das bewaldete Hügelland im Osten war einst licht und schön, doch Taur Gonwaith, der Name, den diese nunmehr dunklen Höhen seit einiger Zeit tragen (S. Wald des Steinvolks; taur Wald, gond Stein, gwaith Volk), verrät, wer mittlerweile dort haust - Steintrolle, viele Steintrolle.
[SOA] In den letzten Jahren verließen angesichts solch umzingelnder Bedrohung viele Elben die Zuflucht, und nur wenige blieben, denen der Meister der Lichtung Lachenn vorstand. Die Verweilenden vertrauten auf eine einzigartige und wundersame Verteidigung: Einst war eine Reihe steinerner Sockel in großem Bogen durch das gesamte Seen- und Sumpfgebiet Meluinens verlaufen, von denen noch drei erhalten waren. Werden besondere Runen, Canel (S. Rufstern) genannt, auf diesen Sockeln abgelegt, erwachen die Sumpfwächter aus ihrem Schlaf und werden zum Schutze der Zuflucht herbeigerufen.
Bild
[SOA] Jüngst aber, im späten Herbst des Jahres 3018 D.Z., wurde die bloße Gefahr zu trauriger Wirklichkeit: Heimlich bewaffnet und aufgewiegelt durch die Schergen Angmars fielen urplötzlich die Steintrolle Taur Gonwaiths über Lin Giliath her, verwüsteten Teile der Zuflucht und töteten alle verbliebenen Elben einschließlich Lachenns, der unter den Schlägen des mächtigen Trolls Gurmagath fiel. Die Canel hatten nicht rechtzeitig auf den entlegenen Sockeln verteilt werden können.

Und dies wäre nun das Ende Lin Giliaths, die verlassene Zuflucht verfiele allmählich, und ihre Ruinen wären nur ein weiteres von vielen stummen Zeugnissen des Schwindens der Elben aus Mittelerde. Ausnahmsweise aber kam es anders; was statt dessen und wie es geschah, davon soll nun kurz erzählt werden: [TFR88] Einen Tag nach dem Beginn seines großen Abenteuers trafen Frodo, Sam und Pippin im Waldende auf Gildor Inglorion und sein Gefolge. [TFR94] Der Noldo versprach, die Nachricht von Frodos schwerer Aufgabe unter den vertrauenswürdigen Freunden im Lande zu verbreiten, und so geschah es. Durch Gildors oder andere der Wandernden Gefährten waren [TFR143] Tom Bombadil, [TFR184] Streicher und sogar [TFR222] Elrond in Bruchtal bereits über seine Bürde unterrichtet, bevor Frodo ihnen überhaupt begegnete. [SOA] Auch die Bewohner der Nordhöhen wollte Gildor benachrichtigen und warnen, doch unglücklicherweise erreichten er und sein Gefolge Lin Giliath erst kurz nach dem Überfall der Steintrolle.
Voll Trauer bestatteten sie die Toten, und um seines gefallenen Freundes Lachenn willen beschloss Gildor, die Zuflucht wieder zu errichten und instandzuhalten. So wurden Schäden beseitigt, verstreute Habseligkeiten geborgen, neue Vorräte für den nahenden Winter angelegt und nicht zuletzt Rache an den Steintrollen geübt. Nach der Sicherung Lin Giliaths nahm Gildor für die Elben an dem von Halbarad für Ende des Narquelië (Q. Feuerschwinden, Oktober) 3018 D.Z. einberufenen Rat von Esteldín teil. Man darf vermuten, dass er während der folgenden beiden Jahre besonderes Augenmerk auf Lin Giliath hatte, wenn nicht sogar zwischen seinen Wanderungen dort wohnte, [ROK308][ROK377] bis er Mittelerde schließlich am 29. Tag des Yavannië (Q. der Fruchtgebende, September) 3021 D.Z. auf dem Schiff der Ringträger verließ.

Re: HILFREICH: Idhor Gidinn o Hedhil ~ Kleine Elbenkunde

Verfasst: Fr 7. Okt 2011, 13:49
von Aerendir
Eine kleine Ergänzung zu III.4. Die Zuflucht von Imladris:

Bruchtal - Exkurs und Exkursion

Dem Kapitel über die Zuflucht von Imladris fehlte bislang ein hübsches Bild - ein Zustand, der hiermit behoben werden soll. Auf der folgenden Abbildung Imladris a Chithaeglir (S. Bruchtal und das Nebelgebirge) erkennt man, aus der Perspektive eines Großen Adlers und von Westen aus betrachtet, die Bruchtalklamm und dahinter, oder besser gesagt majestätisch darüber, die ewig schneebedeckten Gipfel und Grate des Nebelgebirges. Es sei angemerkt, dass es sich bei dem Gebäude im Vordergrund nicht um das Letzte Heimelige Haus handelt, das auf dem Bild nicht zu sehen ist. Es befindet sich unweit des am unteren rechten Bildrand erkennbaren Wasserfalls.
Bild
Nun denkt vielleicht jeder, der sich eines scharfen Elbenblicks rühmen kann, "?" oder gar "???" und daraufhin "Das ist doch ein echtes Bild?" und schlussfolgert schließlich messerscharf, dass ein echtes Bild wohl schwerlich das echte Bruchtal darstellen kann. Nun gut, ertappt - das Bild ist echt (Quelle: Originalfotografie v. Jackph 2007, Wikimedia Commons), Bruchtal hingegen nicht. Vielmehr handelt es sich bei dieser Perle der Natur um das Lauterbrunnental im Schweizer Kanton Bern, und jeder, der es bereits durchwandert oder gar als Basejumper durchflogen hat, hat es längst erkannt. Was aber verbindet nun, vom Tal einmal abgesehen, Bruch- und Lauterbrunnental, oder anders ausgedrückt: Was soll das hier?

