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Re: Das Geheimnis der Steine

Verfasst: Mi 16. Apr 2014, 23:30
von Sidhril
Schattenflucht

Reglos stand Torendir am geöffneten Fenster seines Gemachs. Die Hände hatte er dabei auf dem Rücken verschränkt. Die Nachricht vom Erfolg in Laenan nahm ihm zwar eine Sorge ab, aber die Berichte der Herren Elrond und Glorfindel, die Virindil bei der Besprechung wiedergab, waren besorgniserregend. Beinahe verstummte jegliches Geräusch für seine Ohren, denn er ging die Berichte erneut in Gedanken durch.

Um 1027 des dritten Zeitalters herum, hatte ein Schatten die Lande des Herrn Elrond berührte. Gesäte Zwietracht war seine Waffe, Neid und Missgunst seine Begleiter. Hass war das Resultat und seine Nahrung. Ein Jäger war ihm auf der Spur, immun gegen seine Einflüsterungen. Ein Elb aus dem Grünwald trieb ihn in die Höhle. Das Labyrinth dabei als Schutz. Der Zauber auf der Tür das Schloss.

Vernichten konnte er ihn nicht aber abseits jeder Zivilisation verbergen. Dass der Ort gefunden wurde, jemand aus Gier die Tür öffnete, weil er Schätze vermutet hatte, nein das konnte keiner ahnen. Wohin der Schatten aber geflohen ist und welche Kraft er heute besitzt, weiß nicht einmal das weitsehende Auge des Herrn Elrond.

Die nächste Sorge war der Zustand des Sehers. Er hatte sich zwar erholt, beinahe trotzig der geplanten Reise anschließen wollen, aber noch war er nicht genesen. Letztendlich würde er den Zeitpunkt bestimmen. War es Torendirs zweifelhafter Verdienst? Sein Schüler sprach von vergangenen Ereignissen, doch man konnte nicht von der Hand weisen, dass alles was in den letzten Wochen geschah, Kraft gekostet haben musste.

Und dann war da noch dieser seltsame Elb mit den schwarzen Augen. Er wirkte etwas entrückt, unnahbar und dennoch hatte er ein einladendes Lächeln. Er besaß seltsame, ja befremdliche Augen, wie zwei schwarze Teiche, in die man hineinzustürzen droht und zu ertrinken, betrachtet man sich selbst zu lange darin. Er ist zweifelsohne alt, aber wie es der Elben Art ist von jugendlichem Antlitz. Torendir hatte eine große Weisheit gespürt. Seine neuerliche innere Ruhe verdankte er zum Teil auch ihm.

Langsam kehrten die Geräusche zurück als wenn jemand die Fenster geöffnet hätte. Der Tee war erkaltet. Dies war aber auch der einzige Makel in diesem Moment. Seine Gedanken trieben kurz erneut fort. Cuildis sprach von einem Grauen. Ob sie mehr wusste, als sie bisher von sich gab?


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Nein Cuildis wusste damals nur von der Existenz, aber nicht dem Zweck der Höhle. Sie saß mit Ansilvund in einem provisorischen Lager inmitten der Ruinen, während sie von dem berichtete, was ihr Vater ihr einst erzählt hatte. Die Warnung... sie erinnerte sich daran, als wäre es gestern gewesen... sie erschien ihr nun in einem neuen Licht. Es musste dieser Elb gewesen sein, der mit ihrem Vater gesprochen hatte, denn er selbst war nie dort gewesen. Wo ihr Vater und der fremde Elb nun verweilten, wusste sie aber ebenso wenig. Sie war sich nur sicher, dass etwas entfesselt worden war, wenn auch nicht von ihnen, die diese Tür wieder verschlossen hatten. Vielleicht hatten die Ereignisse in Eryn Singor irgendwie damit zu tun. Doch um dies herauszufinden, würde sie wohl nicht umhin kommen, die Lande zu verlassen. Was sie jedoch in der Fremde erwartete, ganz gleich was es sein würde, sie musste wachsam sein.

Re: Das Geheimnis der Steine

Verfasst: Di 6. Mai 2014, 21:33
von Sidhril
Der Flug des Vogels

Sie hatten es bereits vermutet aber es wurde auch bald Gewissheit. Die Ruinen der Feste Dûrgonn, bewohnt von den Höhlenklauen, war nicht der Ort, an dem sie an ihr Ziel gelangen sollten. Und doch besaß sie eine faszinierende Wirkung auf jene, die geschichtshungrig waren. Reliefs aus alten Zeiten erzählten vom alten Glanz des Volkes, was hier einst gelebt hatte. Wäre genug Zeit gewesen, hätte der eine oder andere sicher darin geforscht, nur deswegen waren sie nicht gekommen.

Ergebnislos blieb der Besuch nicht, denn der Blutstein schien eine Art Kompass zu sein. Von ihm führten für das bloße Auge unsichtbare Linien nach Westen. Auch wenn dies Torendir nicht verstand, er fühlte sich in seiner Vermutung bestätigt. Etwas war mit dem Stein verbunden. Es musste irgendwo im Westen sein und in dieser Richtung befand sich der Rotsumpf...

'Von Wasser umgebene Ruinen...'

Ferelneth‘ Worte bekamen nun klare Formen. Sollte der Rotsumpf ihr Ziel sein, würden sie sich auf Gefahren einlassen, die sie kaum einschätzen konnten.

'Bei Nacht stürmten sie auf mich zu, am Tage blieb es ruhig...'

Es würde nicht einfach sein, es zu koordinieren, aber letztendlich mussten sie sich nur daran halten, nicht in der Nacht in den Sumpf zu gehen.


