Für den folgenden Text müsste man das IGoH-Inhaltsverzeichnis noch ein wenig erweitern, denn er mag so recht in keines der vorhandenen Kapitel passen. Da dies in Zukunft vielleicht noch öfter vorkommt, gibt es nun einfach einen fünften Teil "Über Dieses und Jenes", und dort also zu Beginn:
V.1. Über die Gefährtensuche auf Grauelbisch
Unter den Einheimischen ist er beliebt, verhasst oder gänzlich stillgelegt, doch allen ist er nur allzu gut bekannt - dieses Testgelände aller denkbaren Buchstaben-, Zahlen- und Zeichenkombinationen, dieser Tummelplatz sprachlicher Ästhetik und beeindruckender Borniertheit gleichermaßen, diese Champs-Élysées der Ingame-Flamerei und doch zugleich Seitengasse vieler nützlicher Ratschläge, dieser thematische Schmelztiegel, dessen dort versammelte Protagonisten jederzeit cooler bleiben als Gletscherleichen in Forochel, in dem es dennoch manches Mal so heiss hergeht, dass man in seinen Flames den Einen Ring hätte vernichten können - unser aller BeleSNG, seiner ursprünglichen Bestimmung zufolge eine Schmiede ewiger Freundschaften oder kurzlebigster Zweckbündnisse.
[BeleSNG] Anonymus: 'suchen nur nohc jäga/runi ghg hm (5/6) dann go'
Geht das auch anders? Allerdings, und wie! Für eine Unternehmung, die ein wenig abseits des Treppen- oder Thorog-Quicky-Mainstreams lag, suchte ich dort neulich einige Gefährten - leider vergeblich. Da die Suche nicht noch erfolgloser werden konnte, so dachte ich mir, könnte ich ebensogut zur Abwechslung einmal auf Elbisch (welches ich nicht beherrsche) suchen... mehrere Stunden nach diesem Einfall hatte ich endlich mein Sätzlein fertigkonstruiert, klappte das Elbischlexikon (H. W. Pesch - Das grosse Elbisch-Buch, Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach, 2009) wieder zu, doch für eine Suchanfrage war es mittlerweile viel zu spät. Damit aber all die satzbauliche Mühe nicht ganz umsonst gewesen ist, findet man das Ergebnis (bereichert um einige weitere Begriffe und Gedanken) nun hier.
Aller Anfang ist bekanntlich schwer, so auch hier, denn bereits das Verb "suchen" sucht man im Sindarin vergebens. Möchte man nicht zu bittstellerisch und hilfsbedürftig klingen, so bietet sich das selbstbewusste "rufen" an (S. can-), in seiner Zweitbedeutung auch "schreien". Die Suchanfrage sollte also aufgrund ihrer Lautstärke nicht zu überhören sein. Wer sie allzu wörtlich nimmt und fälschlicherweise einen körperlichen Ruf im Sinne einer Beschwörung erwartet, der sei rasch belehrt, dass man als elbischer Rufer schwerlich ein Heermeister sein könne, sich aber bemühe, ein nahegelegenes Rufhorn zu finden. Wie dem auch sei, die Gefährtensuche beginnt in der Einzahl (ein Pluralis Majestatis ist im Sindarin unbekannt)der ersten Person:
Doch vielleicht hat man ja bereits einen oder mehrere Gefährten bei der Hand. Dann können alle aus vereinten Kräften im Plural rufen:
- »Cenim...«
»Wir rufen...«
Möglicherweise möchte das Publikum genauer wissen, wer denn da im Singular oder Plural herumschreit. Seitens des Rufers ist es zugleich eine Geste der Höflichkeit, sich oder wenigstens seine Profession kurz vorzustellen. Daher folgt nun eine Wortliste der Abenteurerklassen. Angesichts des begrenzten Vokabulars im Sindarin wird der Hüter darin zum Wachtmeister bzw. Meister der Wacht, der Schurke zum Schattenmeister und der Runenbewahrer zum Runenmeister. Der Waffenmeister wandelt sich zum Schwertmeister, da ein generischer Begriff für "Waffen" nicht bekannt ist.