Im Jahre 1911 (n. Chr. bzw. im Sechsten Zeitalter), als Urlaubsreisen ganz überwiegend noch seltene Kostbarkeiten der Zeitgestaltung waren, hatte der neunzehnjährige Tolkien selbst das Lauterbrunnental durchwandert und, tief beeindruckt, später sein Bruchtal diesem nachempfunden. Während der gesamten Wanderung sammelte er noch weitere Impressionen, die Eingang in sein Werk finden sollten, so beispielsweise die des Silberhorns und Vorbilds seiner [TFR296] Silberzinne (S. Celebdil, Kh. Zirakzigil).
J. R. R. Tolkien - Briefe,
Nr. 306 - An Michael Tolkien v. 11. Okt. 1968, S. 510 f.

Die Wanderung des Hobbits (Bilbos) von Bruchtal bis zur anderen Seite der Nebelberge, mitsamt der Rutschpartie den Geröllhang hinunter in die Kiefernwälder, beruht auf meinen Abenteuern im Jahr 1911 [...]
Wir gingen [...] von Interlaken [...] meist über Gebirgspfade nach Lauterbrunnen, dann nach Mürren und schließlich bis ans Ende des Lauterbrunnen-Tals. [...] Wir müssen dann ostwärts über die zwei Scheideggs nach Grindelwald gegangen sein, mit Eiger und Mönch rechts von uns, und kamen schließlich nach Meitingen. Von dem Blick auf die Jungfrau konnte ich mich nur schwer trennen: ewiger Schnee, der in ewigen Sonnenschein eingraviert zu sein schien, und das Silberhorn stand scharf gegen den dunkelblauen Himmel: das Silvertine (Celebdil) meiner Träume. [...]
Mehrere Tolkienkenner, so David Salo und Aaron Douglas Fuegi, haben bereits auf die verblüffende Ähnlichkeit des Lauterbrunnentals und einer von Tolkien selbst angefertigten Zeichnung Bruchtals hingewiesen. Marie Barnfield betonte 1996 in einem für die Tolkien Society verfassten Artikel die sprachlichen Gemeinsamkeiten von "Lauterbrunnen" und "Loudwater" (S. Bruinen, brui laut, geräuschvoll, nen Wasser), dem Fluss, der Bruchtal durchfließt. In der deutschen Übersetzung werden die phonetischen Paralellen noch deutlicher: Fügt man die Westron- und Sindarinnamen "Lautwasser" und "Bruinen" zu "Lautwasserbruinen" zusammen, entfernt die vier Buchstaben "wass" und ersetzt das "i" durch ein "n", so ergibt sich exakt der Name "Lauterbrunnen". Diese amüsante Umformung ist sicher ein Schmunzeln wert, der Wortsinn jedoch entlarvt den Zufall. Nicht die Lautstärke des Wassers war es, die Lauterbrunnen, welches 1240 als "Claro Fonte" oder "Klarer Brunnen" erstmals urkundlich erwähnt wurde, seinen Namen gab, sondern seine Lauterkeit, Klar- oder Reinheit. Angesichts dutzender Wasserfälle im Lauterbrunnental hätte ein Name wie "Lautwasser" oder "Lauterfall" allerdings auch nicht ferngelegen. Und wer nun vor lauter Lautiererei mit Laut- und Lauter-Lauten lauthals verlautbart, es werde ihm allmählich zu unlauter, dem sei zum Abschluss - ganz lautlos - Recht gegeben.

Re: HILFREICH: Idhor Gidinn o Hedhil ~ Kleine Elbenkunde

Verfasst: Fr 7. Okt 2011, 13:55
von Aerendir
Für den folgenden Text müsste man das IGoH-Inhaltsverzeichnis noch ein wenig erweitern, denn er mag so recht in keines der vorhandenen Kapitel passen. Da dies in Zukunft vielleicht noch öfter vorkommt, gibt es nun einfach einen fünften Teil "Über Dieses und Jenes", und dort also zu Beginn:


V.1. Über die Gefährtensuche auf Grauelbisch

Unter den Einheimischen ist er beliebt, verhasst oder gänzlich stillgelegt, doch allen ist er nur allzu gut bekannt - dieses Testgelände aller denkbaren Buchstaben-, Zahlen- und Zeichenkombinationen, dieser Tummelplatz sprachlicher Ästhetik und beeindruckender Borniertheit gleichermaßen, diese Champs-Élysées der Ingame-Flamerei und doch zugleich Seitengasse vieler nützlicher Ratschläge, dieser thematische Schmelztiegel, dessen dort versammelte Protagonisten jederzeit cooler bleiben als Gletscherleichen in Forochel, in dem es dennoch manches Mal so heiss hergeht, dass man in seinen Flames den Einen Ring hätte vernichten können - unser aller BeleSNG, seiner ursprünglichen Bestimmung zufolge eine Schmiede ewiger Freundschaften oder kurzlebigster Zweckbündnisse.
[BeleSNG] Anonymus: 'suchen nur nohc jäga/runi ghg hm (5/6) dann go'
Geht das auch anders? Allerdings, und wie! Für eine Unternehmung, die ein wenig abseits des Treppen- oder Thorog-Quicky-Mainstreams lag, suchte ich dort neulich einige Gefährten - leider vergeblich. Da die Suche nicht noch erfolgloser werden konnte, so dachte ich mir, könnte ich ebensogut zur Abwechslung einmal auf Elbisch (welches ich nicht beherrsche) suchen... mehrere Stunden nach diesem Einfall hatte ich endlich mein Sätzlein fertigkonstruiert, klappte das Elbischlexikon (H. W. Pesch - Das grosse Elbisch-Buch, Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach, 2009) wieder zu, doch für eine Suchanfrage war es mittlerweile viel zu spät. Damit aber all die satzbauliche Mühe nicht ganz umsonst gewesen ist, findet man das Ergebnis (bereichert um einige weitere Begriffe und Gedanken) nun hier.