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Am nächsten Tag bei Morgengrauen betraten sie Agamaur. Das Lager der Eglaín war klein und bot kaum Platz für all ihre Pferde, die sie mitführten. Die Wachen waren überrascht, so viele Elben zu sehen, die wohl nichts anderes vorhatten, als den Sumpf aufzusuchen, der noch immer eine Gefahr darstellte. So erfuhren sie von einer herrschenden Unruhe im Osten, die auch mit der Richtung übereinstimmte, die ihnen der Blutstein von dieser Stelle aus aufzeigte.

Torendir erinnerte sich, als er diesen Teil erforscht hatte vor vielen Jahren. In diesem Bereich befand sich ein alter Altar. Vielleicht war der Bereich einst eine zeremoniell genutzte Halle. Nach all den Jahren war nichts davon übrig geblieben bis auf einige alte Torbögen und eine alte Steinplatte, die versunken war in dem immer noch rötlich schimmerndem Gewässer.

Auch wenn die Warnung, die Ruinen bei Nacht zu betreten gehört wurde, ganz alleine waren sie nicht. Unruhig war das Wasser um die Mauern herum, stets darauf zu warten, dass jemand unachtsam wurde. Tatsächlich regte es sich, nahm langsam Gestalt an von einem unförmigen Wesen. Die Augen sie klagten über die gestörte Ruhe oder weil sie schon seit Ewigkeiten keine fand.

Das Pulver aus der Tasche des Elben entnommen und in die Luft geworfen, entflammte vor ihren Augen, doch für dieses Wesen war es ein Bann. Nur blickte sie ein zweites Paar an, versteckt im Gemäuer hoch oben, schwer zu erreichen über das feuchte Gemäuer. So aber nicht für Lallir, die behänd hinaufkletterte, immer darauf bedacht, den Halt nicht zu verlieren. Schnell musste sie auch sein, denn der Tag schritt unaufhörlich voran.

Es dauerte nicht lang, da hatte sie die Stelle erreicht, in der sich etwas verborgen hatte. Das Leuchten hatte längst aufgehört, aber wie eingebrannt war die Stelle nun für alle. Vorsichtig entnahm sie erst einen, dann einen zweiten rötlichen Stein, dessen Innenleben silbrig schimmerte...

...als sich zu den Füßen der anderen plötzlich etwas regte. Ein Klicken war zu vernehmen und unter dem Moos hatte sich eine kleine Stelle verschoben. Der Zweck war bald erkannt, denn ein Geheimfach sollte es sein, dessen Schlüssel die Steine waren. Es war jedoch leer. Was immer sich dort befand, es war längst fort.

Nun hatten sie drei Blutsteine, doch waren sie von der gleichen Machart? Äußerlich schienen sie es zu sein. Tirbethel schloss die Hand um alle drei, um zu fühlen. Was dann in den nächsten Sekunden geschah, sollte sie alle überraschen.

Wie ein Sog gleich wurde sein Geist fortgezogen, während sein Körper inmitten der Ruinen stand. Kein Zureden, kein wachrütteln half, er blieb gefangen in der Vision für den Moment. Wie ein Vogel gleich flog er hinauf, sah die Landschaft darunter, floh dann nach Westen rasend schnell. Über die Feste der Eglaín hinweg raste er dahin direkt auf die wetterspitze zu, wo ihn ein Blitz einhüllte. Dann war er wach, bleich wie eine Wand. Der Würgereiz ließ nicht lange auf sich warten, als der Körper glaubte, abrupt anzuhalten, wo es doch nur der Geist tat.

Als Tirbethel nach oben sah, erblickte er den sich verdunkelnden Himmel, denn der Zauber in den Steinen hatte sich entladen, hatte ihm neue Kraft geschenkt und das Augenlicht zurückgebracht. Nur für wie lange?

Die Steine jedoch waren leer, selbst das Rot war verschwunden. Zurück blieben nahezu farblose graue Steine... und die Gewissheit, dass sich die Suche fortsetzen würde.


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Argwöhnisch starrte die bärtige Gestalt den Hang hinauf, als sich der Schwarm dunkler Vögel von den Bergen hinabsenkte. Die anderen Wachen hatten ihre Armbrüste gespannt, denn sie vermuteten einen Angriff aus der Luft. Grimmig war der Blick des einen, als er die Vögel anvisierte. Sein Finger am Abzug benötigte nur noch eine Winzigkeit. Dann zögerte er, als er den hellen Vogel sah, der vor den anderen zu fliehen schien. Als wie aus dem Nichts ein Blitz in den Himmel zuckte, lösten sich die Bolzen eher aus Schreck.

Dies war vermutlich das Glück des einen Vogels, aber vielmehr war sein Instinkt sein Retter, als er beinahe zu Boden stürzte und sich nur unweit eines Luchsbaus im dornigen Gestrüpp verfing. Wären die Katzen nicht genau so erschrocken gewesen wie die Zwerge, hätten sie ihn wohl nicht verschmäht, aber so blieb genug Zeit für eine rettende Hand, um den weißen Vogel zu bergen. Der dunkle Schwarm hingegen floh zurück in die Berge.


"Pah. So schnell kommen die nicht wieder!"
"Das war wohl weniger unser Verdienst. Lasst uns nachsehen, was dort oben vor sich geht."