- Wächter tirn
Hüter túrdirith, wörtl. Wachtmeister aus túr- Meister, tirith Wacht
Waffenmeister túrmeigol, wörtl. Meister der Schwerter aus túr- Meister, meigol Schwerter
Heermeister túrweth, wörtl. Meister des Heeres aus túr- Meister, gweth Heer; hest Hauptmann
Schurke túrwath, wörtl. Schattenmeister aus túr- Meister, gwâth Schatten
Jäger faron
Barde linde, wörtl. Sänger
Kundiger golodh
Runenbewahrer túrgirth, wörtl. Runenmeister aus túr- Meister, cirth Runen
Ruft man unter Angabe seiner Klasse, so tut man dies im Singular der dritten Person. Dabei bildet das Prädikat "rufen" weiterhin den Satzbeginn vor dem ihm nachfolgenden Subjekt, [GEB189] so man denn im Satzbau dem Normalfall der Prädikat-Subjekt-Objekt-Worstellung folgt.
- »Cân tirn...«
»Es ruft ein Wächter...«
»Ein Wächter ruft...«
Natürlich ist es wie oben ebenfalls möglich, an der Seite eines bereits anwesenden Gefährten mehrstimmig bzw. im Plural der dritten Person zu rufen:
»Cenir tirn a linde...«
»Es rufen ein Wächter und ein Barde...«
»Ein Wächter und ein Barde rufen...«
Nachdem nun bekannt ist, wer ruft, wenden wir uns der Tüftelei darüber zu, wen man ruft - einen oder mehrere Gefährten. Das grauelbische Wort für einen treuen Gefährten lautet sadar, im Plural sedair. Es muss, [GEB146] da es sich um ein direktes bzw. Akkusativobjekt handelt, zu hadar oder im Plural hedair leniert werden.
»Cenin hadar (hedair)...«
»Ich rufe einen treuen Gefährten (mehrere treue Gefährten)...«
Werden mehrere Gefährten gerufen, ist es natürlich wissenswert, wieviele es denn bitteschön sein sollen. Nur ganz beiläufig sei hier angemerkt, dass die Spielerstärke der Instanzen in LOTRO (Gruppeninstanzen für drei oder sechs, Schlachtzugsinstanzen für zwölf oder 24 Spieler) selbstverständlich auf das [WTJ423]urelbische Duodezimalsystem zurückgeht.
Dieser Text soll auf bis zu sechsköpfige Abenteurergruppen beschränkt bleiben, höhere Zahlwörter können im Bedarfsfall den einschlägigen Vokabelsammlungen entnommen werden. Es werden daher lediglich die nachstehenden Zahlwörter benötigt:
- eins mîn, leniert vîn
zwei tâd, leniert dâd
drei nêl, wird nicht leniert
vier canad, leniert ganad
fünf leben, wird nicht leniert
Das jeweilige Zahl- wird dem Bezugswort vorangestellt und (vermutlich) aufgrund seiner direkten Objektstellung ebenfalls leniert. Die Suche nach nur einem einzigen Gefährten wird bereits aus dessen Singular ersichtlich und benötigt daher im Grunde gar kein Zahlwort, es sei denn, man möchte betonen, dann man bereits ungeduldig mit den Hufen scharrt und zum Aufbruch nur noch einen einzigen, allerletzten Gefährten sucht.
- »Cenin vîn hadar...«
»Ich rufe (nur noch) einen (letzten) treuen Gefährten (DANN GO!)...«
»Cenin dâd (nêl, ganad, leben) hedair...«
»Ich rufe zwei (drei, vier, fünf) treue Gefährten...«
Nun haben die Strategen unter den Rufern zweifellos eine genaue Vorstellung von den ihrer Gefährtengruppe noch fehlenden Abenteurerklassen. Wollen sie daher nicht nur ganz allgemein nach Gefährten, sondern nach bestimmten Klassen suchen, so können sie auf die obige Klassenliste zurückgreifen, dürfen jedoch an dieser Stelle nicht vergessen, auch die Klassenbezeichnungen zu lenieren. Hierzu nochmals eine Übersicht mit der Mehrzahl und möglicher weicher Mutation der Klassen. Die Pluralbildung der Komposita ist ausgesprochen unsicher, die hier gewählte Vorgehensweise besteht in der [GEB164] Lautverschiebung sämtlicher Vokale des zusammengesetzten Begriffs außer bei meigol, welches bereits eine Pluralform ist.