Aller Anfang ist bekanntlich schwer, so auch hier, denn bereits das Verb "suchen" sucht man im Sindarin vergebens. Möchte man nicht zu bittstellerisch und hilfsbedürftig klingen, so bietet sich das selbstbewusste "rufen" an (S. can-), in seiner Zweitbedeutung auch "schreien". Die Suchanfrage sollte also aufgrund ihrer Lautstärke nicht zu überhören sein. Wer sie allzu wörtlich nimmt und fälschlicherweise einen körperlichen Ruf im Sinne einer Beschwörung erwartet, der sei rasch belehrt, dass man als elbischer Rufer schwerlich ein Heermeister sein könne, sich aber bemühe, ein nahegelegenes Rufhorn zu finden. Wie dem auch sei, die Gefährtensuche beginnt in der Einzahl (ein Pluralis Majestatis ist im Sindarin unbekannt)der ersten Person:
  • »Cenin...«
    »Ich rufe...«
Doch vielleicht hat man ja bereits einen oder mehrere Gefährten bei der Hand. Dann können alle aus vereinten Kräften im Plural rufen:
  • »Cenim...«
    »Wir rufen...«
Möglicherweise möchte das Publikum genauer wissen, wer denn da im Singular oder Plural herumschreit. Seitens des Rufers ist es zugleich eine Geste der Höflichkeit, sich oder wenigstens seine Profession kurz vorzustellen. Daher folgt nun eine Wortliste der Abenteurerklassen. Angesichts des begrenzten Vokabulars im Sindarin wird der Hüter darin zum Wachtmeister bzw. Meister der Wacht, der Schurke zum Schattenmeister und der Runenbewahrer zum Runenmeister. Der Waffenmeister wandelt sich zum Schwertmeister, da ein generischer Begriff für "Waffen" nicht bekannt ist.
  • Wächter tirn
    Hüter túrdirith, wörtl. Wachtmeister aus túr- Meister, tirith Wacht
    Waffenmeister túrmeigol, wörtl. Meister der Schwerter aus túr- Meister, meigol Schwerter
    Heermeister túrweth, wörtl. Meister des Heeres aus túr- Meister, gweth Heer; hest Hauptmann
    Schurke túrwath, wörtl. Schattenmeister aus túr- Meister, gwâth Schatten
    Jäger faron
    Barde linde, wörtl. Sänger
    Kundiger golodh
    Runenbewahrer túrgirth, wörtl. Runenmeister aus túr- Meister, cirth Runen
Ruft man unter Angabe seiner Klasse, so tut man dies im Singular der dritten Person. Dabei bildet das Prädikat "rufen" weiterhin den Satzbeginn vor dem ihm nachfolgenden Subjekt, [GEB189] so man denn im Satzbau dem Normalfall der Prädikat-Subjekt-Objekt-Worstellung folgt.
  • »Cân tirn...«
    »Es ruft ein Wächter...«
    »Ein Wächter ruft...«
Natürlich ist es wie oben ebenfalls möglich, an der Seite eines bereits anwesenden Gefährten mehrstimmig bzw. im Plural der dritten Person zu rufen:
»Cenir tirn a linde...«
»Es rufen ein Wächter und ein Barde...«
»Ein Wächter und ein Barde rufen...«
Nachdem nun bekannt ist, wer ruft, wenden wir uns der Tüftelei darüber zu, wen man ruft - einen oder mehrere Gefährten. Das grauelbische Wort für einen treuen Gefährten lautet sadar, im Plural sedair. Es muss, [GEB146] da es sich um ein direktes bzw. Akkusativobjekt handelt, zu hadar oder im Plural hedair leniert werden.
»Cenin hadar (hedair)...«
»Ich rufe einen treuen Gefährten (mehrere treue Gefährten)...«
Werden mehrere Gefährten gerufen, ist es natürlich wissenswert, wieviele es denn bitteschön sein sollen. Nur ganz beiläufig sei hier angemerkt, dass die Spielerstärke der Instanzen in LOTRO (Gruppeninstanzen für drei oder sechs, Schlachtzugsinstanzen für zwölf oder 24 Spieler) selbstverständlich auf das [WTJ423]urelbische Duodezimalsystem zurückgeht.
Dieser Text soll auf bis zu sechsköpfige Abenteurergruppen beschränkt bleiben, höhere Zahlwörter können im Bedarfsfall den einschlägigen Vokabelsammlungen entnommen werden. Es werden daher lediglich die nachstehenden Zahlwörter benötigt:
  • eins mîn, leniert vîn
    zwei tâd, leniert dâd
    drei nêl, wird nicht leniert
    vier canad, leniert ganad
    fünf leben, wird nicht leniert
Das jeweilige Zahl- wird dem Bezugswort vorangestellt und (vermutlich) aufgrund seiner direkten Objektstellung ebenfalls leniert. Die Suche nach nur einem einzigen Gefährten wird bereits aus dessen Singular ersichtlich und benötigt daher im Grunde gar kein Zahlwort, es sei denn, man möchte betonen, dann man bereits ungeduldig mit den Hufen scharrt und zum Aufbruch nur noch einen einzigen, allerletzten Gefährten sucht.
  • »Cenin vîn hadar...«
    »Ich rufe (nur noch) einen (letzten) treuen Gefährten (DANN GO!)...«