Re: Das Geheimnis der Steine

Verfasst: Mi 14. Mai 2014, 21:40
von Sidhril
Erkenntnisse

Mit schnellen Schritten eilte die Gestalt nach Osten. Die Zeichen auf der Wetterspitze waren sicher wichtige Kunde. Zu seiner Überraschung aber empfingen sie ihn bereits abreisefertig. Er wollte von den Blitzen auf dem Amon Sûl berichten, als er bemerkte, dass sie es bereits wussten. Seltsamerweise sprachen sie nicht über das Ziel ihrer Reise, so nahm er an, dass sie sich auf den Gipfel begeben würden, aber als sie nördlich des Berges – einen Umweg wie er zuerst annahm – weiter nach Norden abbogen, öffnete er seine Lippen, doch kein Wort kam darüber.

'Es kümmert uns nicht!'

Ihre Lippen hatten sich kaum bewegt aber er hatte es lesen können. War es sein Los, durch die Lande zu reisen, immer auf Vorsicht bedacht, nicht von einem Späher gesehen zu werden, nur um dann mit einer Armee durchs Gelände zu marschieren? Sie mussten sich sehr sicher sein. Bald ahnte er ihr Ziel, auch wenn es noch in weiter Ferne lag. Es war wieder ein Stück gen Heimat gegangen.

Nicht weit entfernt blickten scharfe Augen eines Raubvogels der Truppe nach. Mehr als zwei Dutzend Halborks und zwei Menschen zählte das Tier, ehe es seine Flügel ausbreitete und dann im Schutze der Dunkelheit verschwand.


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(gleichzeitig weit im Norden in einem fernen Land)

Müde Augen blickten zu der Frau, die über den Tisch gebeugt war. Vor ihr stand eine Schale mit einer seltsamen Flüssigkeit. Er wusste, dass sie manchmal einige Tinkturen anfertigte, doch diese dort roch seltsam.

"Was ist das für ein Zeug Eruna?", fragte der Mann.

Eruna antwortet nicht. Mit langsamen kreisenden Bewegungen rührte sie in einem übelriechenden Brei herum. Er kannte einige der Zutaten. Einiges war für die Heilkunde geschaffen. Anderes aber galt als giftiges Gewächs und er erschrak ob einer plötzlichen Erkenntnis.

"Dechan hat Dir gesagt, was er..."
"Dechan ist nicht hier und Du solltest auch nicht hier sein", unterbrach sie ihn.

Ihre Augen waren seltsam leer. Verstärkt wurde der Eindruck noch von der stark gealterten Haut.

"Eruna, ist Dir nicht wohl?"
"Oh doch Mechar, mir ist wohl."

Mit zittrigen Händen nahm sie die Schale und bot sie ihm an. Er wollte zurückweichen, aber er konnte es nicht. Hilflos starrte er die Schale an, wie sie diese weiter anhob und dann zu seinem Mund führte. Gegen seinen Willen halfen seine Hände etwas nach. Als sich das Gift im Mundraum ausbreitete, spürte er Taubheit. Er wusste was geschehen würde, sollte er es schlucken, doch er konnte sich nicht wehren. Mit flehendem Blick schaute er die Frau an, die er einst geliebt hatte.

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Nur langsam wurde die Frau am Boden unter den Decken wach. Sie wusste nicht, wie lange sie schon dort gelegen hatte. Eine schwere Müdigkeit hatte ihr zu schaffen gemacht. Nur kurz wollte sie sich ausruhen, aber es musste mehr Zeit vergangen sein als gedacht, denn Mechar war zurück. Als sie sah, was ihr Mann dort tat, war die Müdigkeit schlagartig vergessen. Schneller als das Alter es erahnt hätte, hatte sie sich aufgerafft.

"Mechar, spucke es aus", krächzte sie fast, als sich die Stimme überschlug. Da sah sie seinen Blick, dieses Flehen, diese Klage. Aber... er galt seltsamerweise nicht ihr. Der Schlag traf sie unvorbereitet. Es brannte auf ihrer Brust und mit einem Mal sah sie eine andere, schemenhafte Gestalt, die vor dem Mann stand, dem sie einst ihr Herz geschenkt hatte.

Der Moment war nur kurz, aber er gewährte Einsicht in Dinge, die sie ebenso zu Boden riss wie das Gift ihren Mann.

Als die ersten zu ihrem Lager kamen, glaubten sie, Eruna klage über den Verlust ihres Mannes, doch sie klagte über weit mehr als das. Die Halskette lag dabei an der Stelle, an der dieser Schemen gestanden hatte, denn vom Hals hatte sie diese gerissen, als der Schmerz unerträglich geworden war.


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Er wusste nicht, ob er sich freuen oder sorgen sollte. Er hatte zwar gesiegt, denn diesen Fehler würde sie kaum erklären können, aber sie hatte ihn sehen können. Dabei war er nicht mal dort gewesen. Er hatte nur den Geist des Mannes beeinflusst. Seine Illusion sollte nur er sehen können.

"Wie war dies möglich?"

Er ballte die Faust. Die sonst ruhige Fassade bröckelte. Er hatte sie verloren... nicht nur Eruna. Er hatte auch den Kontakt zu den anderen verloren. Irgendwas war nicht richtig.

Re: Das Geheimnis der Steine

Verfasst: Do 15. Mai 2014, 20:43
von Sidhril
Dem Geheimnis auf der Spur
(Fernab von Imladris)

"Woher wissen wir, dass er uns nicht ausspioniert?"
"Er ist vor ihnen geflohen. Es war eindeutig."
"Es stimmt. Er hatte keine Furcht als ich ihn nahm. Er schien sich nicht mal vor den Luchsen zu fürchten."
"Ein mutiger Vogel... und so seltsam. Was weißt Du von solch weißem Gefieder?"
"Sie könnten aus dem blauen Gebirge stammen..."
"Meiner Heimat? Das wäre möglich. Doch was sucht er hier? Nein ich vermute er stammt aus den Bergen am Rande des Nenuial Sees."
"Der See des Zwielichts. Ja ich erinnere mich dunkel..."