- Wächter tirn, leniert dirn, Pl. tirn, leniert dirn
Hüter túrdirith, leniert dúrdirith, Pl. tyrdirith, leniert dyrdirith
Waffenmeister túrmeigol, leniert dúrmeigol, Pl. tyrmeigol, leniert dyrmeigol
Heermeister túrweth, leniert dúrweth, Pl. tyrwith, leniert dyrwith; hest, leniert chest, Pl. hist, leniert chist
Schurke túrwath, leniert dúrwath, Pl. tyrwaith, leniert dyrwaith
Jäger faron, Pl. feryn, wird nicht leniert
Barde linde, Pl. lindi, wird nicht leniert
Kundiger golodh, leniert ngolodh, Pl. gelydh, leniert ngelydh
Runenbewahrer túrgirth, leniert dúrgirth, Pl. tyrgirth, leniert dyrgirth
Dies alles ermöglicht eine recht gezielte Gefährtensuche. Die Beispiele lassen sich beliebig kombinieren, insbesondere können bestimmte Klassen nicht nur nach bestimmten anderen Klassen, sondern auch nach einer bestimmten Anzahl anderer Klassen suchen.
- »Cenin dirn...«
»Ich rufe einen Wächter...«
»Cenim dirn a ngolodh...«
»Wir rufen einen Wächter und einen Kundigen...«
»Cenir tirn a linde ngolodh...«
»Ein Wächter und ein Barde rufen einen Kundigen...«
»Cenir tirn a linde dâd feryn a dâd dyrgirth...«
»Ein Wächter und ein Barde rufen zwei Jäger und zwei Runenbewahrer...«
Die Angerufenen ihrerseits warten natürlich ungeduldig darauf, dass das Geheimnis des Reiseziels gelüftet wird. Das Ausflugsziel leitet man mittels der Präposition "nach" oder "zu" (S. an im Sinne einer Bewegung auf etwas hin) ein. Daraufhin bemerkt man bestürzt, dass [GEB148] dieses so kleine und unscheinbare Wörtchen der Auslöser der nächsten furchteinflössenden Mutation, nämlich einer Nasalmutation des Reiseziels ist. Wohin soll es also gehen?
Werfen wir beispielhaft einen vorsichtigen Blick in die erste der Instanzen, welche den Abenteurer in sein Verderben locken möchte - ins allseits bekannte Große Hügelgrab (S. Haud Daer, haudh Grab, Hügelgrab, daer groß, wobei in diesem Fall (vermutlich) nicht nur [GEB198] das "h" am Ende von haudh entfällt, sondern zudem [GEB148] daer ausnahmsweise nicht leniert wird).
- »Cenin dâd hedair an Chaud Daer.«
»Ich rufe zwei treue Gefährten zum Großen Hügelgrab.«
Und damit ist es vollbracht - der Punkt des Satzes und damit das Konstruktionsende der Suchanfrage ist endlich erreicht! Irgendwann aber wird man des Großen Hügelgrabs überdrüssig und möchte weitere Instanzen kennenlernen. Für die entsprechenden Gruppenanfragen findet sich nachfolgend eine hoffentlich fehlerfreie, mit Präposition als Ortsangabe gebrauchsfertige und im Bedarfsfall mutierte Übersicht aller Festungen und Verliese Eriadors. Die Instanzen unterhalb und jenseits des Nebelgebirges verbleiben zum Selberbasteln.
Vorab einige Anmerkungen zur folgenden Liste: Das Örtchen Steinhöhe (S. Sarnamon) in den Nordhöhen könnte im Grauelbischen ebensogut Gondamon heissen, doch gibt es ein solches bereits in den Ered Luin, und Verwechslungen sollen vermieden werden. Im Falle Carn Dûms ist man sich unsicher, ob es sich dabei tatsächlich um einen sindarischen Namen handelt. Der zweite Teil könnte anstelle des mutierten tum (S. Tal) ebensogut der Sprache der Zwerge entstammen und "Wohnstatt" bedeuten (vgl. Kh. Khazad-dûm), oder der ganze Begriff könnte unmittelbar dem Gälischen entnommen sein, wo es "Bergfestung" bedeutet. Ganz unzweifelhaft aber handelt es sich beim Namen der Nûrz Gâshu Spalte nicht um Sindarin, sondern um Orkisch oder gar die Schwarze Sprache. [TFR267] Deren bloßes Hören, vom Aussprechen einmal ganz zu schweigen, führt bei Elben zu schmerzhaften Gehörgangsverkrampfungen. Sie meiden daher den originären Namen wie die Nazgûl das Wasser und rufen ihre Gefährten entweder vollständig im Sindarin oder aber, dieser hervorragenden Anleitung zum Trotz und falls sie Wert darauf legen, auch verstanden zu werden, ganz im Westron bzw. auf Deutsch, wo der Name laut Berephon "feindliches Feuer" bedeutet.