    »Cenin dâd (nêl, ganad, leben) hedair...«
    »Ich rufe zwei (drei, vier, fünf) treue Gefährten...«
Nun haben die Strategen unter den Rufern zweifellos eine genaue Vorstellung von den ihrer Gefährtengruppe noch fehlenden Abenteurerklassen. Wollen sie daher nicht nur ganz allgemein nach Gefährten, sondern nach bestimmten Klassen suchen, so können sie auf die obige Klassenliste zurückgreifen, dürfen jedoch an dieser Stelle nicht vergessen, auch die Klassenbezeichnungen zu lenieren. Hierzu nochmals eine Übersicht mit der Mehrzahl und möglicher weicher Mutation der Klassen. Die Pluralbildung der Komposita ist ausgesprochen unsicher, die hier gewählte Vorgehensweise besteht in der [GEB164] Lautverschiebung sämtlicher Vokale des zusammengesetzten Begriffs außer bei meigol, welches bereits eine Pluralform ist.
  • Wächter tirn, leniert dirn, Pl. tirn, leniert dirn
    Hüter túrdirith, leniert dúrdirith, Pl. tyrdirith, leniert dyrdirith
    Waffenmeister túrmeigol, leniert dúrmeigol, Pl. tyrmeigol, leniert dyrmeigol
    Heermeister túrweth, leniert dúrweth, Pl. tyrwith, leniert dyrwith; hest, leniert chest, Pl. hist, leniert chist
    Schurke túrwath, leniert dúrwath, Pl. tyrwaith, leniert dyrwaith
    Jäger faron, Pl. feryn, wird nicht leniert
    Barde linde, Pl. lindi, wird nicht leniert
    Kundiger golodh, leniert ngolodh, Pl. gelydh, leniert ngelydh
    Runenbewahrer túrgirth, leniert dúrgirth, Pl. tyrgirth, leniert dyrgirth
Dies alles ermöglicht eine recht gezielte Gefährtensuche. Die Beispiele lassen sich beliebig kombinieren, insbesondere können bestimmte Klassen nicht nur nach bestimmten anderen Klassen, sondern auch nach einer bestimmten Anzahl anderer Klassen suchen.
  • »Cenin dirn...«
    »Ich rufe einen Wächter...«

    »Cenim dirn a ngolodh...«
    »Wir rufen einen Wächter und einen Kundigen...«

    »Cenir tirn a linde ngolodh...«
    »Ein Wächter und ein Barde rufen einen Kundigen...«