Noch eine Weile länger sprachen die drei Zwerge über die mögliche Herkunft des Vogels, während dieser sich nur langsam wieder besann wo er war. Es war nicht seine Absicht gewesen, solch einen Aufruhr zu erzeugen, aber seine wachsamen Augen waren nicht wachsam genug gewesen. Es war fast so, als wenn sich die schwarzgefiederten Crebain zum Hügel plötzlich hingezogen gefühlt hatten. Diese plötzliche Richtungsänderung hatte ihn überrascht. Die Gestalten die ihm nicht völlig fremd waren, auch wenn er keinen von ihnen einer bekannten Stimme zuordnen konnte, schienen freundlich und so nahm er es hin, dass sich jemand seines Flügels annahm. Er spürte, dass von ihnen keine Gefahr ausging.

Als er jedoch die eine Wache sah, wie sie zwei flache Steine in den Händen hielt, wusste er, dass sie nichts Gutes bedeuten würden. Er riss seinen Schnabel auf und gab Laut.


"Ganz ruhig mein Freund. Lass mich ihn richten, dann schmerzt es nicht mehr so sehr", versuchte ihn der Zwerg zu beruhigen, der sich um ihn kümmerte.

Der Wunsch sich gegenseitig zu verstehen kam ihnen beide, doch ohne Aussicht auf Erfolg gehört zu werden, denn weder verstand der Zwerg die Vogelsprache, noch der Vogel die Sprache der Zwerge.


"Heho, haltet an. Lasst uns rasten", rief Glamnir gutgelaunt den anderen zu. Sie hatten gerade eine Brücke überquert, als sie sehen konnten, dass die Sonne schon weit vorangeschritten war. Im Süden offenbarte sich ihnen der wunderschöne Anblick von weitem Grasland. Von Menschen erbaute Höfe waren zu entdecken. Auf einem Hügel waren einige Gerätschaften für den Ackerbau zu erkennen. So friedlich es aber aussah, die meisten Höfe waren verlassen. Die Bedrohung durch den Feind war hier noch immer vorhanden, obwohl die meisten von ihnen versprengt waren.

"Wir sind bald am Ziel. Habt Ihr danach vor zurückzukehren?", fragte der jüngere der beiden Männer.
"Nein, mein Ziel ist Imladris. Ich bin nur am überlegen, welchen Pfad ich wählen soll."
"Dann will ich euch begleiten, denn auch ich würde gerne das verborgene Tal wiedersehen, in dem ich einst einige Monate verbracht hatte", kam es vom älteren der beiden Männer. "Auch kenne ich viele Wege, die auf keiner Karte eingezeichnet sind."
"Ich bezweifle das, denn Ihr kennt nicht alle Karten", sprach der Zwerg mit amüsiertem Tonfall.
"Dieser Punkt geht wohl an Euch."

Während sich der Tag dem Ende zuneigte, erwachten die ersten Sterne am Firmament. Erst waren sie kaum zu erkennen, dann wurden sie mit zunehmender Dunkelheit stärker. Als sich der ältere der beiden Männer wieder dem Zwerg zuwandte, bemerkte er, dass dieser bereits eingeschlafen war.


(währenddessen in Imladris)

Mit einem Pinsel strich die Elbe über den Stein, um die Spuren der Verbrennung zu beseitigen. Immer wieder wendete sie den Stein mit dem Wort des Boten. Das Wort der Offenbarung auf dem anderen Stein war ihr zu unsicher geworden, als einer der Gelehrten in alten Schriften einige Hinweise fand, wie solche Worte wirken.

Hîr Elrond hatte sie dabei unwissentlich auf eine Idee gebracht, als er die Steine in den Händen gehalten hatte. Auf dem Tisch hinter ihm stand eine mit Edelsteinen verzierte Vase. Sie hatte an die Einzelteile denken müssen, bevor diese zusammengesetzt war, als er sie plötzlich anlächelte. Er hatte gewusst woran sie gedacht hatte.


"Ihr habt soeben eine mögliche Lösung gefunden", hatte sie ruhig gesagt, bevor er ihr die Steine zurückgegeben hatte, damit sie ihren Ursprung herausfinden konnte.

Die Warnung vor dem Wort der Offenbarung ließ sie erneut innehalten. Ihr kam der Gedanke, dass jemand den Schlüssel bereits hatte, ihn nur nicht kannte.

Erst spät legte sie den Pinsel zur Seite, um sich ein wenig auszuruhen. Sie würde einiges mit dem Elben Tirbethel besprechen müssen... doch jetzt war nicht die Zeit zu reden. Es war Zeit zu ruhen.

Re: Das Geheimnis der Steine

Verfasst: Mi 21. Mai 2014, 23:39
von Sidhril
Wege des Schicksals
(Fernab von Imladris)

Schweigend musterte die Gestalt die Überreste des Steines auf dem Tisch. Immer noch lag ein leichter Brandgeruch in der Luft, denn die Kammer besaß nur ein Fenster, welches seit Tagen nicht geöffnet worden war. Er hatte seine Gründe dafür, denn er war sicher, einen Hinweis auf die Ursache finden zu können. Der gesamte Pfad bis zu seinem Endpunkt, dem Ort an dem die Krähe ein Geheimnis erfahren sollte, war ausgelöscht worden.