- zum Großen Hügelgrab an Chaud Daer, aus haudh Hügelgrab, daer groß
zur Herberge der Verlassenen an Nathaladab en Eglain, aus nathal Gast, adab Haus, eglan Verlassener
nach Garth Agarwen a Ngarth Agarwen, aus garth Festung, agar Blut, gwen Maid
nach Fornost an Fornost, aus forn nördlich, ost Burg
zu den Hallen der Nacht an Thaim en Fuin, aus tham Halle, fuin Nacht
nach Urugarth an Urugarth, aus Urug Ork, garth Festung
nach Carn Dûm an Charn Dûm, aus carn rot, tum Tal
nach Barad Gularan an Marad Gularan, aus barad Turm, gûl Hexerei, aran König
nach Tham Mírdain an Tham Mírdain, aus tham Halle, mírdan Gemmenschmied
zum Nordhüttingerhof a Phel en Fornbair, aus forn nördlich, bâr Heim, pel Hof
nach Steinhöhe a Sarnamon, aus sarn Stein, amon Höhe
zum Verlorenen Tempel a Mbarad Adab en Egleriad, aus adab Haus, egleriad, Lobpreisung, barad verloren
zur Gletscherfeste an Chelegost, aus heleg Eis, ost Festung
nach Helegrod an Chelegrod, aus heleg Eis, raud Held
zur Spalte von Nûrz Gâshu an Chriss Naruvel, aus criss Spalte, nar- Feuer, úvel feindlich
Schließlich gibt es noch einige mehr oder minder raffinierte Kniffe zur Betonung der Wichtig- und Dringlichkeit des eigenen Rufes. So kann man zum Einen den Satz nicht mittels des Punktes, sondern eines Ausrufezeichens beenden. Die Anzahl der abschließenden Ausrufezeichen lässt sich je nach Dringlichkeit der Anfrage sogar bis zur Zeichenobergrenze der Texteingabe steigern, im Allgemeinen aber sollte ein einziges genügen. Sonst erscheint man als Elb, dem im Allgemeinen ausreichend Lebens- und Wartezeit zur Verfügung steht, und der daher Gelassenheit ausstrahlen sollte, womöglich unglaubwürdig.
Zum Zweiten kann man dem Satz das mittlerweile ebenso berühmte wie berüchtigte Doppeldach (^^) hintanstellen, sollte sich dabei allerdings bewusst sein, dass es auf ganz unterschiedliche Weise interpretierbar ist: Das Publikum kann es als stilisierte Augenbrauen einer lächelnden Person und damit als den sogenannten "Korea-Smiley" auffassen. Mit ebensolcher Berechtigung lässt sich behaupten, dass es die beiden spitzen Ohren der Elben symbolisiert, und der Rufer zum Ausdruck bringen möchte, er selbst sei ein Elb. Da diese Annahme angesichts der Verwendung des Sindarin aber recht naheliegt, und sich unter Umständen über langen Vokalen bereits vereinzelt ein ^ in den Ruf eingeschlichen hat, ist dieser Zusatz entbehrlich. Schlimmer noch - er ist sogar gefährlich missverständlich, weil das Doppeldach gemeinhin auch als "Trottelzeichen" bekannt ist. Wenn man also nicht ausdrücklich vorab darauf aufmerksam machen will, dass man zum geplanten Vorhaben weder eigene Erfahrung noch Talent beitragen kann, verzichtet man besser darauf.
- »Cenin dâd hedair an Chaud Daer.^^«
»Ich rufe zwei treue Gefährten zum Großen Hügelgrab. «
»Ich (bin ein Elb und) rufe zwei treue Gefährten zum Großen Hügelgrab.«
»Ich (bin ein Trottel und) rufe zwei treue Gefährten zum Großen Hügelgrab.«
Damit ist nun Vieles gesagt, sicher nicht Alles, doch sollte es genügen, um als Elb, Dúnadan oder als Sindarinsprachler unter anderen Menschen, Zwergen oder Halblingen authentisch nach Gefährten zu suchen. Ob man auf diese Weise tatsächlich welche findet, sei dahingestellt. Doch ist es wohl einen Versuch wert. Dabei viel Vergnügen, ob im BeleSNG oder anderswo!
p.s. Wie immer sind Kritik und Korrekturen hochwillkommen, diesmal besonders von im Gegensatz zu mir wahren Sindarinkennern! In diesem Sinne:
- »Cenin gelydh an athrabeth.«
»Ich rufe die (Sprach-) Kundigen zum (Diskussions-) Forum.«