    »Cenir tirn a linde dâd feryn a dâd dyrgirth...«
    »Ein Wächter und ein Barde rufen zwei Jäger und zwei Runenbewahrer...«
Die Angerufenen ihrerseits warten natürlich ungeduldig darauf, dass das Geheimnis des Reiseziels gelüftet wird. Das Ausflugsziel leitet man mittels der Präposition "nach" oder "zu" (S. an im Sinne einer Bewegung auf etwas hin) ein. Daraufhin bemerkt man bestürzt, dass [GEB148] dieses so kleine und unscheinbare Wörtchen der Auslöser der nächsten furchteinflössenden Mutation, nämlich einer Nasalmutation des Reiseziels ist. Wohin soll es also gehen?
Werfen wir beispielhaft einen vorsichtigen Blick in die erste der Instanzen, welche den Abenteurer in sein Verderben locken möchte - ins allseits bekannte Große Hügelgrab (S. Haud Daer, haudh Grab, Hügelgrab, daer groß, wobei in diesem Fall (vermutlich) nicht nur [GEB198] das "h" am Ende von haudh entfällt, sondern zudem [GEB148] daer ausnahmsweise nicht leniert wird).
  • »Cenin dâd hedair an Chaud Daer.«
    »Ich rufe zwei treue Gefährten zum Großen Hügelgrab.«
Und damit ist es vollbracht - der Punkt des Satzes und damit das Konstruktionsende der Suchanfrage ist endlich erreicht! Irgendwann aber wird man des Großen Hügelgrabs überdrüssig und möchte weitere Instanzen kennenlernen. Für die entsprechenden Gruppenanfragen findet sich nachfolgend eine hoffentlich fehlerfreie, mit Präposition als Ortsangabe gebrauchsfertige und im Bedarfsfall mutierte Übersicht aller Festungen und Verliese Eriadors. Die Instanzen unterhalb und jenseits des Nebelgebirges verbleiben zum Selberbasteln.
Vorab einige Anmerkungen zur folgenden Liste: Das Örtchen Steinhöhe (S. Sarnamon) in den Nordhöhen könnte im Grauelbischen ebensogut Gondamon heissen, doch gibt es ein solches bereits in den Ered Luin, und Verwechslungen sollen vermieden werden. Im Falle Carn Dûms ist man sich unsicher, ob es sich dabei tatsächlich um einen sindarischen Namen handelt. Der zweite Teil könnte anstelle des mutierten tum (S. Tal) ebensogut der Sprache der Zwerge entstammen und "Wohnstatt" bedeuten (vgl. Kh. Khazad-dûm), oder der ganze Begriff könnte unmittelbar dem Gälischen entnommen sein, wo es "Bergfestung" bedeutet. Ganz unzweifelhaft aber handelt es sich beim Namen der Nûrz Gâshu Spalte nicht um Sindarin, sondern um Orkisch oder gar die Schwarze Sprache. [TFR267] Deren bloßes Hören, vom Aussprechen einmal ganz zu schweigen, führt bei Elben zu schmerzhaften Gehörgangsverkrampfungen. Sie meiden daher den originären Namen wie die Nazgûl das Wasser und rufen ihre Gefährten entweder vollständig im Sindarin oder aber, dieser hervorragenden Anleitung zum Trotz und falls sie Wert darauf legen, auch verstanden zu werden, ganz im Westron bzw. auf Deutsch, wo der Name laut Berephon "feindliches Feuer" bedeutet.
  • zum Großen Hügelgrab an Chaud Daer, aus haudh Hügelgrab, daer groß
    zur Herberge der Verlassenen an Nathaladab en Eglain, aus nathal Gast, adab Haus, eglan Verlassener
    nach Garth Agarwen a Ngarth Agarwen, aus garth Festung, agar Blut, gwen Maid
    nach Fornost an Fornost, aus forn nördlich, ost Burg
    zu den Hallen der Nacht an Thaim en Fuin, aus tham Halle, fuin Nacht
    nach Urugarth an Urugarth, aus Urug Ork, garth Festung
    nach Carn Dûm an Charn Dûm, aus carn rot, tum Tal
    nach Barad Gularan an Marad Gularan, aus barad Turm, gûl Hexerei, aran König
    nach Tham Mírdain an Tham Mírdain, aus tham Halle, mírdan Gemmenschmied
    zum Nordhüttingerhof a Phel en Fornbair, aus forn nördlich, bâr Heim, pel Hof
    nach Steinhöhe a Sarnamon, aus sarn Stein, amon Höhe
    zum Verlorenen Tempel a Mbarad Adab en Egleriad, aus adab Haus, egleriad, Lobpreisung, barad verloren
    zur Gletscherfeste an Chelegost, aus heleg Eis, ost Festung
    nach Helegrod an Chelegrod, aus heleg Eis, raud Held
    zur Spalte von Nûrz Gâshu an Chriss Naruvel, aus criss Spalte, nar- Feuer, úvel feindlich
Schließlich gibt es noch einige mehr oder minder raffinierte Kniffe zur Betonung der Wichtig- und Dringlichkeit des eigenen Rufes. So kann man zum Einen den Satz nicht mittels des Punktes, sondern eines Ausrufezeichens beenden. Die Anzahl der abschließenden Ausrufezeichen lässt sich je nach Dringlichkeit der Anfrage sogar bis zur Zeichenobergrenze der Texteingabe steigern, im Allgemeinen aber sollte ein einziges genügen. Sonst erscheint man als Elb, dem im Allgemeinen ausreichend Lebens- und Wartezeit zur Verfügung steht, und der daher Gelassenheit ausstrahlen sollte, womöglich unglaubwürdig.
Zum Zweiten kann man dem Satz das mittlerweile ebenso berühmte wie berüchtigte Doppeldach (^^) hintanstellen, sollte sich dabei allerdings bewusst sein, dass es auf ganz unterschiedliche Weise interpretierbar ist: Das Publikum kann es als stilisierte Augenbrauen einer lächelnden Person und damit als den sogenannten "Korea-Smiley" auffassen. Mit ebensolcher Berechtigung lässt sich behaupten, dass es die beiden spitzen Ohren der Elben symbolisiert, und der Rufer zum Ausdruck bringen möchte, er selbst sei ein Elb. Da diese Annahme angesichts der Verwendung des Sindarin aber recht naheliegt, und sich unter Umständen über langen Vokalen bereits vereinzelt ein ^ in den Ruf eingeschlichen hat, ist dieser Zusatz entbehrlich. Schlimmer noch - er ist sogar gefährlich missverständlich, weil das Doppeldach gemeinhin auch als "Trottelzeichen" bekannt ist. Wenn man also nicht ausdrücklich vorab darauf aufmerksam machen will, dass man zum geplanten Vorhaben weder eigene Erfahrung noch Talent beitragen kann, verzichtet man besser darauf.
  • »Cenin dâd hedair an Chaud Daer.^^«
    »Ich rufe zwei treue Gefährten zum Großen Hügelgrab. :-)«
    »Ich (bin ein Elb und) rufe zwei treue Gefährten zum Großen Hügelgrab.«
    »Ich (bin ein Trottel und) rufe zwei treue Gefährten zum Großen Hügelgrab.«
Damit ist nun Vieles gesagt, sicher nicht Alles, doch sollte es genügen, um als Elb, Dúnadan oder als Sindarinsprachler unter anderen Menschen, Zwergen oder Halblingen authentisch nach Gefährten zu suchen. Ob man auf diese Weise tatsächlich welche findet, sei dahingestellt. Doch ist es wohl einen Versuch wert. Dabei viel Vergnügen, ob im BeleSNG oder anderswo!

p.s. Wie immer sind Kritik und Korrekturen hochwillkommen, diesmal besonders von im Gegensatz zu mir wahren Sindarinkennern! In diesem Sinne:
  • »Cenin gelydh an athrabeth.«
    »Ich rufe die (Sprach-) Kundigen zum (Diskussions-) Forum.«

Re: HILFREICH: Idhor Gidinn o Hedhil ~ Kleine Elbenkunde

Verfasst: Fr 7. Okt 2011, 13:58
von Aerendir
Im zweiten Kapitel des ersten Teils („Über Fëa, Geist und Seele“) wird in einem Satz („besonders mächtige Elben...“) und einem Beispiel (die bemerkenswerte Telepathie-Session der Prominenz Galadriel, Celeborn, Elrond und Mithrandir auf der Heimreise im sechsten Buch des Herrn der Ringe) die telepathische Veranlagung der Elben beschrieben. Kürzlich bin ich über einen Text gestolpert, in dem Tolkien diese Art der rein gedanklichen Verständigung sehr ausführlich beschrieben hat. Es handelt sich dabei keineswegs um eine ausschließlich elbische Gabe, wie die Teilnehmer im Beispiel (Elrond als Halbelb, Gandalf als Maia) bereits erkennen lassen, sondern eine Anlage, die grundsätzlich bei Valar, Maiar und allen Inkarnierten, allerdings in verschieden starker Ausprägung vorhanden ist. Silanwens Hinweis, diese Fähigkeit auf „besonders mächtige Elben“ zu beschränken, war, wie sich zeigen wird, dabei völlig zutreffend.