Seine Macht half ihm bei der Suche weniger als sein Wissen um die Wirkung von Erunas Zauber. Schließlich war sie es, die einen Zauber gewoben hatte, der alten Schriften aus Dor Gûl entnommen worden war. Ihm war noch immer ein Rätsel, wie sie an dieses Wissen gelangen konnte. Er würde sich auf einen alten Pfad begeben müssen, um sich Klarheit zu verschaffen, ob ein Verräter oder ein Spion im Spiel war. Doch in dieser Zeit würden die Pläne ruhen müssen. Ja es war ihr Zauber gewesen, aber die Ursache für dieses Missgeschick lag sicher an dem Fund im Rotsumpf. Ob dies auch die Ursache für seine Entdeckung war? Es war durchaus möglich.

Er dachte viele Jahre zurück, als seine Kräfte noch gering waren. Er war geschwächt durch die lange Gefangenschaft. Die lange Reise hatte ihr übriges getan. Und doch war er in den Norden gelangt, wo er auf die damals junge Eruna getroffen war. Sie hatte im Gegensatz zu anderen wenige Fragen gestellt. Sie wusste stattdessen Antworten. Das hatte ihn beeindruckt und auch davon abgehalten, sie zu vergiften mit seinen Worten. Er hatte gespürt, dass sie ihm noch nützen würde. Er hatte Recht behalten, denn sie besaß Wissen, welches ihm... abhanden gekommen war und auch neue Wege hatte sie ihm offenbaren können.

Erneut sah er diese Frau von vielleicht 30 Jahren, wie sie ihn in seinem Versteck überrascht hatte. Er hatte alleine sein wollen, doch sie hatte nur gesagt, dass er bleiben dürfe, wenn er mit ihr dem Wind lauschen würde.


"Aus dem Süden gekommen und doch scheint Ihr nicht fremd zu sein", hatte sie gesagt. Er war verwirrt gewesen, aber dann hatte er es verstanden, als er ihr weiter zugehört hatte. Sie hatte seinen Geist gemeint, das Wesen, was er nun war. Ja er war hier beheimatet gewesen vor ewig langer Zeit. Er hatte sich immer deutlicher daran erinnern können.

Es war schon seltsam darüber nachzudenken, dass wenn sie gescheitert wäre, er jetzt nicht sein würde. Hätte er den Weg gewählt, sie damals schon zu verderben, wäre er ebenso verloren gewesen. Nun war sie eine Gefahr, der er nun nicht begegnen konnte, denn ihr Volk beschütze sie sicher auch dann, wenn sie verbannt werden würde. Diese Banden waren schwer auseinanderzubrechen. Das hatte er in all den Jahren gelernt, seit er sie kennengelernt hatte. Seine Hoffnung – und bei dem Gedanken an dieses Wort musste er leise lachen – ruhte nun darauf, dass sie ihren Beteuerungen lange genug nicht glauben würden.

Er richtete seinen Blick nun auf etwas erfreulicherem. Die letzten Nachrichten aus dem Süden waren vielversprechend, wenn auch zu vage, um sich ein genaueres Bild zu machen. Würde sein Bote zurückkehren, würde er ihm deutlich machen, wie wichtig Details sind, gerade wenn es ums Schmieden von Allianzen ging. Es musste ja keiner erfahren, dass der andere Weg nicht mehr existierte.

Er benötigte die Reste nun nicht mehr, denn die Antwort war beinahe unwichtig geworden. Mit einer Handbewegung schleuderte er den Tisch zusammen mit dem Stein gegen die Wand, sodass beides zerbarst. Schritte näherten sich vor der Tür die kurz darauf aufgestoßen wurde.


"Was ist geschehen Herr?", fragte die Wache, als sie den zerstörten Tisch erblickte.
"Lasst es einfach wegräumen. Ich brauche es nicht mehr", sprach er ruhig. Eine Emotion war nicht zu erkennen, denn das Gesicht war hinter einer Maske versteckt.

"Sagt den anderen, dass ich mich für kurze Zeit nach Osten begeben werde."
"Und die Pläne?"
"Ich kehre bald zurück, also macht weiter wie bisher."
"Natürlich Herr", antwortete die Wache, ließ ihn passieren und machte sich sogleich an die Arbeit, die Reste wegzuräumen.

Re: Das Geheimnis der Steine

Verfasst: Mi 21. Mai 2014, 23:57
von Sidhril
Dem Geheimnis auf der Spur - Teil 2
(Fernab von Imladris)

Vor einer Wegkreuzung kam der Karren zum stehen. Die beiden Männer auf den Pferden links und recht davon hatten die Hände an die Waffen gelegt, als sich zwei gedrungene Gestalten von Norden her näherten. Der Zwerg auf dem Sitz des Karrens kaute auf etwas herum. Seine Augen waren auf die sich nähernden Gestalten gerichtet. In etwas 10 Schritten Entfernung blieben sie stehen, hoben gemeinsam die Hand zum Gruß und zeigten auf ihre Waffengürtel, an denen ihre Waffen befestigt waren – Waffen aus Zwergenfertigung.

"Sorgt Euch nicht Freunde, wir kommen mit guten Absichten", rief einer von ihnen.
"Freunde? Das wissen wir noch nicht Herr Zwerg. Was ist euer Begehr?", kam es vom älteren der beiden Männer zurück.
Da wandte sich der andere Zwerg Glamnir zu, der bisher ruhig zugehört hatte.

"Vemu Glamnir. Caku men Rasp?"
"Rasup men. Doch nun sprecht. Was können wir für euch tun?"

Die Worte wurden freundlicher, denn die Zwerge kannten sich wohl auch untereinander. Nur bei der Begrüßung hatten die Männer die Stirn kraus gezogen, kannten sie die Sprache nicht, in der nach dem Befinden gefragt wurde. Das Interesse war aber nach dem folgenden kurzen Gespräch geweckt. Bald schon befanden sich Zwerge, die Männer sowie der Karren in der Siedlung der Zwerge, wo ihr Oberhaupt bereits auf sie wartete.

"Das ist höchst beunruhigend. Sagt wer hat es beobachtet?", fragte Glamnir.
"Das waren wir alle", antwortete einer der Zwerge, der sich bisher im Hintergrund gehalten hatte.
"Natürlich haben wir sofort den Gipfel abgesucht und dann diese Steine gefunden. Wir ahnten sofort, dass es Unheil bedeutet", rief ein anderer.
"Warum habt ihr nicht bei den Waldläufern um Hilfe gebeten?"
"Das wollten wir, doch warum sie behelligen, wenn wir einen kundigen fragen können, der uns beinahe über den Weg läuft? Euer Wissen wäre von unschätzbarem Wert", sprach das Oberhaupt.

Glamnir konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, wenn es auch nicht an den Schmeicheleien lag. Er war froh darum, etwas zu tun zu haben. Der erste Blick auf die Steine hatte ihm bereits ausgereicht, um die Sprache zu erkennen. Nun würde er wissen wollen, was es bedeutet.


"In Ordnung, ich werde mich der Sache annehmen."
Beinahe zeitgleich ließen die beiden Männer die Schultern hängen.

Am nächsten Morgen setzten Glamnir und der jüngere der beiden Männer die Reise ins Tal der Waldläufer fort, während der ältere einen anderen Weg nahm, um eine Botschaft zu übermitteln. Dass der Mann dabei, ohne es zu wissen, einer nahenden Bedrohung auswich, ahnte er nicht.

Re: Das Geheimnis der Steine

Verfasst: So 25. Mai 2014, 18:46
von Sidhril
Die Worte werden enthüllt

Es war schon spät am Abend, als sie die letzten Worte niederschrieb. Lange stand sie anschließend am Fenster des Hauses, welches ihr einen wunderbaren Blick zum Wasserfall offenbarte. Faeniel fühlte sich seltsam frei, als wäre sie nun offen für etwas Neues. Sie hatte die Vergangenheit gesehen, Gutes wie auch Schlechtes. Das Gute hatte lange Zeit überwogen, bis sich erneut ein Schatten erhoben hatte. Immer wieder hatte sie ihre Feder geschwungen, um solche Ereignisse zu beschreiben.

Sie musste an die Geschehnisse in den Bergen von Evendim denken, als sie dort Kontakt zu den dort lebenden Menschen hatte. Viele waren erkrankt an dem Fleisch, welches die Jäger herangeschafft hatten. Es sollte eine Nachricht sein, eine Warnung, das Land nicht länger zu nutzen, ausgesprochen von den dort lebenden Gauredain. Die Parallele zu den Ereignissen in den Wäldern auf der anderen Seite der Bruinenfurt hatte sie zweifeln lassen, ob ihr Abschlussbericht aus dem Jahr 861 vollständig gewesen war, doch die Erreger waren diesmal andere. Es war eine andere Pilzkultur jedoch mit den gleichen Auswirkungen. Man konnte nicht leugnen, dass die Ähnlichkeit verblüffend war. Es war also purer Zufall gewesen, dass sich die Krankheiten ähnelten, nur hatte offenbar jemand anderes Interesse an ihrem Wirken gezeigt.

Sie wandte sich vom Fenster ab und blickte auf die schwarzen Steine. Sie hatte zwar diese Worte genau wie zuvor schon Tirbethel bestimmen können, aber ihre Wirkung war ihr verschlossen geblieben, bis sie Hîr Elrond selbst auf die Idee brachte, den Zusammenhang von einer höheren Ebene aus zu betrachten. Die Instinkte funktionieren ähnlich, egal ob es sich dabei um Tiere oder andere Lebewesen handelte. Ein Tier weiß auch ohne besondere Hinweise, wo es Futter finden kann oder dass Wasser den Durst löschen wird. Der Instinkt warnt einen vor Gefahren, so wie man zögert etwas zu tun, weil man glaubt, dass es falsch sei. Solcher Zauber kann also nur von besonders starken Mächten gewoben werden, wenn er so wirkt, wie sie es feststellen konnten.

Mit diesem Wissen war sie am nächsten Tag in die Halle des Feuers gegangen. Eine Karte unter dem Arm sowie den Beutel mit den schwarzen Steinen an der Seite trat sie zu Torendir. Gemeinsam bereiteten sie für die anderen die kleine Umgestaltung der Festtafel vor, die bald darauf von der Karte bis zur Hälfte bedeckt wurde. Sie reichte vom Hochmoor im Osten bis hinein ins Breeland im Westen sowie im Süden von den nördlichen Ausläufern von Eregion bis hin zu den Bergen im Norden, welche die Nordland dort auf natürliche Weise begrenzte.


Mit Weinkelchen in der Hand standen einige nun um die große Karte herum, während andere den Worten der Gelehrten lauschten. Ihre Erkenntnisse wollte sie bildhaft darstellen. Daher bat sie um die Blutsteine, die Ferelneth bei sich trug. Sie hatte sie zwar schon zuvor gesehen, doch den einen hatte sie als rötlichen Stein in Erinnerung gehabt, dessen Innenleben silbrig schimmerte. Nun waren sie alle ergraut, als sei nicht nur der Zauber erloschen, der auf ihnen gelegen hatte, sondern auch alles Leben verschwunden.

"Hier wurde der erste Stein gefunden, in Bar-e-Terchir, dem Ort, an dem ein Gauredain-Schamane ein Mittel herstellte, was uns diese Krankheit bescherte."