Der besagte Text ist ein „Ósanwe-kenta – Enquiry into the Communication of Thought“ (Q. ósanwe Verständigung durch Gedankenübertragung, Telepathie; kenta Untersuchung) betiteltes Essay über Möglichkeiten und Grenzen der Telepathie in Mittelerde und darüber, wie Melkor diese Gabe zu Bösem nutzen konnte. Hier allerdings sollen nur die elbischen Belange von Interesse sein.
Warum Christopher Tolkien dieses Kleinod nicht in der History of Middle-earth veröffentlichte, obwohl [MOR415] es ihm vorlag, ist nicht bekannt. Das Essay wurde stattdessen kommentiert, herausgegeben und veröffentlicht von C. F. Hostetter in Vinyar Tengwar, einem Periodikum der „Elvish Linguistic Fellowship“, Ausgabe 39 (Juli 1998), S. 21-34, die zugehörigen etymologischen Anmerkungen in Ausgabe 41 (Juli 2000), S.5ff.

Dem Inhaltsverzeichnis und ursprünglichen Text der IgoH ist ein Verweis auf die Ergänzung in diesem Posting als I. 2. a) hinzugefügt.

♦ ♦ ♦

I. 2. a) Über Ósanwe, die Verständigung in Gedanken

[OSK] Valar, Maiar und alle Mirröanwi (Q. Inkarnierte, d.h. Wesen, deren Seelen bzw. fëar in Körpern bzw. hröar wohnen) besitzen einen Geist (Q. sáma), wenngleich je nach Art und Individuum unterschiedlich mächtig entwickelt. Grundsätzlich vermag ein jeder Geist ganz unabhängig von räumlicher Entfernung jeden anderen Geist wahrzunehmen. Eine über solch bloße Wahrnehmung hinausgehende Abfrage oder Mitteilung von Gedanken und Wissen jedoch erfordert einen Akt des Willens (Q. nirme; níra Wille), der jedoch ohne weiteres möglich ist. Grundsätzlich ist die Willenskraft, welche zu ósanwe befähigt, und damit die Fertigkeit zur Gedankenübertragung selbst umso stärker, je größer die Macht eines fëa über seinen hröa ist. Von Eru selbst abgesehen verfügen [SIL101][WTJ406] die Valar über die größten diesbezüglichen Kräfte, denn sie sind reine Geistwesen, und ihre hröar tragen sie nur als Gewänder und aus freiem Entschluss. Fëar und sámar der Inkarnierten hingegen sind zwangsläufig an ihre hröar gebunden. Unter den Inkarnierten wiederum sind Elben angesichts ihrer stärkeren fëar fähigere Gedankensprecher als Menschen.
Nun setzen Sendung und Empfang der Gedanken lediglich einen Normalzustand voraus, dass nämlich beide sámar 'offen' (Q. láta) und zudem nicht anderweitig beschäftigt sind.
Der Geist kann allerdings durch bewussten Akt des Unwillens verschlossen (Q. pahta) werden, entweder einem oder mehreren bestimmten anderen sámar gegenüber, oder aber gegen jegliche Verbindung überhaupt. Nichts und niemand, es sei denn Eru Ilúvatar selbst, kann diese selbst veranlasste Mauer der Abwehr eines verschlossenen Geistes durchdringen.

[OSK] Die naheliegende Vermutung, eine Vielzahl der Inkarnierten könne verhältnismäßig problemlos miteinander in telepathischem Austausch stehen, ist jedoch unzutreffend. Denn ein inkarnierter Geist muss, um einen anderen zu erreichen, zwei körperliche Hüllen durchdringen, seine eigene und die des Empfängers. Der materielle Widerstand beider hröar trübt Wahrnehmung und Verständigung in solchem Maße, dass sie ohne zusätzliche Stärkung nicht gelingen kann. Die besagte Stärkung erwächst entweder aus Verbundenheit durch Verwandtschaft, Liebe oder Freundschaft, aus emotionaler Dringlichkeit in Freude, Trauer oder Furcht oder schließlich aus Autorität (vgl. Silanwen: „besonders mächtige Elben...“), legitimiert durch persönliche Verpflichtung, berechtigte Herrschaft oder beabsichtigte uneigennützige Nächstenhilfe.
Um einen solchen Fall der Stärkung durch Verbundenheit und Autorität, gepaart mit der unverzichtbaren geistigen Offenheit seines Gegenübers, also der Bereitwilligkeit der Mitteilung der eigenen Gedanken, handelt es sich bei Finrod Felagunds raschem Erlernen der Menschensprache von Bëors Volk, dem er bei dessen Ankunft in Beleriand freundschaftlich und aufgeschlossen gegenübertrat.
J. R. R. Tolkien - Das Silmarillion,
Quenta Silmarillion, XVII - Von den ersten Menschen im Westen, S. 145

Nun waren die Eldar sprachenkundiger als alle anderen Völker, und Felagund entdeckte auch bald, dass er jene Gedanken der Menschen, die sie auszusprechen gedachten, in ihrem Geiste lesen konnte, so dass ihre Worte leicht zu verstehen waren.
[OSK] Wie jede andere Fertigkeit auch kann ósanwe durch Übung oder Vernachlässigung verbessert oder verlernt werden. Die wichtigste Ursache der Vernachlässigung besteht im alltäglichen Gebrauch körperlicher Verständigungssysteme (Q. tengwesta), vor allem der gewöhnlichen (Zungen-) Sprache (Q. lambe), aber auch weiterer Methoden der Kommunikation wie beispielsweise der Zeichen- und Signalsprachen, welche im Gegensatz zu ósanwe allesamt keiner besonderen Willensanstrengung bedürfen und deren Anwendung daher leichter fällt.
Schließlich ist es nicht ungewöhnlich, dass lambe und ósanwe nebeneinander eingesetzt werden, und dass der Grad gegenseitigen Verständnisses bei solch gleichzeitigem Einsatz steigt. Beispielsweise gelingt zwei Verwandten die Verständigung durch das zwischen ihnen akkustisch gewechselte Wort wesentlich besser und umfassender als zwei Fremden, welche sich genau desselben Worts bedienen, denen aber mangels Stärkung durch Verbundenheit ein unterstützender Gebrauch von ósanwe nicht möglich ist.

Re: HILFREICH: Idhor Gidinn o Hedhil ~ Kleine Elbenkunde

Verfasst: Fr 7. Okt 2011, 14:00
von Aerendir
Man soll ja im Allgemeinen am Anfang anfangen. Da das bis jetzt weitgehend unterblieben ist, wird der Anfang hiermit nachgereicht und in den zweiten Teil noch vor die Völkerwanderungen und -sonderungen gezwängt.

♦ ♦ ♦

II. 1. a) Über die Legende vom Erwachen der Elben

Nirgendwo wird erzählt, wie alles endet. Doch es wird erzählt, wie alles begann – vor langer Zeit, als inmitten der jungen Arda Eru Ilúvatars Wille Wirklichkeit wurde und seine erstgeborenen Kinder in die Geschicke und Geschichte der Welt eintraten.
J. R. R. Tolkien - Das Silmarillion,
Quenta Silmarillion, III – Vom Erwachen der Elben und von Melkors Gefangenschaft, S. 49

Es wird erzählt, sobald Varda ihre Arbeit beendet hatte, und sie dauerte lange, und als zuerst Menelmacar den Himmel hinaufwanderte und das blaue Feuer Helluins in den Nebeln über den Grenzen der Welt glitzerte, da seien zu dieser Stunde die Kinder der Erde erwacht, die Erstgeborenen Ilúvatars. Am sternenbeschienenen See von Cuiviénen, dem Wasser des Erwachens, erhoben sie sich vom Schlafe Ilúvatars; und während sie noch stumm am Wasser saßen, erblickten ihre Augen als erstes von allen Dingen die Sterne des Himmels. Daher haben sie das Sternenlicht immer geliebt und Varda Elentári höher geehrt als alle anderen Valar.
Dies geschah, so verzeichnen es [MOR71] die Annalen von Aman ebenso wie [WTJ5] die Grauen Annalen, im 4550sten Valianischen Jahr, welches dem 1050sten Jahr der Bäume entspricht, an den Ufern des besagten Cuiviénen (Q. cuivië Erwachen, Leben; nén Gewässer, Teich, See), [SIL49] einer Bucht des großen Binnenmeeres von Helcar am Fuße der Berge des Ostens, ein wenig nordöstlich des Mittelpunkts der Hinnenlande dort, wo einst Illuin, die nördliche der beiden Leuchten, von hohem Bergespfeiler herabgestrahlt hatte.
[WTJ420] Die Cuivienyarna (Q. nyarna Erzählung, Sage), die Legende vom Erwachen der Quendi, ein elbisches Märchen, dessen Wahrheitsgehalt zweifellos weit über den eines gewöhnlichen Märchens hinausgeht, weiß noch Vieles mehr zu berichten. Diese Legende und [WTJ380] ein zugehöriger Kurztext über die ältesten Sippennamen zählen zu den späteren Schriften Tolkiens, die nach oder im Zuge teilweise gravierender mythologischer Überarbeitungen verfasst wurden. So darf es nicht verwundern, dass in der Cuivienyarna [vgl. MOR375] zum Zeitpunkt des Erwachens der Elben Sonne und Mond bereits lange existierten und nicht erst [SIL103][MOR131] nach der Zerstörung der Bäume 450 Valianische Jahre später erstmals in den Himmel stiegen. Diese lediglich in Notizen und Grundzügen angedachte Überarbeitung der Himmelslichter kann die allgemein bekannte Fassung des Silmarillions natürlich nicht ersetzen, und wo immer in der Cuivienyarna von der Sonne, von Tagen oder Tageslicht die Rede ist, kann dies getrost überlesen werden.