Sie legte den einen Blutstein an die Stelle auf der Karte, wo man Eryn Singor erkennen konnte. Der feine Schriftzug wurde nun von dem Stein verdeckt.

"Ihr müsst Euch diesen Stein wie einen Spion vorstellen. Wem sollte er etwas mitteilen und vor allem wie sollte es geschehen?"

Die zweite Frage war für sie nun leicht zu beantworten, denn es gab keinen anderen Schluss. Sowohl der Stein in Bar-e-Terchir, die Steine im Rotsumpf als auch die schwarzen Steine von der Wetterspitze bildeten gemeinsam eine Kette von Worten. Natürlich konnte kein dritter Stein auf der Wetterspitze gefunden werden, denn eigentlich gehörten die schwarzen Steine nicht direkt zusammen. Der Stein mit dem Wort des Boten hatte dabei eine Verbindung zu einem von zweien im Rotsumpf und dieser wiederum war mit dem letzten in der Kette in Bar-e-Terchir verbunden. Eine weitere Verbindung hatte der Stein mit dem Wort der Offenbarung, denn er war mit dem anderen Stein im Rotsumpf verbunden und dieser verband sich ebenfalls mit dem in Bar-e-Terchir.

Dies alles zu sehen wäre nicht möglich gewesen, wenn die Einflüsse aus Laenan nicht bemerkt worden wären. Wäre Pennuidhel nicht auf der Suche nach einer Krähe gewesen, hätte man es womöglich nicht bemerkt. Dass es eine Macht geschafft hatte, durch diesen Schleier zu dringen, bereitete ihr Sorgen. Die Karte zierten bald vier Steine. Der fünfte jedoch, der mit dem Wort der Offenbarung, blieb in ihrer Hand.


"Diese Steine mögen zwar leblos sein, doch was sie bewirken, taten sie nicht ohne das Zutun von anderen." Faeniels Blick war streng, das Gesicht einer Maske gleich.

"Um es mit anderen Worten zu sagen, sie wurden aktiviert durch den Willen einer Macht, die ihre Wirkung weise einzusetzen weiß und deren Ausmaß groß genug ist, um durch den Schleier zu dringen, der unseren Blick versperrt hatte.

Die passive Rolle der Steine mag nun unbedeutend wirken, aber wer sagt uns, dass diese beiden Worte nicht erneut ihre Wirkung entfalten können?"


Es wurde Zeit für einen Schluck Wein, denn diese Worte wogen schwer. Sie waren immer wieder wie durch Zufall auf Kleinigkeiten gestoßen, die in ihrer Gesamtheit jedoch ein immer größeres Bild zeichneten, so als würde ein Maler seine Pinselstriche immer wieder aufs Neue ansetzen auf einer endlos großen Leinwand. Selbst wenn sie noch nicht ahnen konnten, wie groß das Bild noch werden würde, die Umrisse einer größeren Bedrohung wurden immer deutlicher, nicht zuletzt durch die dunkle Sprache.

"Der Bote wirkte hier wie ein Überbringer einer Nachricht. Er sollte etwas weiter tragen, während die Offenbarung es in die andere Richtung tat. Er sollte Nachrichten empfangen. Nur wohin sollten die Nachrichten führen und wer hätte einen Nutzen davon?"

Es war tatsächlich noch nicht klar, wer der Empfänger der Nachrichten sein sollte. Der Stein in Bar-e-Terchir war hier nur der Spion, auch wenn er Teil der Kette war. Es war auch seltsam, dass sich ein gesprochener Zauber auf eher gewöhnlichen Edelsteinen mit Runenwörtern mischt. Ohne Zweifel war, dass hier böse Mächte ihre Finger im Spiel hatten. Offen blieb die Frage nach dem Nutznießer. Die Rolle der Halborks war hierbei ebenso unklar und eine Nachricht von den Freunden aus dem Westen gab es noch nicht, um dieses Rätsel zu lösen.

So standen sie weiter über die Karte gebeugt um zu überlegen, wohin ihre Suche noch führen wird. In einem ruhigen Moment trat Elinneth zu Torendir, um ihm etwas zuzuflüstern.

Re: Das Geheimnis der Steine

Verfasst: Mo 26. Mai 2014, 20:07
von Sidhril
Ein Ruf aus dem Norden

Während die Elben um Faeniel noch über ein mögliches Ziel nachdachten, traf bei den Ställen ein Reiter ein. Es war der Waldläufer aus dem Norden namens Canhun, der von Glamnir ausgesandt worden war, um eine Botschaft zu überbringen. Die lange Reise hatte Spuren hinterlassen. Sowohl Reiter als auch Pferd waren erschöpft. So hatte sich der Mann eine Rückkehr eigentlich nicht vorgestellt, aber der Anblick des Tals erfreute sein Herz. Es war lange her, dass er diese innere Ruhe verspüren konnte. Der Anblick all dieser Elben rief in ihm Erinnerungen hervor, als er in jüngeren Jahren hier verweilte.

Vor acht Jahren hatte ihn der Ruf seiner Brüder ereilt und so war er nach Tinnudir gegangen. Es hatte ihn geschmerzt, erneut diese Zerstörung zu erblicken. Die Trümmer des damaligen Reiches waren zum großen Teil im Nenuial-See verloren. Vergessen war jedoch nicht ihre Pracht. Er war mit der Hoffnung gekommen, dass sie Lehren aus der Geschichte ziehen könnten. So war es kein Wunder, dass er sich vor etwa zwei Jahren mit dem Zwerg Glamnir anfreunden konnte, der nach Tinnudir gekommen war.

Lange Zeit hatte dieser in Bruchtal verbracht doch ursprünglich stammte er aus den Ereth Mithrin, dem Grauen Gebirge. Oft hatte Canhun von den Geschichten um den Erebor gehört. Ebenso oft hatte er das Selbstmitleid des Zwerges vernommen, der sich nicht an der Schlacht der fünf Heere beteiligt hatte. Seine Arbeit auf Tinnudir bestand darin, die Aufzeichnungen und Relikte zu ordnen sowie zu katalogisieren. Der Bergfried war kein geeigneter Ort auf Dauer, so dass beschlossen worden war, einiges nach Esteldín und nach Bruchtal zu bringen, wo es sicher verwahrt werden konnte.

Nun hatten sich andere Ziele ergeben. Das was er in Othrikar erfahren konnte, mochten vielleicht nur die Gelehrten in ihrer Gesamtheit verstehen, doch er war nicht so naiv zu glauben, dass sie auf eine unbedeutende Kleinigkeit gestoßen waren.


"Bringt diese Botschaft nach Bruchtal zu meinem Freund Torendir. Sprecht mit Herrn Elrond und den anderen über unsere Entdeckung, denn ich werde hier Hilfe benötigen. Wir wissen nicht, was uns noch alles erwartet, aber ich spüre, dass es etwas sehr Übles ist."

Die dunkle Sprache war ihm zwar nicht bekannt, doch diese Worte, Bote und Offenbarung, die hatte er wohl gehört. Auch was sie gesprochen hatten, dass die Spur nach Süden aber auch nach Nordosten führte, hatte ihn nur gerade so viel rasten lassen, wie er Schlaf benötigte. Nun war er endlich an seinem Ziel angelangt, ausgelaugt und müde. Seine Füße trugen ihn zum letzten heimeligen Haus. Als sich die Tür von innen öffnete, trat ein Elb heraus, um dann kurz darauf auf ihn zuzugehen.

"Le suilon mellon. Im Torendir", begrüßte ihn der Elb freundlich.
"Seid Ihr der Bote, von dem mir gesagt wurde, dass er mich suchen würde?"

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Ohne eine Miene zu verziehen, las Torendir die Nachricht, die ihm der Waldläufer Canhun gebracht hatte. Er war innerlich zerrissen zwischen Bestürzung und Freude. Bestürzt war er über die Tatsache, dass sie nun seit Stunden um eine Karte standen und die ganze Zeit den Westen im Blick hatten. Bestürzt war er ebenso, dass das Ziel offenbar in eine Richtung führte, die ihm überhaupt nicht behagte und von der er gehofft hatte, dass sich andere Antworten ergeben würden.

Erfreut war er ebenso, denn nun ergab sich ein viel klareres Ziel. Vorbei war die Zeit des Ratens. Nun folgten die Antworten auf all ihre Fragen. Sie mussten nur nach ihnen greifen. Erfreulich war auch, dass Glamnir bald vorhatte, wieder nach Imladris zu kommen. Wer nur aber der Freund sei, der ihn in Othrikar erwarten würde, war ihm nicht klar. Er kannte weder Zwerge noch Waldläufer in diesen Landen.

Langsam betrat er wieder die Halle des Feuers. Fragende Blicke trafen ihn, da er ein wenig in Gedanken versunken schien. Dem Beispiel von Faeniel folgend, nahm er einen Kelch und schob ihn auf die Karte. Immer weiter wurde er geschoben, bis er beinahe am Nordrand der Karte platziert war.


"Unser Ziel wird Othrikar sein, denn an diesem Ort wurden ebensolche Steine gefunden, wie wir sie auf der Wetterspitze fanden. Ihr dürft erraten, welche Worte darauf zu finden waren."

"Vielleicht Bote? Offenbarung?" fragte Ferelneth.

"Ganz recht. Wir haben also ein weiteres Glied der Kette gefunden. Wenn wir mehr erfahren wollen, müssen wir uns wohl zu den Zwergen begeben, denn diese Nachricht stammt von einem Freund.

Ihr dürftet ihn kennen. Es ist Glamnir, jener Archivar, der uns schon die Aufzeichnungen aus Tinnudir übergeben hatte."


Nun ergab vieles einen Sinn. Es wurde oft über den Norden spekuliert aufgrund der Kleidung der drei Männer. Der Norden war nun auch ihr Ziel. Noch immer hoffte er, dass sich Glamnir mit seiner Annahme irren würde, dass die Spur nach Nordosten führte aber die Hoffnung schwand immer mehr.

Sie würden dem Ruf aus dem Norden also folgen. Vorräte mussten beschafft werden genau wie Kleidung für die Berge. Waffen würden ausgebessert werden, die Sehnen überprüft, die Klingen geschärft. Es würde eine Reise ins Ungewisse werden, denn diese Lande dort oben lagen im Zwielicht, so dass sie auf alles vorbereitet sein mussten.


"Dies sei nun euer Weg. Mögen die Valar über euch wachen", sprach Faeniel zum Abschied. Den schwarzen Stein - die Offenbarung - nahm sie dabei mit, gefolgt von Elinneth, denn gemeinsam wollten sie diesen zerstören, damit das Wort kein Unheil über Imladris bringen konnte.

Alles Weitere lag nun in den Händen der Thela Estel und ihrer Freunde.

Torendir musste an Faeniels Worte denken, als er die Karte zurück in Elronds Bibliothek brachte. In ihrer Stimme hatte ein merkwürdiger Unterton mitgeschwungen, so als ob es ein endgültiger Abschied war. Vielleicht war es das auch, denn sie wussten nicht, was sie noch erwarten würde.

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Lande im Zwielicht

Verfasst: Mo 9. Jun 2014, 22:21
von Sidhril