[WTJ421] Die Legende besagt nun, dass unter den ersten Elben, die nicht gezeugt, sondern aus dem Fleisch der Erde gemacht wurden, zunächst Dreie kurz nacheinander erwachten. Als die Elben später erste Worte und Zahlwörter ersonnen hatten, schufen sie die Namen dieser drei Elbenväter nach der Reihenfolge ihres Erwachens: Imin (Q. min eins; minya erst-), Tata (Q. tata zwei; †tatya, attea zweit-) und schließlich Enel (Q. nel drei; †nelya, neldea dritt-). Ein jeder von ihnen erblickte zuerst die Sterne, danach neben sich seine ihm bestimmte noch schlafende Gefährtin, suchte nach Worten und Melodien für den Zauber ihres Liebreizes und erweckte sie. So war das Erste, was die erweckten Elbinnen sahen, ihr Gefährte, und ihre Liebe zu ihm war ihre erste. Und auf diese Weise erwachten alle schlafenden Elbenpaare.
Während nun Imin mit seiner Gefährtin Iminyë, Tata mit Tatië und Enel mit Enelyë umherwanderten, fanden sie sechs weitere Paare, und als der Älteste beanspruchte Imin das Recht der ersten Wahl und erkor sie zu seinem Gefolge. Wenig später fanden sie neun weitere Paare, die nun Tata als der Zweitälteste zu seinen Gefährten bestimmte, und Enel schließlich wählte die nächste Schar von zwölf Paaren. Als sie 18 weitere Paare entdeckten, schob Imin, der nun wieder an der Reihe war, seine Wahl auf in der Hoffnung, nach weiterem Zuwarten eine noch größere Gefolgschaft zu finden. So schlossen diese 18 Paare sich Tatas Schar an. Und da Imin auch bei den nächsten 24 Paaren noch nicht wählen wollte, kamen diese zu Enels Gefolge. Imins Hoffnung jedoch erfüllte sich nicht, denn sie fanden keine weiteren Schläfer mehr, und die Zahl der 144 ersten Elben war vollständig.
So also entstanden drei Sippen von unterschiedlicher Größe, deren ursprüngliche Namen denen ihrer Ältesten nachgebildet waren: [WTJ380] Imins Sippe waren die Minyar (Q. die Ersten) und zählte nur 14 Elben, ihn selbst, seine Gefährtin Iminyë und die sechs Paare, die sie zuerst gefunden hatten. Tatas Gefolge, die Tatyar (Q. die Zweiten) bestand aus ihm selbst und seiner Gefährtin Tatië, 18 und nochmals 36 weiteren, insgesamt also 56 Elben. Die Nelyar (Q. die Dritten) schließlich zählten mit Enel, Enelyë, einmal 24 und einmal 48 Elben insgesamt 74 Köpfe. [WTJ423] Ein Blick auf ihre Gesamtzahl und die der einzeln erwachten Gruppen erklärt die grundlegende Bedeutung, welche die Elben seit jeher der Zahl Drei und ihren Vielfachen beimessen und weshalb das Dutzend seit Anbeginn die Bezugsgröße ihres duodezimalen Zahlensystems ist.

[MOR72][WTJ5] Den Annalen zufolge vergingen 35 Valianische Jahre, bis Oromë V.J. 4585, dem 1085sten Jahr der Bäume auf einer seiner Jagden durch Mittelerde die Elben entdeckte. Dies entspricht [MOR60] den kalendarischen Berechnungen der Weisen zufolge [MOR72] einer Dauer von rund 335 Sonnenjahren. Über diesen Zeitraum, der dem Erwachen folgte, ist wenig Genaues bekannt, doch liegt es auf der Hand, dass die Elben begannen, wissbegierigen Sinns und vorsichtigen Schritts sich selbst und die sie umgebende Welt zu erkunden.
J. R. R. Tolkien - Das Silmarillion,
Quenta Silmarillion, III – Vom Erwachen der Elben und von Melkors Gefangenschaft, S. 50

Lange blieben sie in ihrer ersten Heimat am Wasser und unter den Sternen; und mit Erstaunen gingen sie auf der Erde umher, und sie begannen zu sprechen und allen Dingen, die sie bemerkten, Namen zu geben. Sich selbst nannten sie Quendi, das heißt, die, welche mit Stimmen sprechen; denn noch war ihnen kein andres Ding von Leben begegnet, das sprach oder sang.
Die Zahl der Elben wuchs zweifellos rasch, und umso rascher, als nach Ilúvatars Plan die Elben bereits in Paaren erwacht waren, sie also keiner Zeit des Kennen- und Liebenlernens mehr bedurften, sondern sich vergnügt und nahezu unverzüglich der Vorbereitung einer nächsten Generation widmen konnten. [WTJ380] Das Mengenverhältnis der drei Sippen zueinander, 14 Minyar zu 56 Tatyar zu 74 Nelyar, blieb jedoch auch mit steigender Bevölkerung erhalten. Es entstanden zudem alternative Sippennamen: [WTJ382] Den Minyar wurde ob ihrer strahlend goldblonden Haare, vermutlich von den dunkelhaarigen Tatyar, der Name Vanyar (Q. die Schönen) verliehen. [WTJ 383] Die geistig und handwerklich emsigen Tatyar hingegen nannten die beiden anderen Sippen bald die Noldor (Q. die Weisen). [WTJ382] Die Nelyar schließlich hießen auch die Lindar (Q. die Sänger). Man nimmt an, dass sie selbst sich diesen Namen gaben, denn beide Scharen, die zu Enels Gefolgschaft wurden, waren unmittelbar an Wassern erwacht, an einem Flüsschen in einem Birkenwald oder unmittelbar am See und Wasserfall Cuivíenens. [WTJ423] Sie liebten daher das Wasser, seine rauschenden und berauschenden Melodien, woraus wiederum ihre besondere Neigung zu Musik und Gesang entsprang, und sie sangen, bevor sie sprachen.

♦ ♦ ♦

Und dann kommt plötzlich der Ubar-Imba-Hunter schlechthin dahergaloppiert, jagt den verängstigten Elben donnernde Hornstöße durch die empfindlichen Trommelfelle und verlangt zu allem Überfluss, sie sollten ihm in den Westen folgen, weil den hohen Herrschaften in Valinor langweilig ist. Oder so ähnlich... doch mehr dazu demnächst.